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17. Juni 2020

Japans Erholung

Nachdem Japan den Ausnahmezustand aufhob, war die Erleichterung an der Börsen spürbar: Der Nikkei-Index erreichte die 23.000er-Schwelle wieder. Halten konnte er sie nicht. Naoki Kamiyama, Chief Strategist bei Nikko Asset Management, zur Frage, wie es weitergeht.

Naoki Kamiyama, Chief Strategist bei Nikko Asset Management

Die Wiederankurbelung der Wirtschaft verbessert die Unternehmensgewinne und fördert den Konsum, der zudem staatlich unterstützt wird. Die Kreditvergabe der Banken stabilisiert sich dank der lockeren Geldpolitik. In diesem Umfeld erwarten wir eine Erholung, deren Form zwischen V und L liegen wird. Der Konsum wird aufgrund des Nachholbedarfs schnell bis etwa zur Hälfte ansteigen, sich danach aber bis 2021 langsamer erholen. Die Beschäftigung dürfte sich nicht vollständig erholen.

Aufschwung mit Risiken

Im Zuge der Wiederöffnung der Wirtschaft wird es unweigerlich zu einem gewissen Anstieg neuer Infektionen kommen. Wir gehen aber davon aus, dass sich der Aufschwung fortsetzen wird, solange das Gesundheitssystem nicht überfordert wird. Abgesehen von der Pandemie sehen wir Risiken für die wirtschaftliche Erholung in den erhöhten Spannungen zwischen den USA und China im Gefolge des nationalen Sicherheitsgesetzes, das Peking Hongkong auferlegt, sowie durch die Entwicklungen im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen im November.

Regierungs-Zustimmung gesunken

Einigen Beobachtern scheint es rätselhaft, dass die Zustimmungsraten für die Regierung von Premierminister Abe gesunken sind, obwohl es Japan gelungen ist, einen verheerenden Virusausbruch abzuwehren. Dies steht im Gegensatz zu Ländern wie Deutschland und Frankreich, wo sich die Zustimmung zur Regierung nach dem Umgang mit der Pandemie verbessert hat. Japan konnte zwar seine Infektionszahlen relativ niedrig halten; die Reaktion der Regierung wurde jedoch als langsam wahrgenommen, insbesondere bei der Organisation von Bargeldauszahlungen.

Mögliche Überhitzung

Allerdings dürften sich die niedrigeren Zustimmungswerte kaum auf den Markt auswirken – vor allem, weil Abe keine Parlamentswahlen anstreben wird, solange das Land mit der Seuche zu kämpfen hat. Die Wirtschaft allerdings könnte unter der momentanen politischen Instabilität leiden. Die Verteilung von Bargeld- und Subventionszahlungen als Reaktion auf die Pandemie liegt in der Hand lokaler Regierungen und könnte mit der Erholung der Wirtschaft zusammenfallen. Eine vorübergehende Überhitzung wäre die Folge.

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