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11. August 2021

Revival des Zweitmarkts für LV-Policen

Der Markt für Lebensversicherungs-Policen wurde in der Vergangenheit nicht selten vom Prinzip der Hoffnung regiert, da sich die mathematischen Modelle über die Zeit wegen der gestiegenen Lebenserwartungen weit von der Realität entfernt hatten.

Dr. Rainer Grünig, CEO und Senior Portfolio Manager von Plenum Investments
Dr. Rainer Grünig, CEO und Senior Portfolio Manager von Plenum Investments: Neue aktuarielle Grundlagen und Bewertungsmethoden haben die Spielregeln im US-Lebensversicherungszweitmarkt grundlegend verändert.“

Gleichzeitig sorgten komplexe bzw. geschlossene Anlagestrukturen und ein geringes Maß an Transparenz dafür, dass Anleger oft große Risiken in Kauf nehmen mussten, da die divergierenden Lebenserwartungsschätzungen der einzelnen Medical Underwriter häufig weder realistisch noch effizient kalkuliert waren.

Zweistellige Wachstumsraten und intakte Fundamentaldaten

Doch inzwischen hat der US-Zweitmarkt einen Wandel vollzogen. Nach Angaben des US-Policenankäufers Magna verzeichnet der Zweitmarkt eine durchschnittliche Wachstumsrate von 34 Prozent. Langfristig erwartet die Branche, dass die durchschnittlichen Policennennwerte mit der rückläufigen Maklerdominanz, dem Rückgang der Transaktionskosten und einer allgemeinen Ausweitung des Marktes weiter sinken werden. Umgekehrt hat das Transaktionsvolumen stetig zugenommen – zweifellos eine Folge des gestiegenen Policenangebots und der Investorennachfrage.

Die Implementierung eines Mark-to-Market-Bewertungsansatzes ermöglicht es Investoren, US Life Settlements nach dem IFRS Fair Value Level 2 zu bewerten, wodurch Preisvolatilitäten in diesem Segment genauer entschlüsselt werden können.

Letztlich ist aber nicht nur die exakte Bewertung einer Police ein Kriterium für den Erfolg eines Fonds in diesem Segment; die richtige Anlagestrategie ist ebenfalls entscheidend. Die strikte Regulierung des Policen-Handels durch den jeweiligen US-Bundesstaat, genauere Lebenserwartungsschätzungen durch die Medical Underwriter sowie Mark-to-Market-Bewertungen von Policen in Anlageprodukten sind die entscheidenden Voraussetzungen, um das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen. Zudem bietet der Markt eine gute Schuldnerqualität. Denn die Forderungen aus Versicherungspolicen genießen gegenüber anderen Verpflichtungen der Versicherungen Vorrang.

Keine nennenswerte Korrelation mit anderen Assetklassen

Die Rendite am Life Settlement-Markt unterliegt keinen komplexen Algorithmen, sondern basiert auf der Sterblichkeit der Versicherten. Diese weist naturgemäß keine nennenswerte Korrelation mit anderen Anlageklassen wie Aktien, Anleihen und Rohstoffen auf. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass im Gegensatz zu Private-Equity-Anlagen, die in der Regel eine vergleichbare Renditeerwartung bei ähnlichen Laufzeiten aufweisen, der Ertrag der Investition nicht zwingend durch eine Veräußerung erzielt werden muss. Eine einfache Buy-and-Hold-Strategie führt hier auch zum Ziel.

Die neue Qualität im US-Lebensversicherungszweitmarkt trägt aber nicht nur dazu bei, dass Investoren in eine Anlageklasse zurückkehren. Der effiziente Zweitmarkt hat auch einen Einfluss auf den Erstmarkt, indem weniger Policen wertlos verfallen. Nach Untersuchungen des Insurance Studies Institute stornieren jährlich mehr als 500.000 Senioren ihre Lebensversicherung, und nur 3.000 bis 4.000 nutzen die Vorteile eines Life Settlements.

Plenum Investements/SJ

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