GELD-Magazin, Oktober 2019

SCHOCK VORERST VERDAUT. Erfahrene Börsianer mögen folgenden Spruch: Politische Börsen haben kurze Beine. DieseWeisheit schien sich auch wieder im September zu bewahr- heiten, als ein Drohnenangriff (nicht vollständig geklärten Ursprungs) die wichtige saudische Aramco-Ölanlagen erschütterte. Innerhalb nur weniger Stunden schoss daraufhin der Preis zunächst um fast 20 Prozent in die Höhe. Denn die Angst war groß, dass die globale Ölversor- gung ohne einwandfreie Logistik in Saudi-Arabien um fünf Prozent reduziert werden müsse. Noch am gleichen Tag drehten sich die Preise jedoch wieder, als die Märkte begannen, die Schäden abzuschätzen und sich weniger pessimistisch zeigten. Allerdings können politische Börsen (und Terrorismus ist letztlich auch ein politisches Mittel) durchaus lange Schatten werfen. Der massive Angriff erinnert nämlich an die geopolitischen Risiken in der Region und die potenziellen Versorgungsengpässe, die in der Folge solcher Ereignisse auftre- ten können. Kriegsgefahr schwebt außerdem wie ein Damoklesschwert über dem Nahen Osten. Weiters bleibt fundamental das Öl- Nachfragewachstum weitgehend stabil. Die Rohstoffexperten von ETF Securities sehen daher für Öl weiterhin Aufwärtspotenzial: Ein ehrlicherer Preis für Brent angesichts der geo­ politischen Risiken liege im Bereich von 70 bis 75 Dollar pro Barrel. (hk) SPEZIELLE SITUATION. Industriemetalle haben es im gegenwärtigen Umfeld nicht leicht, denn alle Wirtschaftsindikatoren signalisieren ein Abkühlen der Konjunktur praktisch rund um den Globus. Auch Ängste vor einer Rezession stehen im Raum. Das hat zur Fol- ge, dass die Nachfrage nach Industriemetallen enden wollend ist und die Preise darunter leiden. Alle Preise? Nein. Nickel sticht durch eine schöne Performance innerhalb des insge- samt schwachen Sektors positiv hervor. Wie lässt sich das erklären? Nickel profitierte von einer Spezial-Situation, nämlich der Ankündigung, dass das erst für 2022 erwartete Verbot der indonesischen Erzausfuhr auf Jänner 2020 vorgezogen wurde. Hintergrund: Indonesiens Regierung will mit dieser Vorgehensweise die Wertschöpfung im eigenen Land erhöhen. So- mit wachsen die Angebotssorgen bei Nickel, wobei Indonesien der mit Abstand führende Nickelproduzent ist. 400.000 Tonnen werden dort pro Jahr gefördert, die Philippinen folgen mit nur 230.000 Tonnen weit abgeschla- gen auf Rang zwei. Besonders schwer fällt ins Gewicht, dass der Rohstoff immer stär- ker im Bereich der Elektroautobatterien und Akkumulatoren für Elektrogeräte zum Einsatz kommt. Der anhaltende Boom in der E-Au- tobranche könnte nun die ohnedies enge Angebotssituation noch weiter belasten und die Preise in die Höhe klettern lassen. (hk) NICKEL | Rally „im Geheimen“ ERDÖL | Kurze Beine, lange Schatten RISIKOAUFSCHLAG | Der Drohnenangriff in Saudi-Arabien führte nur zu einem kurzzeitigen Ausschlag der Ölpreise. Das Bedrohungspoten- zial in der heiklen Region könnte aber langfristig als Treiber wirken. CHARTS:Tai-Pan/MountainView Data; FOTOS: pixabay; david hughes & zoneteen/stock-adobe.com ÖLPREIS (BRENT) NICKELPREIS ROHSTOFFE | Aktuelle Trends 66 | GELD-MAGAZIN – OKTOBER 2019 PROFITEUR | Nickel kommt in der Branche für Elektromobilität eine weiter steigende Bedeutung zu. Der Trend zu E-Autos und das angekündigte Exportverbot Indonesies verleihen dem Rohstoff jetzt Flügel.

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