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11. April 2021

Serie: Strategie der Privatbanken

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Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

Worauf setzen führende Privatbanken in der aktuellen Marktlage? Das GELD-Magazin hat in einer Interview-Serie nachgefragt (Teil 4 von 5). Harald Friedrich, Stv. Vorstandsvorsitzender Liechtensteinische Landesbank Österreich, sieht unter anderem Aufholpotenzial im Value-Segment.

Harald Friedrich, Stellvertretender
Vorstandsvorsitzender LLB Österreich

Lässt sich in gewissen Aktien-Segmenten eine Blasenbildung beobachten?

Harald Friedrich: Eine gewisse Blasenbildung lässt sich eher bei einzelnen Aktien ­ Anlegerlieblinge wie beispielsweise Tesla, Gamestop oder Plug Power ­ feststellen als bei Sektoren. Aus der Branchenperspektive lässt sich am ehesten im Bereich „Renewable Energy“ von einer Blase sprechen. Dieses Segment erinnert an die Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende. Es werden zurzeit die Innovationshoffnungen und Visionen der Zukunft gehandelt, ohne Verankerung der Preise in den Fundamentaldaten.     

Aktien aus welchen Regionen erscheinen spannend?

Harald Friedrich: In den entwickelten Ländern erwarten wir im Verlauf des Jahres eine stärkere Beschleunigung der wirtschaftlichen Entwicklung. In den USA insbesondere aufgrund des größeren Impffortschritts und weitreichenderen Öffnungen. Auch das Fiskalpaket der Biden-Administration wird der Konjunkturentwicklung einen starken Rückenwind verleihen. Diese Entwicklung wird sich früher oder später in den Aktienkursen widerspiegeln. 

Unter den Schwellenländern dürften 2021 China und Indien die stärkste Erholung erfahren. China hält die Pandemie mit Hilfe strenger Maßnahmen unter Kontrolle. Die Normalisierung ist hier am weitesten fortgeschritten. Auch die lockere Fiskal- und Geldpolitik wird im geringeren Ausmaß fortgesetzt. Neben China konnte auch Indien eigene Impfstoffe entwickeln.

Welche Sektoren stehen im Fokus?

Harald Friedrich: Für die nächsten Monate erwarten wir ein starkes Aktienmarktumfeld und insbesondere ein weiteres Aufholen der zyklischen / alten Wirtschaftssektoren beziehungsweise eine entsprechende Outperformance gegenüber den Sektoren Technologie / „New Economy“. Insbesondere Banken sollten weiter von der steileren Zinskurve und der Konjunkturerholung profitieren.

Kurzfristig sehen wir ein gewisses Aufholpotenzial im Value Segment beziehungsweise im sogenannten „Old Economy“ Bereich, wobei mittelfristig die Aktienmärkte weiterhin die veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und den Wandel widerspiegeln werden, was für ein Engagement in fundamental starke Wachstumsunternehmen spricht. Unternehmen im Bereich der Klimatechnologie werden mit der jüngst eingesetzten Konsolidierung ebenfalls wieder interessant, da die Bewertungen bald bei dem einen oder anderen Namen einen „Kauf“ zulassen. 

Rechnen Sie mit spürbar anziehender Teuerung und steigenden Zinsen?

Harald Friedrich: Heuer wird es aufgrund des im Vergleich zum Vorjahr deutlich höheren Ölpreises und einer im zweiten Halbjahr prognostizierten Konjunkturerholung zu einem markanten Inflationsanstieg kommen. In der Eurozone dürfte die Inflation im Gesamtjahr 2021 damit auf 1,5 Prozent klettern, in den USA sollten 2,5 Prozent erreicht werden. Langfristig bleibt der Preisauftrieb in Europa aber moderat.

Unser Zinsszenario: Während in den USA die Fed Ende 2022 bzw. Anfang 2023 aufgrund einer höheren Inflation einen vorsichtigen Zinsanhebungszyklus starten könnte, dürfte in Europa die EZB auch in diesem Konjunkturzyklus von Leitzinsanhebungen absehen. Wir rechnen in der Eurozone mit keinem Inflationsszenario, das die Teuerung nachhaltig über die EZB-Grenze von 2 Prozent führen würde.

Harald Kolerus 2-e1666618640728
Mag. Harald Kolerus GELD-Magazin / Redakteur

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