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20. April 2021

Interview: Michael Ganske, T. Rowe Price

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Wolfgang Regner Redakteur

Seit rund 20 Jahren hat Asien stark an Bedeutung gewonnen. Dies gilt nicht nur für den Aktienmarkt, sondern auch für asiatische Anleihen. Die Kreditqualität steigt, die Ausfallraten sinken. Das eröffnet Investmentchancen für risikobewusste Anleger.

Michael Ganske, Investmentspezialist für Anleihen bei T. Rowe Price

Wenn wir Hartwährungsanleihen und Lokalwährungsanleihen gegenüberstellen: Wie ist das relative Risiko-Rendite-Profil?

Michael Ganske: Mit Hartwährungsanleihen in Schwellenländern (EM) sind Anleger über die Spread-Komponente zwar Kreditrisiken ausgesetzt, können aber auch an der Bewegung der zugrundeliegenden Treasury-Renditekurve teilhaben. Bei lokalen Schwellenländeranleihen besteht für Anleger sowohl das lokale Zinsrisiko als auch das Wechselkursrisiko. Im Grunde sind EM-Hartwährungsanleihen eine Anlageklasse mit Kreditrisiko, während EM-Lokalwährungsanleihen eine Anlageklasse mit kombiniertem Zins- sowie Wechselkursrisiko sind. Bei Corporate Bonds ist zu bedenken, dass viele EM-Unternehmen ein globales Geschäftsmodell haben. Das heißt, sie sind nicht allein den makroökonomischen Bedingungen in ihrem Heimatland ausgesetzt.

In der Vergangenheit wurden Anleger nur selten dafür belohnt, die höheren Risiken in Lokalwährungsanleihen einzugehen: Ist es dieses Mal anders?

Michael Ganske: Der fast acht Jahre anhaltende Aufwertungstrend des US-Dollar hat Schwellenländerwährungen nach unten gedrückt, was internationale Anleger in lokalen Schwellenländeranleihen viel Rendite gekostet hat. Doch bei der Beurteilung dieser Anlageklasse sollten Investoren nicht in den Rückspiegel schauen. EM-Lokalwährungsanleihen sind attraktiv, weil ihre nominalen und realen Renditen im Vergleich zu den Zinsmärkten der Industrieländer überzeugen. Darüber hinaus sind Schwellenländerwährungen fundamental sehr günstig bewertet, zumal der langanhaltende Aufwertungstrend des US-Dollar beendet ist. Und mit ihrer kurzen Duration (fünfeinhalb Jahre) eignet sich die Anlageklasse besonders gut in Zeiten starker Wachstumserholung und Zinsnormalisierung. Wir setzen auf Anleihenmärkte, wo die Inflationskurve unter Kontrolle ist und sich die Renditen auf einem attraktiven risikobereinigten Niveau bewegen, wie in China und Malaysia. Gleiches gilt für unterbewertete Währungen mit Aufwärtspotenzial, wie der chinesische Renminbi oder die indische Rupie. Insgesamt sind die Anlagechancen in Schwellenländerwährungen besser als in Anleihen.

Welche sind die wichtigsten Argumente, die für eine Investition in asiatische Anleihen (Staats- und Unternehmensanleihen) sprechen?

Michael Ganske: Die Hauptargumente für asiatische Anleihen sind: Anleger erhalten Zugang zu der weltweit am schnellsten wachsenden Wirtschaftsregion, deren demografische Lage besonders günstig ist und die ein starkes Bevölkerungswachstum aufweist. Asien verfügt über eine höhere Kreditqualität als andere Schwellenländerregionen mit einem tieferen Kapitalmarkt und mehr Emittenten. Regionale Anleger mit einem Heimatfokus bieten technische Unterstützung. Die Bedeutung asiatischer Anleihen hat im Laufe der Zeit zugenommen und wir erwarten, dass sich dieser Trend fortsetzen wird. Die Wachstumserholung in China fungiert als regionaler Treiber und unterstützt die makroökonomische Erholung in der Region. Konsequenterweise sind Anleihen asiatischer Emittenten im T. Rowe Price EM Local Markets Bond Fund übergewichtet.

Sollten Anleger Unternehmensanleihen gegenüber Staatsanleihen bevorzugen?

Michael Ganske: Mit Schwellenländer-Unternehmensanleihen, deren Duration um mehr als drei Jahre kürzer ist, sind die Anlagechancen besser als mit Staatsanleihen. Außerdem profitieren Anleger von hohen Marktineffizienzen, da das Universum über 700 Emittenten umfasst. Uns gefällt auch die Tatsache, dass die Anlageklasse der Unternehmensanleihen im Vergleich zu Staatsanleihen ein höheres Asien-Exposure aufweist. Zudem glauben wir, dass die globale Wirtschaftserholung dem Geschäft vieler Emittenten zugutekommen und ihre Kreditqualität zukünftig verbessern wird.

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Wolfgang Regner Redakteur

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