GELD-Magazin, November 2019

D er Begriff „Green Bond“ be- schreibt ein festverzinsliches Wertpapier, das zur Kapitalbe- schaffung für Aktivitäten zur Linderung bzw. Verhinderung von Umwelt- und Kli- maschäden dient. Genau genommen sind diese Instrumente somit auf den Umweltbereich fokussiert, zur Kapital- aufbringung für Wasserkraftwerke oder Solarparks, um nur zwei Beispiele zu nennen. BREITE VIELFALT Es gibt aber noch weit mehr Formen nachhaltiger Anleihen, die aber gerne unter dem Begriff Green Bonds zusam- mengefasst werden. Zum Beispiel hät- ten wir da Social Bonds, die auf gesell- schaftliche Gerechtigkeit, Arbeitsplatz- beschaffung etc. abzielen. Es existie- ren aber auch schon Anleihen, die spe­ ziell für leistbares Wohnen oder Wasser­ versorgung konzipiert worden sind. Am besten ist es, all diese Variationen als Sustainable Bonds zusammenzufassen, denn einen nachhaltigen Zweck wollen alle diese Anleihen erfüllen. Und noch eines haben sie gemeinsam: Ihre Beliebt- heit steigt kontinuierlich. Martin Cech, Anleihen-Experte bei der Erste Asset Management (ESPA), erklärt: „Das An- gebot ist in der Tiefe und Breite massiv gewachsen und der Trendpfeil ist nach wie vor aufwärts gerichtet.“ So betrug im Vorjahr der Markt für nachhaltige Anlei- hen rund 170 Milliarden Dollar, heuer soll er Schätzungen zufolge in Richtung der 200 Milliarden-Marke vorrücken. Cech: „Es kommen ständig zahlreiche neue Emittenten hinzu, unter den Staa- ten etwa Belgien, Frankreich mit einem großen Volumen oder die Niederlande. Übrigens war Polen das Land, das den ersten Green Bond auf staatlicher Ebene begeben hat.“ Aber auch Bundesländer- Gemeinden lancieren solche Anleihen, so hat etwa die Stadt Malmö gleich zwei nachhaltige Bonds ausgegeben. Nicht zu vergessen sind natürlich „grüne“ Unter- nehmensanleihen, wobei hier vor allem Finanzdienstleister führend sind. Emit- tenten gibt es rund um den Globus, von Österreich bis China. NOCH AUFHOLBEDARF Apropos Österreich: Hier war es der Verbund, der bereits 2014 mit einem solchen Produkt vorstieß. Es folgten ohne Anspruch auf Vollständigkeit Hypo Vorarlberg, Raiffeisen Bank International oder die Kommunalkredit. Interessant ist, dass hingegen auf der Governance- Seite von Österreich noch nichts ge- kommen ist. Hier erwarten Experten wie Cech, dass sich das in absehbarere Zeit ändern und dem grünen Trend Ausdruck gegeben werden wird. Auch Angelika Sommer-Hemetsberger, für den Kapi- talmarkt und Treasury-Bereich zustän- diges Vorstandsmitglied der Oesterrei- chischen Kontrollbank (OeKB), glaubt an eine weiter steigende Tendenz bei Green Bonds: „Die Stimmung dafür stimmt und das Bewusstsein wächst. Nachhal- tige Anleihen werden verstärkt von Inve- storen nachgefragt, es handelt sich dabei also um keine rein von Emittenten getrie- bene Idee.“ Die OeKB hat vor Kurzem ihren er- sten Sustainability Bond begeben, er hat eine Laufzeit von sieben Jahren, das Vo- CREDIT: OeKB/Sailer; Zffoto/stock.adobe.com MÄRKTE & FONDS | Nachhaltige Anleihen 32 | GELD-MAGAZIN – NOVEMBER 2019 Der Trend zu noch mehr Nachhaltigkeit in der Geldanlage ist eindeutig und hat nun auch den Bereich der Anleihen erfasst. Das Volumen sogenannter Green oder Sustainability Bonds ist in den vergangenen Jahren massiv gestiegen, macht aber noch immer nur einen relativ kleinen Bestandteil des Gesamtmarktes aus. Harald Kolerus Erfolgsgeschichte „in Grün“ „ Das Angebot an nach- haltigen Anleihen ist sowohl in der Breite als auch in der Tiefe massiv gewachen. “ Martin Cech, Erste Asset Management VOLUMEN NACHHALTIGER ANLEIHEN WÄCHST KRÄFTIG Anfang des Jahrzehnts noch kaum vorhanden, legten Green Bonds & Co. in den vergangenen Jahren kräftig zu, Tendenz weiter stark steigend. Quelle:altii.de 2018 2017 2016 2015 2014 2013 2012 2011 180 160 140 120 100 80 60 40 20 0 Neu-Emissionen Mrd.USD

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