GELD-Magazin, Juli/August 2019

credit: beigestellt märkte & fonds | Gastbeitrag 50 | GELD-MAGAZIN – Juli/august 2019 P olen und Frankreich haben 2017 als erste europäische Staaten grüne Anleihen – beide waren deutlich überzeichnet – auf den Markt gebracht. Auch für die vor zwei Monaten mit einem Volumen von sechs Milliarden Euro ausgestattete niederländische An­ leihe gingen Orderaufträge in Höhe von über 21 Milliarden Euro ein. Das hollän­ dische Finanzministerium plant daher, den vom Analysehaus Climate Bond Ini­ tiative (CBI) zertifizierten Bond dem­ nächst auf zehn Milliarden Euro aufzu­ stocken. ein junges Marktsegment 2008 begab die Weltbank den ersten Green Bond; aktuell sind grüne Anleihen im Wert von rund 180 Milliarden Euro am Markt, begeben von rund 150 Emit­ tenten. Im Vergleich zum Jahr 2016 hat sich das Volumen der grünen Papiere da­ mit mehr als verdoppelt. Dass das Seg­ ment auch in Zukunft stark wachsen wird, steht außer Streit. Manche Exper­ ten rechnen sogar mit 30 Prozent Wachs­ tum pro Jahr. Wer sind die Green Bond- Emittenten? Aktuell ist China einer der größten Emittenten, aber auch andere Schwel­ lenländer, wie beispielsweise Nigeria, In­ dien und Peru, haben grüne Anleihen am Markt. Nach Polen und Frankreich fol­ gen in Europa nun Belgien, Dänemark, die Niederlande und auch Deutschland plant die Emission eines Green Bonds. Bei den von Unternehmen bege­ benen Papieren haben die Skandina­ vier die Nase vorn, in Deutschland wa­ ren der Versorger EnBW und die Förder­ bank KfW aktiv, und in Österreich haben der Verbund sowie die Hypo Vorarlberg Green Bonds emittiert. Deutsche Bundesregierung plant Green Bond In Deutschland wird zurzeit die Bege­ bung einer grünen Anleihe geprüft, wo­ bei aktuell das sogenannte „Dänische Modell“ präferiert wird. Hier begibt der Bund eine um ein separates grünes Wert­ papier mit eigener Wertpapierkennnum­ mer (ISIN) ergänzte Anleihe. Die Ausgabe wäre also zweigeteilt, in eine „normale“ und in eine „grüne“ Anleihe. Werden also z.B. zehn Milliarden Euro aufgenommen und 30 Prozent davon über die nachhal­ tige Anleihe gezeichnet, dann verpflichtet sich die Regierung, 300 Millionen Euro ihrer Staatsausgaben „grünen Projekten“ zu widmen. Geplant ist die Emission für das Jahr 2020. Das heißt allerdings nicht, dass Deutschland bis dahin keine Gelder in umweltrelevante Projekte fließen lässt. Mit dem Green Bond wäre es aber mög­ lich, jenen über den Bond eingenom­ menen Anteil konkret Bundesmitteln zu­ zuordnen, die – ohnedies – für grüne Pro­ jekte vorgesehen waren und ausgegeben werden. Interessant wird es allerdings, wenn die Nachfrage nach als grün deklarierten Papieren so hoch ist, dass nicht mehr ausreichend als „grün“ etikettierbare Ausgaben im Bundeshaushalt identifi­ zierbar wären. Denn dann wäre die Re­ gierung gezwungen, mehr nachhaltige Projekte zu planen und „die unsichtbare Hand“ Adam Smith’ zöge die Fäden. Fakt ist: Funktionieren kann das langfristig nur, wenn klare Richtlinien definieren, was nachhaltig ist. Doch die­ se Regeln gibt es noch nicht; Europa ar­ beitet erst an einer einheitlichen Taxono­ mie. Bis dahin geben die im Juni 2018 veröffentlichten „Green Bond Principles“ der ICMA eine gute Hilfestellung. Diese Principles bieten Emittenten und Inves­ toren einen guten Überblick, wenn es um die Entscheidung geht, ob Bonds tat­ sächlich „nachhaltig“ sind. Quelle :https://www.icmagroup.org/green- social-and-sustainability-bonds/news/ Kaum wird ein Green Bond begeben , ist er auch schon überzeichnet. Der vor knapp zwei Monaten von den Niederlanden als erstem Staat mit Triple-A-Rating begebene Bond war bei einer Laufzeit bis 2040 zwar nur mit einem bescheidenen 0,5 Prozent Kupon ausgezeichnet, die Nachfrage war dennoch enorm. Gastbeitrag von Alexandra Bolena Starke Nachfrage nach grünen Anleihen zur person: Alexandra Bolena betreut seit 2001 institutionelle Investo­ ren zum Thema „Alternative Investments“. Als Mitgründe­ rin der ARC übernahm sie dort bald die Aufgaben der Ge­ schäftsführung, bevor sie sich ab 2012 dem Thema „Impact Investing“ verschrieb und in Folge zu Susanne Lederers Dragonfly.finance wechselte. Lobbying für nachhaltige Investments, Wissenstransfer zu ESG/SRI und konkrete Investmentstrukturierung und -vermittlung zählen zu ihren Aufgaben.

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