GELD-Magazin, Oktober 2019

D ie staatlich geförderte Zukunfts­ vorsorge (PZV) wurde im Jahr 2003 ins Leben gerufen. Nach einem dynamischen Wachstum in den Anfangsjahren ist sie aber seit der Kür­ zung der staatlichen Prämie und ange­ sichts allgemein unattraktiver Anlage­ ergebnisse im Niedergang begriffen. So schrumpft die Zahl der verwalteten Ver­ träge bereits das fünfte Jahr in Folge und auslaufende Altverträge werden nur zu einem kleinen Teil durch Neuverträge er­ setzt. So meldeten alle Versicherungs­ unternehmen eine Abnahme der Bestän­ de an PZV-Verträgen (s. Grafik unten). Mit der EU-Verordnung zur Einfüh­ rung eines Europäischen Vorsorgepro­ dukts (PEPP) könnte nun aber wieder Be­ wegung in die private Zukunftsvorsor­ ge kommen. Dabei sind die Ziele hoch gesteckt: Pensionslücken schließen, Ar­ beitnehmer grenzüberschreitend mobili­ sieren und Kapitalmärkte dynamisieren. „Es wird sich zeigen, inwiefern diese Ziele miteinander vereinbar sind“, meint dazu Elisabeth Stadler, Generaldirektorin der Vienna Insurance Group (VIG). Durch PEPP sollen immerhin europaweit bis 2030 rund 700 Milliarden Euro mehr in die private Vorsorge fließen. „Das PEPP wird eine Chance sein, mit einem stan­ dardisierten Produkt und staatlicher Förderung in der dritten Säule vorzu­ sorgen“, hofft auch Martin Sturzlbaum, Chef der Lebenssparte bei der Generali Österreich. STEUERLICHE FÖRDERUNG ENTSCHEIDEND Für Sturzlbaum ist der Erfolg dieses Produktes von der steuerlichen Förde­ rung abhängig: „...deren Höhe wird die Attraktivität des Produktes maßgeblich beeinflussen“. Auch für Stadler ist die steuerliche Behandlung ganz entschei­ dend für den Erfolg. Dabei ist gerade in Österreich das Zusammenspiel mit dem „alten“ Produkt PZV zu lösen. „Idealer­ weise sollte ein adaptiertes Zukunftsvor­ sorgeprodukt als PEPP-Produkt konzi­ piert werden“, so Sturzlbaum. Für den Konsumentenschutz gilt das Prinzip Hoffnung: „Die staatlich ge­ förderte Zukunftsvorsorge (PZV), die als Volksvorsorgeinstrument gedacht war, ist kein gutes Produkt, sowohl was die hohen Kosten betrifft, als auch die krampfhafte Kombination aus Aktien und Garantie“, erklärt Ulrike Weiß, Lei­ terin der Konsumentenschutzabteilung der AK Oberösterreich, „Ich sehe das PEPP als Chance, ein einfaches Renten­ produkt zu bekommen, das kapitalga­ rantiert und kostengedeckelt ist. Nur so kann auch eine staatliche Förderung an­ gedacht werden.“ VORSORGE VERBUNDEN MIT MOBILITÄT Die UNIQA sieht gerade für eine inter­ national agierende Versicherungsgruppe im PEPP die Möglichkeit, ein und das­ selbe Produkt in allen UNIQA-Ländern zu vertreiben. Aber auch für die Kunden wird die Übertragbarkeit des neuen pan­ europäischen Produkts Vorteile bringen. „Sie können auch nach einem Umzug in einen anderen Mitgliedstaat weiter Bei­ träge für ihr PEPP zahlen“, so die UNIQA in einer Aussendung. Ähnlich sieht dies die Allianz: „Wir begrüßen die Idee, die Altersvorsorge für mobile Arbeitnehmer in Europa mitnahmefähig zu machen, da dies speziell für junge Leute die Be­ denken gegenüber langfristiger Vorsorge reduzieren sollte.“ Kritisch äußerte sich hingegen Johanes Martin, CEO der VIG VERSICHERUNG | PEPP 80 | GELD-MAGAZIN – OKTOBER 2019 Mitte Juni 2019 wurde durch den EU-Ministerrat die Einführung des „Pan-Europäischen-Pensions-Produkts“ (PEPP) mit einer Verordnung auf den Weg gebracht. Damit könnte auch der prämienbegünstigten Zukunfts- vorsorge (PZV) in Österreich neues Leben eingehaucht werden. Christian Sec AufgePEPPte Privatvorsorge DER BESTAND AN PZV-VERTRÄGEN NIMMT DEUTLICH AB Seit 2013 werden weniger prämiengeförderte Zukunftsvorsorge-Verträge neu abgeschlossen als Altverträge auslaufen – besonders stark bei den Produkten der Fondsgesellschaften. Quelle:FMA Versicherungen Fondsgesellschaften per 31.12., inTausend 1.600 1.400 1.200 1.000 800 600 400 200 0 686 83 885 102 1073 114 1223 118 1332 118 1422 118 1496 118 1541 97 1541 95 1520 71 1451 54 1354 23 1275 15 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

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