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29. April 2021

Interview: Luke Barrs, Goldman Sachs

SNEZ BW 2
Snezana Jovic GELD-Magazin / Geschäftsführung

Im Interview mit Luke Barrs, Head of Fundamental Equity Client Portfolio Management EMEA bei Goldman Sachs Asset Management, warum Wachstum und Disruption ein entscheidender Faktor sind.

Luke Barrs, Head of Fundamental Equity Client Portfolio Management EMEA bei Goldman Sachs Asset Management

Welche Rolle spielen Erfolge bzw. Misserfolge von Unternehmen für deren Gewichtung in Aktienindizes?

Herkömmliche Aktienindizes sind nach Marktkapitalisierung gewichtet. Das bedeutet, sie orientieren sich an der Vergangenheit. Unternehmen, die sich also bislang gut entwickelt haben, sind in diesen Indizes daher zu stark vertreten – ganz gleich, wie gut sie für zukünftiges Wachstum aufgestellt sein mögen. Hingegen sind Unternehmen, die voraussichtlich von diesen Themen profitieren werden, oft unterrepräsentiert.

Können Sie beispielhaft eine Entwicklung nennen?

Klar. Nehmen wir die rasante Industrialisierung, die in vielen Schwellenländern in den 2000er-Jahren zu beobachten war. Sie unterstützte einen Superzyklus bei Rohstoffen, was die Aktienkurse und somit auch die Gewichtungen vieler Rohstoffunternehmen und ‑länder in Vergleichsindizes beflügelte. Zum Vergleich: Auf ihrem Höhepunkt Mitte 2008 machten Rohstoffe fast 25 % der globalen Aktienmärkte aus; heute stellen sie nur 8 %. Der Wert ist seit damals um etwa ein Drittel gefallen. Im Gegensatz dazu warfen Technologie- und Internetaktien im gleichen Zeitraum fast 300 % ab. Sie stellen fast 23 % der globalen Vergleichsindizes, nachdem ihr Anteil 2008 nur 10 % betrug.

Klingt nach verpassten Chancen und Herdenverhalten…

Es kommt dauerhaft auf Differenzierung und Flexibilität an. Es ist nicht unser Ziel, Anlegern mit diesem Beispiel das Offensichtliche aufzuzeigen, nämlich dass sie davon profitiert hätten, in Technologieaktien statt in Rohstoffunternehmen zu investieren. Vielmehr unterstreicht das Beispiel die Tatsache, dass langfristige Themen – in diesem Fall der rapide Fortschritt der technologischen Fähigkeiten und der Aufstieg der digitalen Wirtschaft – für Anleger zu herausragenden Ergebnissen führen können.

Und das bedeutet nun konkreter?

Es lohnt sich, frühzeitig gründlicher darauf einzugehen, worauf diese Analyse basiert, Kernfaktoren mit Tragkraft zu kennen. Der Grund, warum langfristige Wachstumsthemen herausragende Ergebnisse für Aktienanleger erreichen, liegt darin, dass die Aktienrenditen langfristig durch die Unternehmensgewinne bestimmt werden. Bewertungskennzahlen und Währungen können sich zwar kurzfristig auf die Ergebnisse auswirken – aber auf der richtigen Seite für Wachstum und Disruption zu stehen, ist ein entscheidender Faktor für langfristigen Erfolg. Das ist der Grund, warum Unternehmen, die für Megatrends und langfristige Wachstumsthemen gut aufgestellt sind, sich so stark entwickelt haben. Unternehmen, deren Geschäftsmodelle davon beeinträchtigt wurden, hinkten dagegen deutlich hinterher. Wir haben dazu vier Megatrends im Blick, technologischer Fortschritt inklusive digitaler Unterhaltung und Konsum, Millennials, ökologische Nachhaltigkeit sowie Healthcare. Hier gilt es, Potentialkandidaten und Dauerläufer von möglicherweise Überhitztem zu unterscheiden.

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Snezana Jovic GELD-Magazin / Geschäftsführung

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