fbpx
23. März 2022

Immer wahrscheinlicher: Stagflation

Vor dem Ukraine-Krieg konnte man erwarten, dass im Sommerhalbjahr mit der Aufhebung der Corona-Beschränkungen ein kleiner Wirtschaftsboom beginnen würde. Drohen stattdessen jetzt Rezession oder eine Stagflation?

Manfred Schlumberger, Leiter Portfoliomanagement bei StarCapital
Manfred Schlumberger, Leiter Portfoliomanagement bei StarCapital

Kommentar von Manfred Schlumberger, Leiter Portfoliomanagement bei StarCapital: „Zu Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine glaubten Militärexperten, dass die Ukraine nach maximal drei Wochen besiegt sei: Welch ein Irrtum!“

Putins Kalkül

Schlumberger weiter: „Jetzt versucht Putin, die Hauptstadt Kiew zu umzingeln und auszuhungern und so viel Landgewinn wie möglich an der Schwarzmeerküste zu erzielen. Erst wenn er glaubt, sich gesichtswahrend als Sieger darstellen zu können, dürfte er zu Friedensverhandlungen bereit sein – natürlich zu seinen Bedingungen! Einen Frieden, egal zu welchen Bedingungen, würden die Kapitalmärkte mit weiteren Kurssteigerungen «feiern».“

Krieg treibt Preise

„Zieht sich der Krieg aber noch viele Monate hin, wird der Druck auf Europa und insbesondere Deutschland massiv zunehmen, ein Verbot von russischen Öl- und Gaseinfuhren zu erlassen. Doch dann ist es mit einem «Frieren für den Frieden» im nächsten Winter nicht getan. Zwei Drittel des Gasverbrauchs entfallen in Deutschland auf die Industrie. Ein Ausfall kann noch auf längere Sicht nicht ausgeglichen werden und die Preise würden weiter drastisch steigen.“ Auch würde die Rezessionsgefahr in Europa steigen.

„Der Schaden für Putin dürfte sich in Grenzen halten. Dank der dann erheblich weiter steigenden Weltmarktpreise dürfte es ihm gelingen, zumindest einen Großteil seines Öls und Gas zu Discountpreisen an Länder wie China und Indien loszuschlagen, ohne große finanzielle Einbußen erleiden zu müssen“, so der Experte.

Stagflation ante portas

„Kommt es nicht zu diesem Extremszenario, wird das Wachstum der Weltwirtschaft und insbesondere in Europa dennoch 1 bis 1,5% niedriger ausfallen als noch Anfang des Jahres prognostiziert. Gleichzeitig kommt die Inflation trotz der entlastenden Basiseffekte aus dem Vorjahr nicht zurück. Die Energie- und Rohstoffpreise bleiben auf hohem Niveau und der sich noch verstärkende Trend zur Deglobalisierung lässt die Inflationsraten vorläufig nicht nennenswert sinken. Ein Stagflationsszenario mit bescheidenem Wachstum und hoher Inflation wird somit immer wahrscheinlicher.“

StarCapital/HK

Zum Newsletter anmelden

Bestellen Sie kostenfrei und unverbindlich den GELD-Magazin Newsletter, als optimale Ergänzung zur Print-Ausgabe von GELD-Magazin!
Zwei Mal im Monat versenden wir den Newsletter mit Themen rund um den Finanzmarkt und Wirtschaft.

Sie haben sich erfolgreich eingetragen.