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12. August 2021

Kein Ende des Kapitalismus in China

Als langjähriger Investor in China analysiert Nick Payne die jüngsten regulatorischen Maßnahmen der Regierung in den Bereichen Bildung und Technologie. Diese haben die Finanzmärkte verunsichert und für fallende Aktienkurse chinesischer Unternehmen gesorgt. Seines Erachtens sind die besten Unternehmen in der Lage, sich an diese Veränderungen anzupassen.

Nick Payne, Head of Strategy, Global Emerging Markets Focus bei Jupiter Asset Management
Nick Payne, Head of Strategy, Global Emerging Markets Focus bei Jupiter Asset Management

Der Privatsektor ist ein enormer Wachstumsmotor für die chinesische Wirtschaft – und für rund 80 Prozent der geschaffenen Arbeitsplätze verantwortlich. Setzt man Unternehmer zu sehr unter Druck, werden sie das Land verlassen. Die regierende Kommunistische Partei Chinas (KPCh) weiß, wie wichtig es ist, den Lebensstandard zu verbessern – und dass der Staatskapitalismus das Hauptinstrument ist, um dies zu erreichen.

Nachhaltiges Wachstum und soziale Inklusion: China will umdenken

In diesem Jahr, in dem die KPCh ihr 100-jähriges Bestehen feiert, ist ein Umdenken der Regierung zu beobachten. Die Partei hat verkündet, dass sie ihr Ziel, die Armut zu bekämpfen, erreicht hat. Der Fokus verlagert sich nun von Wachstum um jeden Preis zu einem Wachstum mit nachhaltigen Ergebnissen und sozialer Inklusion. China konzentriert sich auch stärker auf die Verbesserung seiner nationalen wirtschaftlichen Sicherheit, insbesondere angesichts des Handelskriegs mit den USA.

Die Regulierungszyklen, die wir beobachten, sind nicht neu. Das harte Durchgreifen gegen private Unternehmen im Bildungssektor, das auf dem Markt für viel Unruhe gesorgt hat, ist etwas anderes. Aber Präsident Xi hat schon vor einigen Jahren gesagt, dass er privates Kapital in diesem Bereich nicht befürwortet. Es stehe im Widerspruch zu den Zielen des Staates wie der Verbesserung der Geburtenrate und der sozialen Gleichheit. Dass man sich mit Privatunterricht ein besseres Ergebnis erkaufen kann, kam nicht gut an.

Innovative und disruptive Unternehmen trotzen regulatorischen Verschärfungen

Bei der Verschärfung der Vorschriften für große Technologieunternehmen geht es vor allem um den individuellen Datenschutz nach dem Vorbild der DSGVO-Vorschriften der EU, aber auch um die Verbesserung des Arbeitsrechts und die Verschärfung der Kartellvorschriften. Viele dieser politischen Maßnahmen gehen in die richtige Richtung und spiegeln die Tatsache wider, dass die Unternehmen innovativ und disruptiv sind und sich viel schneller entwickelt haben als die Vorschriften.

Die besten Unternehmen haben sich auch sehr flexibel an die sich ändernden Vorschriften angepasst. China wird für uns weiterhin eine wichtige Quelle für Investitionsmöglichkeiten sein. Angesichts einiger politischer Unwägbarkeiten muss der Abschlag in China jedoch zweifellos steigen. Es zeigt auch, dass man in China im Einklang mit den Plänen der Regierung, einschließlich ihrer Fünfjahresziele, investieren muss. Wer dagegen investiert, tut dies auf eigene Gefahr.

Geldpolitische Schraube wird gelockert

Schließlich ist noch anzumerken, dass die Zahl der Covid-Infektionen in China zunimmt – insbesondere mit der Delta-Variante. China war bei der Eindämmung des Virus und der Einführung von Impfstoffen relativ erfolgreich, aber ein großer Teil der Bevölkerung ist immer noch nicht geimpft. Wenn sich die Variante in China weiter ausbreitet, werden wir wahrscheinlich eine weitere Lockerung der Politik erleben. China hat vor wenigen Wochen mit einer leichten Lockerung der Geldpolitik begonnen und die Mindestreserveanforderungen für Banken gesenkt.

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