GELD-Magazin, November 2019

2004 von ÖGUT auf freiwilliger Basis be- wertet und zertifiziert. Damit hat sich für die gesamte Branche ein wichtiger Nach- haltigkeitsstandard entwickelt“, erklärt der diesjährige ÖGUT-Bericht. Im ÖGUT (Österreichische Gesell- schaft für Umwelt und Technik)-Markt- bericht wird deutlich, dass die Vorsorge­ kassen, mit einem Marktanteil von 52 Prozent, die mit Abstand wichtigsten und bedeutendsten institutionellen In­ vestoren im Bereich der Nachhaltigen Geldanlage darstellen. Fünf der acht Vorsorgekassen wurden für das Be- richtsjahr 2018 mit Gold ausgezeichnet (BONUS, fair-finance, NÖ Vorsorgekas- se, Valida Plus und VBV), drei mit Silber (Allianz, APK, BUAK). Bei den Pensions- kassen findet sich hingegen nur die BO- NUS Pensionskasse (Bronze) als ÖGUT- geprüftes Institut. VERSICHERER ZIEHEN NACH Auch wenn die Vorsorgekassen als Pioniere in Sachen nachhaltiger Geld- anlage gelten, sind auch die Versiche- rer längst auf den grünen Zug aufge- sprungen. Dabei lag zu Beginn des Jah- res vor allem die Präferenz im Rückzug aus den Kohleinvestments. Die UNIQA ist mit Ende Jänner aus allen kohleba- sierten Investments ausgestiegen und hat ihre Anteile an Unternehmen, die zu- mindest 30 Prozent ihres Umsatzes mit Kohle verdienen, abgestoßen. Auch die Generali Group zieht sich aus den der- zeitigen Beteiligungen im Kohlesektor schrittweise zurück. Aber wohin mit den Kundengeldern? Die Generali Group er- höht entsprechend ihrer Klimastrategie ihre Investments in „grüne“ Sektoren bis 2020 um 3,5 Milliarden Euro. Die VIG hat sich zum Ziel gesetzt, den Anteil um- weltfreundlicher Investitionen zu erhö- hen, wie z.B. in Investitionen in Erneuer- bare Energien, grüne Anleihen, umwelt- freundliche Baumethoden oder in die Er- neuerung bestehender gemeinnütziger Gesellschaften. Neben Ausschlusskrite- rien und Best in Class-Ansatz erfolgt ein Screening in Bezug auf internationale Normen, wie z.B. dem UN Global Com- pact, dem viele Versicherer wie Generali, Allianz, Helvetia oder die Zurich-Gruppe auch beigetreten sind. KEINE RENDITESORGEN Zeilinger von fair-finance rechnet vor, wie das potenzielle Anlageuniversum durch Ausschlusskriterien und Best in Class-Ansatz schrumpft: „Aufgrund von Ausschlusskriterien, die wir gemeinsam mit unserem Kundenbeirat erarbeiten, wird das Universum um 25 Prozent redu- ziert. Mittels Best in Class fallen die zu- mindest 50 Prozent schlechtesten Emit- tenten hinsichtlich ESG aus dem Uni- versum.“ Dass ein eingeschränktes An- lageuniversum eine negative Auswirkung auf die Performance der Vorsorgekassen hat, scheint dabei aber nicht zuzutreffen. Im Gegenteil: In einem Test des VKI er- hielten die drei besten Vorsorgekassen im Bereich Performance (fair-finance, Valida Plus, NÖ Vorsorgekasse) auch die höchste Punktanzahl im Bereich Nach- haltigkeit (ÖGUT Gold-Zertifikat). Damit zeigt sich, dass Nachhaltigkeitsfaktoren oft einen erheblich positiven Einfluss auf die finanzielle Performance eines Invest- ments haben. Die VBV erklärt hierzu: „Unter anderem haben sich Kundenzu- friedenheit, Mitarbeiterförderung, Stra- tegien im Bereich Forschung und Ent- wicklung sowie die Beachtung von CO 2 - und Energieintensität als wichtige Stell- größen für den langfristigen Unterneh- menserfolg herauskristallisiert.“ 2005 entwickelte die VBV den Nach- haltigkeitsindex VÖNIX. Er beinhaltet jene an der Wiener Börse notierten hei- mischen Unternehmen, die hinsichtlich ökologischer und gesellschaftlicher Ak- tivitäten und Leistungen führend sind. Seit 2005 weist der Index eine Gesamt­ rendite von rund 20 Prozent auf und konnte den ATX Prime als Benchmark deutlich hinter sich lassen. Und auch die Zukunft für nachhaltige Investments sieht rosig aus: Schon allein aufgrund der Ziele des Pariser Klimaabkommens werden laut EU zusätzliche Investitionen von 180 Milliarden Euro pro Jahr not- wendig werden, daher wird es in Zukunft zu einer noch stärkeren Verlagerung hin zu nachhaltigen Investments kommen. 2018 wuchsen die „verantwortungsvollen Investments“ in Österreich um 66 Prozent auf 65 Milliarden Euro und die Nachhaltigen Geldanlagen um 43 Prozent auf 21,8 Milliarden Euro. VERSICHERUNG | Nachhaltigkeit 78 | GELD-MAGAZIN – November 2019 „Ich würde mich darüber freuen, wenn der EU-Ak­ tionsplan auch einige Anlage- restriktionen auf­ heben würde.“ Markus Zeilinger, Vor- stand, fair-finance Vorsorgekasse ESG-PORTFOLIOS LEGEN IN ÖSTERREICH DEUTLICH ZU in Mrd.Euro Quelle:ForumNachhaltigeGeldanlagen 2014 2015 2016 2017 2018 50 60 40 30 20 10 0 29,2 9,5 32,6 10,7 34,0 13,2 39,1 15,2 21,8 Verantwortungsvolle Investments (inkl.Nachhalt.Geldanlagen) Nachhaltige Geldanlagen 65,0 CREDIT: Lukas Pelz/primephoto

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