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28. April 2022

Nachfolge: 8 Tipps zur optimalen Vorsorge der Familie

Die vergangenen zwei Jahre haben gezeigt, dass unvorhersehbare Entwicklungen unser aller Leben aus dem Takt bringen können. Eine gute Vermögensplanung hilft, die Zukunft der Familie auf stabile Beine zu stellen und dafür zu sorgen, dass ein optimaler Vermögensübergang auf Partner und Kinder gewährleistet ist, wenn man nicht mehr über die eigenen Vermögenswerte verfügen kann.

Hermann Wonnebauer, Vorstandsvorsitzender der Zürcher Kantonalbank Österreich AG, verweist auf einige wichtige Punkte, an die man unbedingt denken sollte, um den eigenen Liebsten eine böse Überraschung zu ersparen.

Hermann Wonnebauer, Vorstandsvorsitzender der Zürcher Kantonalbank Österreich AG
Hermann Wonnebauer, Vorstandsvorsitzender der Zürcher Kantonalbank Österreich AG

Langfristiges und vorausschauendes Denken ist in allen vermögensbezogenen Fragen wichtig. „Dazu gehört nicht nur, die bestehenden Vermögenswerte optimal zu verwalten und zu vermehren, sondern auch klare Regelungen für den Fall zu treffen, dass man eines Tages nicht mehr handlungsfähig ist“, sagt Hermann Wonnebauer. „Damit tut man Partnern, Kindern und sonstigen nahestehenden Menschen einen großen Gefallen, deren Sorgen im Angesicht eines Todesfalls, Unfalls oder einer Erkrankung ohnehin schon groß genug sind. Wenn man hier unachtsam ist, kann rasch ein wesentlicher Teil des über Jahre und Jahrzehnte aufgebauten Vermögens verloren gehen. Mit einer gut durchdachten, detaillierten Planung kann man vorbauen und einen stabilen Vermögensübergang sicherstellen“, so Wonnebauer, der insbesondere auf folgende Punkte verweist:

Familie

„Nach mir“-Ordner anlegen

Die Regelung der Vermögensnachfolge soll den Angehörigen im Ernstfall durch eine Aufstellung aller Vermögenswerte im In- und Ausland eine rasche Orientierung bieten. Hier sorgt das Anlegen eines Ordners – wenn möglich in gedruckter und digitaler Form – für Abhilfe. Dieser sollte Kontonummern, Depotnummern, Versicherungen, Hauspläne, Verträge etc. inkludieren. Je detaillierter die Informationen sind, umso einfacher ist es für die Verfügungsberechtigten, sich zurechtzufinden. Im Idealfall ist dieser Ordner mit eindeutigen Handlungsanweisungen versehen und bei einem Notar oder im Familiensafe hinterlegt. Einmal jährlich sollte dieser Ordner aktualisiert werden.

Partner und Kinder langsam heranführen

Die Familie soll langsam darauf vorbereitet werden, das Vermögen irgendwann zu übernehmen. Das kann durch die schrittweise Übertragung von Vermögenswerten geschehen. Beispielsweise macht es nicht viel Sinn, dem 18-jährigen Sohn oder der 18-jährigen Tochter sofort ein großes Vermögen anzuvertrauen. Allerdings kann man diesen zum Beispiel Zugang zu einem Konto gewähren, um sie behutsam an die Thematik heranzuführen.

Testament regelmäßig vom Profi überprüfen lassen

Das Testament ist ein wichtiger Baustein. Besonders wichtig ist, dass Erblasser die strengen formalen Anforderungen erfüllen und zudem ihren letzten Willen eindeutig und zweifelsfrei formulieren. In der Praxis sorgen Verstöße gegen diese Vorschriften immer wieder dafür, dass Teile des Testaments oder im schlimmsten Fall das gesamte Testament ungültig sind. Ein Testament muss demzufolge regelmäßig überprüft werden, um auch die jüngsten Gesetzesänderungen abzudecken und Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden.

Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung nicht vergessen

Schwere Erkrankungen oder Unfälle sind unerwartete Schicksalsschläge, die oftmals das eigene Handeln einschränken oder gar unmöglich machen können. Ehepartner, Kinder oder andere Familienangehörige dürfen nicht automatisch stellvertretend Entscheidungen hinsichtlich medizinischer oder finanzieller Belange der betroffenen Person treffen. Eine Vorsorgevollmacht, etwa in Form einer Generalvollmacht, kann hier sinnvoll sein, um finanzielle Engpässe für die Familie oder ein Entscheidungsvakuum, beispielsweise im Unternehmen, zu vermeiden. Daneben ist die Patientenverfügung ebenfalls wichtig, regelt jedoch nur die Befugnisse von Angehörigen bei schwerwiegenden medizinischen Entscheidungen, wenn der Betroffene nicht ansprechbar ist.

Vermögen langfristig ausrichten

Die Zürcher Kantonalbank Österreich AG empfiehlt ihren Kunden, ihre Vermögen immer langfristig aufzustellen. Idealerweise wenden sich Betroffene an Professionisten, die sich auch um die Nachfolgeregelung im Sinne ihrer Klienten kümmern. Professionell verwaltete Fonds sind beispielsweise in der Regel besser diversifiziert, risikooptimiert und für verschiedene Marktphasen gewappnet als selbstverwaltete Einzelaktien. Auch die Gründung einer Stiftung ist eine beliebte Möglichkeit und bedarf unbedingt professioneller Betreuung.

Kurzfristig liquide Mittel sicherstellen

In jedem Fall sollte ein finanzieller Engpass der Familie und eine notwendige Auflösung von komplexen Vermögensstrukturen und unbeweglichen Vermögenswerten wie Immobilien vermieden werden. Verlassenschaftsverfahren können sich je nach Komplexität der Vermögensstrukturen über mehrere Monate hinziehen. Nicht alle Vermögenswerte müssen sofort verfügbar sein, eine gesunde Aufteilung zwischen liquiden und nicht beweglichen Gütern ist wichtig. Auch deswegen macht es Sinn, Kindern oder Partnern bestimmte Vermögenswerte teilweise zu übertragen. Bestehende gemeinsame Konten sollten auf „Oder“- statt „Und“-Konten umgestellt werden, sodass die zweite Person ebenfalls über das Geld verfügen kann. Auch der Abschluss von Lebensversicherungen kann zielführend sein.

Immobilien: Handlungsfähigkeit gewährleisten

Immobilien sind etwas trägere Werte, wie schon der Name sagt. Hier ist es wichtig, die Handlungsfähigkeit sicherzustellen, um beispielsweise Entscheidungen hinsichtlich von Renovierungsarbeiten treffen zu können. Sobald eine Immobilie unter zu vielen Familienmitgliedern aufgeteilt wird, werden derartige Entscheidungen erschwert. Eine frühzeitige Schenkung, zum Beispiel in Verbindung mit einem lebenslangen Wohnrecht oder einem Nießbrauchrecht für den Erblasser sowie einem Veräußerungsverbot, kann Komplikationen dieser Art von vornherein vermeiden.

Digitale Vermögen und Zugänge organisieren

Für den Notar ist es ein Leichtes, etwa im Falle einer Verlassenschaft, Sparbücher und Konten bei Banken ausfindig zu machen, indem er diese anschreibt. Bei den dezentralen Kryptoassets sieht die Sache anders aus. Daher sollten Krypto-Anleger im „Nach mir“-Ordner anführen, über welche Wallets sie verfügen und wie eine mögliche Übergabe funktionieren kann. Auch andere digitale Zugangsdaten sollten vermerkt sein, um die Erledigung bestimmter Angelegenheiten durch Angehörige (Vertragsauflösungen etc.) zu vereinfachen.

Zürcher Kantonalbank Österreich AG/SJ

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