GELD-Magazin, September 2019

I n den kommenden Wochen stehen einschlägige Veranstaltungen auf der Agenda – am 23.9. das „Social Entre­ preneurship Forum, am 25.9. tagt die Ar­ beitsgruppe rund um die Überarbeitung des Österreichischen Umweltzeichens UZ 49, am 26.9. das „Sustainable Fi­ nance Forum“ von Baker McKenzie mit Vertretern aus Politik und Industrie und am 10. Oktober der Workshop „Klima­ wandel“ in der OeKB. PRAXISRELEVANTE LEITLINIEN Valdis Dombrowski, der für Finanz­ stabilität, Finanzdienstleistungen und die Kapitalmarktunion zuständige Kom missionsvizepräsident, fand deutliche Worte: „Angesichts der drohenden Klima katastrophe gibt es zur Umstellung auf ein klimaneutrales Wirtschaftsmodell keine Alternative.“ Doch worum geht es eigentlich? Die von Dombrowski im Sommer prä­ sentierten Leitlinien enthalten erstmals konkrete Empfehlungen und scheinen auch die österreichischen Akteure – so­ gar in Zeiten der Übergangsregierung – aufgeweckt zu haben. Die Leitlinien orientieren sich an den Vorschlägen der Sachverständigengruppe für ein nach­ haltiges Finanzwesen (TEG), bestehend aus 35 Experten aus Zivilgesellschaft, Lehre, Forschung, Industrie und Finanz­ wirtschaft, und enthalten erstmals ganz konkrete Vorschläge. ACHT PUNKTE FÜR EINE NACHHAL- TIGE ENTWICKLUNG Die Aspekte, auf die es besonders ankommt, haben die langjährig im Be­ reich des nachhaltigen Investments tä­ tigen Organisationen CRIC, FNG, ÖGUT und oekofinanz21 in der Stellungnah­ me „Nachhaltigkeit mit Breitenwirkung umfassend vorantreiben“ zusammenge­ fasst. Folgende acht Punkte sind dabei von zentraler Bedeutung: 1. Offenlegungspflichten für alle Finanz­ produkte festschreiben 2. Soziale und Governancebezogene Ziele verbindlich aufnehmen 3. Eine vollständige Taxonomie ent wickeln 4. Diversität und Wissenschaftsexper­ tise in der Plattform für ein nachhal­ tiges Finanzwesen sicherstellen 5. Berichtspflichten und standards Ta­ xonomiekompatibel machen 6. Einfache Nutzung sicherstellen und kleine Akteure nicht benachteiligen 7. Ökologisch schädliche Stromerzeu­ gung nicht als nachhaltig definieren 8. Menschen durch Bildung und Aufklä­ rung für den Wandel gewinnen und befähigen Klar ist – hier ist nicht nur die Fi­ nanzwirtschaft gefragt. Vielmehr geht es auch um politische Maßnahmen. Eine Steilvorlage für die österreichischen Par­ teien im laufenden Wahlkampf, denn der ambitionierteste EUAktionsplan bleibt zahnlos, wenn die Politik nicht die geeig­ neten Rahmenbedingungen schafft. Das beginnt bei einschlägigen natio­ nalen Gesetzen, wie Anlagevorschriften vor allem für Mitarbeitervorsorgekas­ sen, die über hohe Volumina verfügen, Aber auch EUweite Richtlinien – Stich­ wort Solvency – sollten adaptiert werden, wenn man die Versicherungswirtschaft, einen Player, der unmittelbar unter den Folgen des Klimawandels leidet, in die Pflicht nehmen will. FAZIT: ES GEHT VORAN – UND DAS IST GUT SO! Nun, die Konferenzen in den nächs­ ten Wochen werden zeigen, inwieweit Aufsicht, Politik und Industrie die An­ regungen der Experten aufnehmen und umsetzen. Wir freuen uns jedenfalls, dass wir bei all diesen Arbeitsgruppen einge­ laden sind, mitzuwirken und werden Sie in den kommenden Ausgaben über Fort­ schritte auf dem Laufenden halten. www.dragonfly.finance Die Europäische Kommission hat Ende Juni drei Expertenberichte zum Thema „Finanzierung Energiewende“ sowie Leitlinien für eine einheitliche klimabezogene Berichterstattung veröffentlicht. Und auch in Österreich scheint Bewegung in die Sache zu kommen. Gastbeitrag von Dr. Susanne Lederer-Pabst Nachhaltiges Finanzwesen: „…und es bewegt sich doch“ September 2019 – GeLD-mAGAZIN | 27 Gastbeitrag | BANKING ZUR PERSON: Dr. Susanne Lederer-Pabst ist ausgebildete Finanzana- lystin und gerichtlich be- eidete Sachverständigerin. 2012 gründete sie ihr eige- nes Unternehmen „dragonfly finance“. Der promovierten Wirtschafterin liegt es am Herzen, nachhaltiges, sozial- verträgliches Investieren stärker in den Investmentfokus institutioneller Investoren zu rücken. http://forum-ng.org/images/Stellungnahme/Gemeinsame_Stellungnahme_Ta- xonomie_Verhandlungen

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