GELD-Magazin, Mai 2019

Land der Wider- sprüche. Nahezu900 Millionen Stimmberech- tigte wählen in Indien zwischen dem 11. April und 12. Mai 2019 ein neues Parlament. Somit sind mehr Menschen zu den Urnen gerufen, als die EU, USA, Russland und Japan zusammengenommen an Einwohnern zäh- len! Nicht nur diese beeindruckende Zahl, auch andere Kennziffern lassen die größte Demokratie der Welt in den Fokus der Investorengemeinschaft rücken: Das Wirtschaftswachstum betrug von 2014 bis 2018 durchschnittlich beachtliche 7,35 Prozent jährlich. Und nach den Erwartungen der Weltbank wird Indien im Fiskaljahr 2019 mit 7,3 Prozent Wirtschaftswachstum China mit 6,3 Prozent deutlich übertreffen und damit die am schnellsten wachsende große Volkswirtschaft der Welt sein. Dem gegenüber steht allerdings eine Arbeitslosenrate in historischer Rekordhöhe von 6,1 Prozent. Kein Geheimnis ist außerdem, das weiteTeile des Subkontinents noch immer von bit- terer Armut geprägt sind, die auch in den urbanen Städten immer wieder ihr hässliches Gesicht of- indien: Wahlen in der größten Demokratie der Welt fenbart. Indien bleibt ein Land der Gegensätze: So wird einerseits jedes Jahr eine Vielzahl gut ausgebildeter Techniker hervorgebracht, anderer- seits kämpft man noch immer gegen den weit verbreiteten Analphabetismus: Hauptsächlich ein weibliches Problem, denn rund 80 Prozent der Männer können Lesen und Schreiben, bei den Frauen sind es nur 62 Prozent. Überhaupt ist die Rolle der Frau im „Land der Maharadschas“ schwierig; die Gesellschaft ist maskulin dominiert und oft noch von überkommenen Traditionen geprägt, die für Feminismus nach westlichemVor- bild wenig Platz lassen. Indien sieht sich also vor massiven Herausforderungen. Yashaswini Dunga, Analystin bei Aberdeen Standard Investments, ist dabei prinzipiell optimistisch eingestellt, dass die Aufgaben gelöst werden können. Sie geht auch davon aus, dass der derzeitige Ministerpräsi- dent Narendra Modi an der Macht bleiben wird. Das sollte sich zumindest kurzfristig positiv auf die Märkte auswirken, da der eingeschlagene Re- formprozess weitergeführt würde. CrediTS: beigestellt,pixabay 26 | GELD-MAGAZIN – mai 2019 märkte & fonds | Kurzmeldungen balance ge- fragt. Für ak- tive Fondsmana- ger war 2018 das schwierigste Jahr seit der Finanzkrise 2008: ImUmfeldpolitischer sowiewirt- schaftlicher Unsicherheiten konnte nur rund jeder vierte aktive Fonds (24%) eine höhere Performance als seine Benchmark erzielen. Zum Vergleich: 2017 gelang dies noch etwa der Hälf- te (48%),im Zehn-Jahres-Durchschnitt immerhin rund einem Drittel (32%). Dieses Bild zeichnet die sechste Aus- gabe der jährlichen Studie „Analysing active & passive fund performance“ von Lyxor Asset Management. Trotz dieser durchaus ernüchternden Bilanz kommen die Experten zum Fazit, dass Anleger gerade in einem fortgeschrit- tenen Konjunkturzyklus von der rich- tigen Balance zwischen Aktiv und Pas- siv profitieren. Anders ausgedrückt: Nicht alles auf eine Strategie setzen. aktiv – vs. – passiv Düster. Esistkeinschö- nes Bild, das Bob Baur, Chefökonom bei Princi- pal Global Investors, für Anleger zeichnet: „Künftig wird sich die Realwirt- schaft besser entwickeln als Aktien und Anleihen. Nachlassende Globali- sierungseffekte befeuern denWandel.“ Mit der Kon- sequenz, dass die Aktienmärkte in eine lange, flache Phase eintreten werden, die durch Rallys und Korrekturen gekennzeichnet sei, aber keine realen Nettogewinne bringe. Auch Bonds wür- den keine wirkliche Alternative bieten, deren Rally sei vorbei. In einem Umfeld zunehmenden Lohn- wachstums und einer höheren Inflation könnten hingegen Immobilien die beste Wahl sein. goldene zeiten: Am Ende? Bob Baur, Cheföko- nom bei Principal Global Investors wo investieren? Praktisch alle seriösen Konjunktur-Prognosen gehen von einer Eintrü- bung des internationalen Wirtschaftswachstums aus – wenn auch zum Glück von keiner Rezes- sion. Die Herausforderung für Anleger liegt nun darin, dass das Trendwachstum selbst recht ge- ring ausfällt. Es liegt bei etwas unter zwei Prozent in den USA, ein Prozent im Euroraum, nahezu null in Japan und sechs Prozent in China. Da die Ge- winnmargen bereits ausgeweitet wurden, dürften die Trendraten des Wirtschaftswachstums nur zu einem recht geringen, einstelligen Gewinn- wachstum in diesen Regionen führen. Wo liegt die Alternative? Die Antwort fällt für Talib Sheikh, Head of Strategy und Fondsmanager bei Jupiter, analyse: Asien ist der Markt der Stunde ziemlich deutlich aus: Er richtet seinen Fokus auf Asien. In den nächsten ein bis zwei Jahren sei dort noch Value zu finden sowie zyklisches Auf- wärtspotenzial bei den Gewinnerwartungen.Wei- ters setzt er auf HighYield-Unternehmensanleihen aus Industrieländern, „von denen wir noch immer glauben, dass die dortigen Credit Spreads für ein ertragsorientiertes Portfolio attraktiv sind. Un­ sere Strategie hält nach wie vor keine Investment Grade-Anleihen, da wir in dieser Anlageklasse nicht genug Wert sehen. Wir setzen außerdem auf Emerging Markets-Bonds; dabei bevorzu- gen wir Unternehmens- und Staatsanleihen in Lokalwährung aus Ländern mit verbesserten Fun- damentaldaten.“

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