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7. März 2023

Stagflation: Das neue Schreckgespenst

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Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

Die Rezession dürfte milder ausfallen als befürchtet. Dafür spukt ein neues Gespenst herum: Die Stagflation. Wie schlimm ist niedriges Wachstum bei relativ hoher Inflation? Experten sehen das Szenario relativ gelassen.

Eine harte Rezession dürfte uns 2023 erspart bleiben. Stefan Ederer, Experte für europäische Wirtschaftspolitik am Wifo, rechnet im ersten Quartal 2023 zwar mit einem BIP-Rückgang, dann sollte aber bereits die konjunkturelle Verbesserung einsetzen.

Stagflation statt Rezession

Stefan Ederer, Ökonom am WIFO
„Das Wort Stagflation klingt dramatischer als es ist, die Ängste erscheinen mir übertrieben.“ Stefan Ederer, Ökonom am WIFO

Ederer: „Für das Gesamtjahr bedeutet das ein schwaches Wachstum bei hoher Inflation. Die Erholung sollte aber schon im Frühjahr starten, auch die Inflation wird zurück gehen, was wiederum mit den Energiepreisen zusammenhängt.“ Längerfristig sollte sich die Inflation normalisieren, vorausgesetzt es kommt zu keinen weiteren geopolitischen Eskalationen. Der Experte könnte sich 2024 eine Inflationsrate mit einer Zwei vor dem Kommazeichen vorstellen. Allerdings bedeutet schwaches Wachstum bei hoher Inflation doch Stagflation?

Ederer dazu: „Das klingt dramatischer als es ist, die Ängste erscheinen mir übertrieben. Die Notwendigkeit hier entgegenzusteuern, sehe ich nicht. Denn mit den längeren Phasen schwachen Wachstums und hoher Inflation aus den 1970er Jahren lässt sich die aktuelle Situation nicht vergleichen, weil der Schock auf die Energiepreise kurzfristiger ist. Hier ist wie erwähnt ab dem Frühjahr Entspannung in Sicht und die Wirtschaft sollte anziehen.“

Gebremste Inflation

Karsten Junius, Chief Economist bei J. Safra Sarasin
„Aktuell befinden wir uns eher in einer Disinflationsphase, also in einer Zeit, in der die Inflationsraten tendenziell fallen.“ Karsten Junius, Chief Economist bei J. Safra Sarasin

Das GELD-Magazin wollte auch von Karsten Junius, Chef-Ökonom bei J. Safra Sarasin, wissen, für wie wahrscheinlich er das Szenario einer Stagflation hält? Der Fachmann: „Aktuell befinden wir uns eher in einer Disinflationsphase, also in einer Zeit, in der die Inflationsraten tendenziell fallen. Die nun wieder niedrigeren Energiepreise werden dazu beitragen, dass diese Phase bis Mitte des Jahres anhält. Dies gibt den Finanzmärkten zunächst einmal etwas Schwung, da die Furcht vor weiteren starken Zinserhöhungen der Zentralbanken zurückgeht.“

Solide Bilanzen

Aber kehren wir nochmals zum Ausgangspunkt Stagflation zurück: Was bedeutet niedriges Wachstum plus Inflation für die Volkswirtschaft und Notenbankpolitik? Junius: „Konjunkturelle Abschwünge hat es in der Vergangenheit immer wieder gegeben. Sie müssen aber nicht jedes Mal so dramatisch sein wie nach dem Platzen der Immobilienpreisblase vor rund 15 Jahren. Damals haben eine hohe Verschuldung der privaten Haushalte zusammen mit einem nicht ausreichend wachsamen und schlechter regulierten Bankensektor zu einem starken und plötzlichem Nachfrageeinbruch geführt.“

Im aktuellen Konjunkturzyklus seien aber zumindest die Bilanzen der privaten Haushalte und der Banken recht solide. „Für Phasen sehr hoher Inflation müssen wir bis zu den 1970er Jahren zurückblicken. Damals haben die Zentralbanken die Geldpolitik immer wieder zu schnell gelockert, sodass der Inflationsdruck sehr lange nie ganz zurückgegangen ist. Diesen Fehler werden die Zentralbanken heute nicht wiederholen wollen. Wir gehen daher davon aus, dass sie im Zweifelsfall ihr Zinsen eher zu lange im restriktiven Bereich lassen“, so Junius.

Damoklesschwert Ukraine

Fazit: Die wirtschaftliche Entwicklung sieht momentan viel freundlicher aus, als das Wirtschaftsforscher vor Beginn des Winters prognostiziert hatten. Auch die Stagflation sollte in den Griff zu kriegen sein. Wobei natürlich der weitere Verlauf des Ukraine-Kriegs als Damoklesschwert über der ganzen Welt hängt. 

Lesen Sie die komplette Story
in der GELD-Magazin Ausgabe Nr. 1/2023.

Fotocredit: beigestellt; niphon/stock.adobe.com

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Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

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