fbpx
5. Februar 2021

Gute Absicht oder Greenwashing?

LedererPabstSusanne Neu1
Dr. Susanne Lederer-Pabst dragonfly finance

Viele Konzerne instrumentalisieren längst den Nachhaltigkeitsboom und nützen diesen gekonnt als Marketing- und Verkaufsstrategie, indem sie mit eigenen Schlagworten und Labels faire Produkte vortäuschen.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass gerade diejenigen, die sich bemühen, Gutes in die Welt zu bringen, besonders kritisch beäugt werden, weil eben heute alles hinterfragt wird. Und das ist gut so, denn oft ist das Misstrauen absolut berechtigt, davon zeugen unzählige Beispiele.

Gearbeitet wird mit versteckten Kompromissen – insofern,  dass  ein  kleiner  Teil  umweltfreundlich  ist, über den Rest jedoch nicht gesprochen wird – oder mit Beschönigungen, Verschleierungen und Bildern, die vom Inhalt ablenken. Selbst Falschaussagen werden verwendet oder es fehlen dann einfach die Nachweise zur proklamierten Nachhaltigkeit, denn „Papier ist, wie wir wissen, geduldig“.

„The devil is in the details“

Lassen wir einmal die gute Absicht gelten, denn Greenwashing muss ja nicht unbedingt absichtlich passieren. Die Frage ist ja auch: Wo beginnt Greenwashing? Und wie so oft gilt: „The devil is in the details.“ Kürzlich ist mir eine Pressenachricht mit der Headline „Österreich verhindert Greenwashing“ ins Auge gestochen. Während viele Mitgliedstaaten eine enge Verknüpfung der Nuklearforschung mit der Klimaneutralität Europas herstellen wollten, hat sich Österreich dagegen ausgesprochen und vertritt die Meinung, dass Nuklearenergie das Label „klimaneutral“ nicht verdient. Nur weil diese Energieform weniger mit CO2 belastet ist als andere, dürften die langfristigen Risiken von Kernkraftwerken für unseren Planeten nicht „grüngewaschen“ werden.

Das Thema Atomstrom ist jedenfalls ein sehr geeignetes Beispiel, um aufzuzeigen, dass die Debatte um das Thema Greenwashing keine einfache ist. Wo beginnt Greenwashing und wo hört es auf?

Task Force für Nachhaltigkeit

Das Thema wird auf politischer, regulatorischer Ebene mittlerweile sehr ernsthaft betrieben. Ein Bericht der Meta-Aufsicht (International Organization of Securities Commissions) beispielsweise hat nach einer Überprüfung der Eigeninitiativen einzelner Aufsichtsbehörden und Marktteilnehmer vor allem drei wiederkehrende Problemfelder identifiziert.

Erstens voneinander abweichende Aktivitäten verschiedener Regulierungsbehörden insbesondere im Bereich der Offenlegungspflichten, zweitens das Fehlen gemeinsamer Definitionen nachhaltiger Aktivitäten und drittens Greenwashing als Herausforderung für den Anlegerschutz. Mit diesen definierten Problemfeldern will sich die IOSCO gründlich befassen und richtet dazu eine Task Force für Nachhaltigkeit ein. Diese soll zudem die Koordination relevanter Regulierungs- und Aufsichtsansätze erleich-tern, Transparenz und Vergleichbarkeit der ESG-Daten schaffen, die Methoden und die Governance der Credit-  und  ESG-Rating-Agenturen  durchleuchten und die Risiken des Greenwashing analysieren.

Bewusstsein schafft Werte

Integrität  und  Transparenz  sind  gerade  im  Wirtschafts- und Finanzbereich wichtig, denn hier ist der Hebel  groß!  Wer  in  der  Kundenberatung  tätig  ist, weiß, dass Vertrauensbildung enorm wichtig ist. Vertrauen wird vermittelt durch kompetentes Transportieren von Werten. Und Bewusstsein schafft Werte. Nach einer Umfrage des VKI zum Thema „Siegel und Greenwashing“ anlässlich des World Ecolabel Days wird Bewusstseinsbildung als eine Möglichkeit wahrgenommen,  Konsumenten das  entsprechende  Rüstzeug für diese Diskussion mitzugeben. Denn die Umfrage ergab, dass sich Konsumenten mehr „geprüfte“, also zertifizierte Nachhaltigkeit wünschen und diese Rolle dem Gesetzgeber und unabhängigen NGOs zuspielen. Das Thema Greenwashing regt jedenfalls auf und vermutlich viele weitere Diskussionen an und das ist gut so.

Fotocredit: Adobe Stock, Romain Talon

LedererPabstSusanne Neu1
Dr. Susanne Lederer-Pabst dragonfly finance

Zum Newsletter anmelden

Bestellen Sie kostenfrei und unverbindlich den GELD-Magazin Newsletter, als optimale Ergänzung zur Print-Ausgabe von GELD-Magazin!
Zwei Mal im Monat versenden wir den Newsletter mit Themen rund um den Finanzmarkt und Wirtschaft.

Sie haben sich erfolgreich eingetragen.