Ukraine-Krieg: Unterschätzte Folgen
Auf den ersten Blick dürften Russland und die Ukraine für die globale Wirtschaftstätigkeit keine große Rolle spielen. Der Anteil der Ukraine an den weltweiten Exporten beträgt nur 0,3 Prozent, während der Anteil Russlands bei 1,9 Prozent liegt.
Ganz anders stellt sich die Situation dar, wenn es um wichtige industrielle Inputs geht. Die Ukraine und Russland sind wichtige Exporteure von Palladium, Nickel, Getreide und anderen Rohstoffen, die für eine Vielzahl von Waren und Industrien wichtig sind – von Autos über Halbleiter bis hin zu Lebensmitteln.
Rohstoff-Giganten
Geraldine Sundstrom, Portfoliomanagerin beim Vermögensverwalter PIMCO, kommentiert die globalen Folgen des Ukraine-Kriegs: „Russland produziert mehr als ein Drittel des weltweiten Palladiums – ein Großteil davon für den Export. Palladium wird nicht nur in der Schmuck- und Zahnmedizin verwendet, sondern auch für die Herstellung von Katalysatoren, die die Schadstoffbelastung der Abgase von Verbrennungsmotoren verringern. Sie sind in vielen Ländern verpflichtend.
Palladium ist nur ein Beispiel für dieses Phänomen. Andere wichtige Produktionsfaktoren sind beispielsweise Düngemittel für die Landwirtschaft, Neongas für Halbleiter, Nickel für Stahl und Ammoniak für Kunststoffe.“
Märkte unter Druck
„Die Rohstoffmärkte haben die Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage schnell eingepreist, aber wir sind der Meinung, dass Ökonomen und Aktienanleger die Auswirkungen auf das Wachstum und die Unternehmensgewinne noch nicht richtig einschätzen können. Die Verknappung von Primärrohstoffen wird sich sowohl auf der Nachfrage- als auch auf der Angebotsseite bemerkbar machen. Dies birgt die Gefahr, dass sich die negativen Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum im Allgemeinen verstärken und die Inflation in die Höhe treiben.
Natürlich wird Europa aufgrund seiner Nähe und wirtschaftlichen Verflechtung mit den Kriegsparteien wahrscheinlich am stärksten betroffen sein. Dennoch bedeutet die Vernetzung der Weltwirtschaft, dass sich die Auswirkungen ausweiten werden – von den Lebensmittelpreisen in Ägypten bis hin zu den Preisen für Kinderspielzeug in den USA.“
Folgen für Investoren
„Für Multi-Asset-Portfolios erfordert diese Marktphase unserer Meinung nach eine defensivere Grundhaltung und einen Fokus auf Qualität und Liquidität, da das Risiko einer Rezession über den Konjunkturhorizont hinweg steigt. Anleger sollten zyklischere Aktiensektoren meiden, insbesondere in Europa, wo der Konjunkturzyklus unseres Erachtens in nächster Zeit am anfälligsten ist.
Stattdessen bevorzugen wir qualitativ hochwertige Unternehmen mit Preissetzungsmacht und dauerhaftem Ertragswachstum. Solche Titel finden sich beispielsweise im Bereich der Halbleiterherstellung und dem Gesundheitswesen. Wir bevorzugen auch Unternehmen, die in einer Welt mit geringerem Wachstum ein nachhaltiges Aufwärtspotenzial bieten, wie z. B. in den Bereichen erneuerbare Energien und Automatisierung.“
PIMCO/HK