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17. November 2022

Wunsch: Politik ohne Politiker 

„Frischer Wind“ ist für die Bevölkerung wichtiger als Tradition und Erfahrung. Kandidaten für Regierungsämter sollen vorzugsweise über Fachexpertise verfügen. Die Zustimmung zu einer Expertenregierung ist gewachsen. Die Mehrheit der Österreicher wünscht sich neue Impulse in der Politik. 

Für 63% ist es laut einer Umfrage des Österreichischen Gallup-Instituts wichtiger, dass eine Partei „frischen Wind in die Politik bringt“ als dass sie „lange Tradition und viel Erfahrung hat“ (22%). 15% sind unentschieden. 

Politik enttäuscht

Dr. Andrea Fronaschütz, Leitung Gallup Institut
Dr. Andrea Fronaschütz, Leitung Gallup Institut

Bei potenziellen Neuwahlen zum Nationalrat würden 45% der Bevölkerung für eine Partei stimmen, mit deren Werten und Ansichten sie sich identifizieren können. Für ebenfalls 45% wären die präsentierten Lösungen für gesellschaftliche und wirtschaftliche Probleme wahlentscheidend, für 7% der Spitzenkandidat bzw. die Spitzenkandidatin. Für die Anhänger der ÖVP und der Grünen spielen die grundlegenden politischen Positionen einer Partei bei der Wahlentscheidung eine größere Rolle als Sachthemen. 

„Die etablierten politischen Parteien haben in der Wahrnehmung der Menschen versagt und können immer weniger mit Loyalität ihrer bisherigen Wähler rechnen. Über die Wählergunst entscheiden derzeit in starkem Ausmaß glaubhafte Ideen für die Bewältigung der aktuellen Krisen“, analysiert die Leiterin des Österreichischen Gallup-Instituts, Andrea Fronaschütz. 

Keine „Berufspolitiker“

Die Erfahrung mit der politischen Arbeit ist aus Sicht der Bevölkerung keine entscheidende Qualifikation für die Besetzung der Regierungsämter. Vielmehr soll darauf Wert gelegt werden, dass die Kandidaten Wissen und Können aus dem realen Leben mitbringen. So meinen 55% der Befragten, dass ein Bundeskanzlerkandidat bzw. eine Bundeskanzlerkandidatin in erster Linie berufliche Erfahrung außerhalb der Politik vorweisen sollte, während 32% die Regierungserfahrung für wichtiger halten. 13% machen hierzu keine Angaben. Eine noch deutlichere Mehrheit der Bevölkerung (72%) spricht sich dafür aus, dass Ministerämter und andere wichtige Positionen in der Regierung durch Kandidaten und Kandidatinnen mit Fachkompetenz in ihrem Ressort besetzt werden. Nur 22% halten politische Expertise für relevanter, 6% enthalten sich einer Antwort. 

Experten an die Macht

Mehr als die Hälfte der Österreicher (56%) kann sich mit der Idee anfreunden, die aktuelle Regierung durch eine Expertenregierung zu ersetzen (25% davon als Übergangs- und 31% als Dauerlösung). 31% lehnen dies ab, 13% sind unentschieden. Im Februar 2021 war der Anteil jener, die gegen einer Expertenregierung sind, mit 40% wesentlich höher. „Das Image der Politiker ist durch Korruptionsaffären und andere Skandale der letzten Jahre stark beschädigt. Viele würden sich wünschen, dass Politik ohne Politiker gemacht wird und stattdessen die Fachleute das Sagen haben. Fehlende politische Erfahrung wird im Moment mehr als Tugend denn als Makel empfunden,“ so Fronaschütz.

Gallup/HK

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