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19. Mai 2021

USA: Sorgen um Inflation

Mit einem Anstieg von 4,2 % gegenüber dem Vorjahr verzeichnen die US-Verbraucherpreise das größte Plus seit 2008. Bzw. sogar seit 1996, berücksichtigt man den Zuwachs des Kernindex – ausgenommen Energie und Lebensmittel – der im Jahresvergleich bei +3,0 % liegt. Ein Zeichen für höhere Inflation.

Olivier de Berranger, CIO bei LFDE
Laut Olivier de Berranger, CIO bei LFDE, gewinnt ein Szenario der inflatorischen Überhitzung an Bedeutung.

Starkes Preiswachstum

Der Experte: „Durch eine genauere Analyse können Überinterpretationen vermieden werden. Denn das sehr starke Wachstum der Preise in den USA konzentriert sich im Wesentlichen auf eine Branche: das Transportwesen. Der Preisanstieg in dieser Branche macht 50 % des monatlichen Anstieges des Dienstleistungssektors und bis zu 75 % des Anstiegs der Warenpreise aus.

Zwei Segmente veranschaulichen diesen Zuwachs: die Preise für Gebrauchtwagen, die im Monatsverlauf um 10 % (21 % ggü. dem Vorjahr) zugelegt haben, und die für Mietfahrzeuge, die um 16,2 % (82,2 % ggü. dem Vorjahr) angestiegen sind. Die Engpässe in der Automobilindustrie beeinträchtigen die Herstellung von Neuwagen erheblich. Privatkunden und Autovermieter greifen daher auf den Gebrauchtwagenmarkt zurück, dessen Angebot naturgemäß begrenzt ist, während die  Nachfrage explodiert.“

Droht Inflationsspirale?

„Angesichts dieser Erklärung könnte man versucht sein, der von der US-Notenbank angekündigten Aussicht einer vorübergehenden, Sondereffekten geschuldeten Inflation beizupflichten. In diese Richtung wird Jerome Powell bei der nächsten Sitzung der Zentralbank im Juni vermutlich argumentieren und sich dabei überdies auf schwer zu deutende Beschäftigungszahlen stützen. Dennoch scheint die Gefahr einer Inflationsspirale nicht gebannt werden zu können. Obwohl ein deutlicher Anstieg erwartet worden war, übertraf die Inflation die Erwartungen bei weitem.

Einige strukturelle Komponenten, insbesondere im Bereich Wohnen, weisen bei den Inflationszahlen nach wie vor noch einen schwachen Anstieg auf, während die Frühindikatoren auf starke Steigerungen hindeuten. Darüber hinaus ist die Möglichkeit einer ausgeprägten Lohninflation in Anbetracht einiger Daten nicht auszuschließen. So übertraf der Prozentsatz der Personen, die ihre Beschäftigung freiwillig aufgegeben haben, das Vorkrisenniveau. Dies zeugt von Vertrauen in den Arbeitsmarkt.“

Fed unter Zugzwang?

„Der Inflationsanstieg ist an sich noch kein Grund zur Sorge. Er spiegelt die Stärke der wirtschaftlichen Erholung wider, und die Fed besitzt die Mittel, darauf zu reagieren. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass die Zentralbank vor Ende des Sommers Andeutungen hinsichtlich einer künftigen Drosselung der Wertpapierkäufe, eines Tapering, geben wird.

Bei genauerem Hinsehen sollte die Sorge der Märkte weniger dem Zeitpunkt gelten, zu dem sich die Fed äußern wird, als der Höhe der monatlichen Drosselung der Nettowertpapierkäufe und dem Tempo des künftigen Tapering – sprich die Frist für die Senkung der Nettowertpapierkäufe auf null. In dem Bestreben, Zeit zu gewinnen, könnte die Fed gezwungen sein, fester auf die Bremse zu treten als von den Anlegern erwartet. Oder zumindest fester, als die Aktienmärkte bei ziemlich hohen Bewertungen ohne größere Rückschläge verkraften können.“

LFDE/HK

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