GELD-Magazin, Oktober 2019

D ie Erste Säule unseres Pen­ sionssystems, also das staat­ liche Umlageverfahren, ächzt aufgrund der demografischen Entwick­ lung gewaltig. Nun will niemand diesen wichtigsten Pfeiler kippen, er benötigt ganz im Gegenteil zusätzliche Unterstüt­ zung. Neben der individuellen Vorsorge (Dritte Säule) eignen sich dafür beson­ ders die kollektiven Betriebspensionen als sogenannte Zweite Säule. Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverban­ des der Pensionskassen und Vorstands­ vorsitzender der VBV Vorsorgekasse, sieht hier erfreuliche Entwicklungen: „Das Veranlagungsvolumen der hei­ mischen Pensionskassen wächst stetig und hat zuletzt 23,5 Milliarden Euro er­ reicht. Auch die Zahl der Leistungsbe­ rechtigten nimmt zu und nähert sich schrittweise der Marke von einer Million. Die Bedeutung der betrieblichen Vorsor­ ge für das heimische Pensionssystem ist also deutlich erkennbar.“ FÜNF PROZENT JÄHRLICH Auch mit der Performance zeigt sich der Experte zufrieden: „Seit der Grün­ dung des Pensionskassensystems in den 1990ern kommen wir auf durchschnitt­ lich über fünf Prozent plus pro Jahr, eine saubere Leistung. In den letzten zehn Jahren waren es mehr als vier Pro­ zent per annum, und das trotz der seit 2008 herrschenden Niedrigzins- bzw. so­ gar Nullzinsphase. Auch die kurzfristige Betrachtung fällt positiv aus: Im ersten Halbjahr 2019 kommen wir auf 6,7 Pro­ zent plus. Also praktisch gleichgültig, welchen Vergleichszeitraum man heran­ zieht, die heimischen Pensionskassen entwickeln sich solide und sind auch für die Zukunft gut gerüstet.“ FORDERUNGEN AN NEUE REGIERUNG Die Kehrseite der Medaille laut Za­ kostelsky: „Die Entwicklung hin zu einer Flächendeckung der Zweiten Säu­ le könnte sogar noch schneller gehen, wenn die Politik die nötigen Rahmenbe­ dingungen schaffen würde.“ Deshalb ha­ ben die österreichischen Pensionskassen mehrere Forderungen ausgearbeitet, die sich an die Politik und somit nicht zuletzt an die neue Regierung richten. Erstens steht die Förderung von Arbeitnehmerbeiträgen in die Pensions­ kassen auf der Agenda. „Durch die steuerliche Absetzbarkeit bzw. ein Prä­ mienmodell für Geringverdiener würde mehr Aufmerksamkeit geschaffen, Ar­ beitnehmer würden bei ihren Arbeitge­ bern und Betriebsräten nachfragen. Ein wichtiger Funke, der für noch mehr Be­ wegung sorgen könnte“, so Zakostelsky. Zweitens fordert der Experte: „Der Arbeitgeber kann derzeit zwar die Beiträ­ ge für seine Mitarbeiter als Betriebsaus­ gabe steuerlich absetzen, aber nicht für sich selbst. Daher sollen die Eigenbei­ träge der Arbeitgeber ebenso steuerlich absetzbar sein.“ Drittens wird die Schaffung eines „Generalpensionskassen-Vertrags“ an- geregt. Hintergrund: Bislang können Arbeitnehmer, die bereits einen Pen­ sionskassen-Vertrag haben, das in ei­ ner Vorsorgekasse („Abfertigung Neu“) CREDIT: beigestellt,VIG/Alexandra Eiziger VERSICHERUNG | Betriebliche Vorsorge 78 | GELD-MAGAZIN – OKTOBER 2019 Das staatliche Pensionssystem stößt bekanntlich an seine Belastungsgrenzen. Als wichtigste Ergänzungs- möglichkeit kristallisiert sich immer mehr die betriebliche Vorsorge heraus, deren Bedeutung stetig wächst. Hier lesen Sie, wie die Zweite Säule weiter gestärkt werden sollte und wie Unternehmen und Angestellte von diesem System profitieren können. Harald Kolerus Zweite Säule wird stabiler PERFORMANCE DER ÖSTERREICHISCHEN PENSIONSKASSEN Im Zehnjahresvergleich kommen die heimischen Pensionskassen auf eine durchschnittliche Performance von über vier Prozent per annum. Performance (Durchschnitt: 4,1% p.a.) Die Pensionsveränderung steht inAbhängigkeit von der Performance per annum,Rechnungszins (RZ) und Schwankungsrückstellungen Pensionsentwicklung (Rechnungszins 3,5%) 2009 bis 2019: +4,2% pro Jahr 9,0% 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 570,- 550,- 530,- 510,- 490,- 470,- 450,- 6,5% 8,4% 5,1% 7,8% 6,1% 4,2% 2,3% –3,0% –5,2% 10% 8% 6% 4% 2% 0% -2% -4% -6% Startpension 468,- pm seit 10 Jahren regelmäßige Pensionserhöhung 469,60 Pensionshöhe inEuroproMonat Performancep.a.

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