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13. Oktober 2020

US-Wahlausgang könnte Bären in Winterschlaf schicken

Nach einem unfreiwilligen Winterschlaf hat der Bär Trump seine Höhle verlassen. Aber für wie lange? Kommentar von Olivier de Berranger, CIO bei LFDE:

Alles begann am 2. Oktober, als der US-Präsident verkündete, sich mit COVID-19 infiziert zu haben, und sich in Quarantäne begab. Tags darauf schlug die Meldung über seine Verlegung ins Militärkrankenhaus Walter Reed ein wie eine Bombe, denn er hatte die gesundheitlichen Folgen der Pandemie stets bewusst kleingeredet. Auch wenn die spärlichen Informationen über seinen Zustand beruhigend wirken sollten, warf seine Behandlung auf Basis eines noch in der Testphase befindlichen Moleküls Fragen über die Schwere der Symptome auf. Zur allgemeinen Überraschung verließ Trump drei Tage später die Klinik und begab sich im Weißen Haus in Isolation. Nach den auf Twitter verbreiteten Videos zu urteilen, erfreut er sich bester Gesundheit. Der Rest steht auf einem anderen Blatt. Wie ein waidwunder Bär fährt er seine scharfen Krallen aus, so dass seine Widersacher in einem Ausschuss seine Amtsfähigkeit untersuchen lassen möchten. Der Bär Trump scheint verunsichert durch eine Kampagne, die ihm entgleitet. Wellen von für die Republikaner ungünstigen Umfragen brechen über einen bereits angeschlagenen Präsidenten herein. Ein nunmehr vorstellbarer Erdrutschsieg der Demokraten könnte diese im Senat, im Weißen Haus und im Repräsentantenhaus an die Macht bringen.

Nervosität des US-Präsidenten dringt nicht zu Anlegern durch

Seit seiner Entlassung aus der Klinik häufen sich Trumps Wutausbrüche und Personalrochaden. Nachdem er die Aussetzung der ohnehin mühsamen Verhandlungen über das Konjunkturpaket verkündet hatte, machte er dies nur Stunden später wieder rückgängig und verkündete zielgerichtete Maßnahmen für kleine Unternehmen und einkommensschwache Haushalte. Der Beschluss des überparteilichen Wahlkampfkomitees, die Debatte am 15. Oktober virtuell abzuhalten, ließ den Mann im Weißen Haus vor Wut schäumen. In einem Wahlkampf, in dem es kaum direkten Austausch mit dem Volk gibt, wäre ein Sinneswandel in Bezug auf dieses Duell keine Überraschung.

Die Finanzmärkte scheinen von den Ausbrüchen des US-Präsidenten jedoch unbeeindruckt. Die Volatilität von Aktien sinkt zudem seit Tagen deutlich. Dies ist ein Signal, dass die Nervosität des Präsidenten nicht zu den Anlegern durchdringt, vermutlich, weil ein deutlicher, schwer anfechtbarer Sieg der Demokraten immer wahrscheinlicher wird. Ein solches Szenario könnte die Bären – wie pessimistische Anleger genannt werden – sowohl in der Politik als auch in der Finanzwelt ab November in den Winterschlaf schicken. Allerdings sollte uns der überraschende Wahlausgang von 2016 stets eine Mahnung sein, dass das Fell des Bären nicht verteilt werden sollte, bevor er erlegt wurde.

LFDE/sj

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