GELD-Magazin, September 2019

R und 1,4 Billionen US-Dollar ist der globale Fleischmarkt schwer, also das Geschäft mit Burgern, Schnitzeln, Festtagsbraten usw. Pflanzenbasierte Fleischalterna- tiven machen hingegen bislang nur ein Prozent dieses riesigen Komplexes aus. Das könnte sich aber bald ändern... ES GEHT UM DIE WURST So schätzt J.P.Morgan, dass der glo- bale pflanzliche Proteinmarkt in den nächsten 10 bis 15 Jahren auf 100 Mil- liarden Dollar wachsen könnte. Werfen wir dazu einen Blick auf die „Burger- nation“ USA. „Pflanzliche Lebensmittel und Getränke werden in den USA im- mer beliebter“, berichtet Thorsten Be- cker, Fondsmanager bei J O Hambro Ca- pital Management. 2018 sei der Inlands­ umsatz mit pflanzlichem Fleischersatz im Vergleich zum Vorjahr um 24 Pro- zent gestiegen. Die eindeutige Vorreiter- rolle spielt dabei Beyond Meat, der Spe- zialist für Fleischersatzprodukte wurde 2009 gegründet und beliefert unter an- deren Restaurantketten wie TGI Fridays und Carl’s Jr. Und das mit Erfolg: Wäh- rend der Verkauf von „konventionellen“ Burgern in den letzten sechs Jahren sta- gnierte, ist der Verkauf von Hühner- und Nicht-Fleisch-Sandwiches im hohen ein- stelligen bis niedrigen zweistelligen Pro- zentbereich gewachsen. Wobei die Kon- kurrenz bekantlich nicht schläft: Als erste große Fast Food-Kette hat sich Bur- ger King mit dem Beyond-Mitbewerber Impossible Foods zusammengetan und einen rein pflanzlichen Burger kreiert. Der Fast Food-Gigant verzeichnet in wichtigen Testmärkten ein zweistelliges Umsatzwachstum für die Fleischalter- native. Branchenleader McDonald’s ist noch etwas zurückhaltender, bietet aber auch schon den 100 Prozent fleischlosen Big Vegan TS an. Reagiert haben eben- falls Lebensmittel-Multis wie Aldi oder Lidl, die ebenfalls Veggie-Burger in ihren Filialen anbieten (wenig liebevoll Fake- Fleisch genannt, was allerdings ins Leere greift, weil diese Produkte eindeutig ge- kennzeichnet sind). WICHTIGER WIRTSCHAFTSFAKTOR Das Getümmel rund um Fleisch­ ersatz ist also groß, aber könnte man das Ganze vielleicht nicht auch als kurzfris­ tigen Hype rund um trendige Speisen verstehen? Mit Blick auf einzelne Pro- dukte oder auch Unternehmen könnte da etwas Wahres dran sein, betrach- tet man allerdings das große Bild, wird klar, dass sich die Welt den maßlosen Fleischkonsum bald nicht mehr leisten kann. So weist man beim Vermögensver- walter Amundi darauf hin, dass bereits heutzutage der Lebensmittelsektor und die Agrarindustrie nicht von den groß- en wirtschaftlichen, sozialen und ökolo- gischen Auswirkungen getrennt werden können. Weltweit stehen diese Segmente für zehn Prozent der Verbraucherausga- ben, 40 Prozent der Arbeitsplätze und machen 30 Prozent der Treibhausgas- emissionen aus. DIE WELT IST HUNGRIG Lebensmittelproduktion ist also sprichwörtlich lebenswichtig, wobei die Bewältigung der globalen Nahrungsmit- telherausforderung mit steigender Welt- bevölkerung schwieriger wird: Schät- zungen zufolge sollen sich bis 2050 be- reits 9,7 Milliarden Menschen auf un- serem Planeten tummeln. Wenn sich die aktuellen Trends fortsetzen, wird der Ka- lorienbedarf um 70 Prozent zunehmen CREDIT: pixabay WIRTSCHAFT | Neuer Ernährungstrend 24 | GELD-MAGAZIN – SEPTEMBER 2019 Die Zeiten, in denen Vegetarier und Veganer gerade einmal milde belächelt wurden, neigen sich ihrem Ende zu. Fleischersatz ist in Mode gekommen, es handelt sich um einen Trend mit Milliardenpotenzial. Gesund, umweltbewusst – und nicht zuletzt: schmackhaft. Harald Kolerus Fleischlos, aber mit Biss Lecker, ganz ohne Tierleid: Vegane Burger & Co. erobern zunehmend die Speisekarten

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