„Grüner Kondratieff“: Die sechste Welle des Wachstums
Seit der industriellen Revolution Ende des 18. Jahrhunderts lassen sich weltweit fünf lange Wachstumswellen identifizieren: die nach dem russischen Ökonomen Nikolai Kondratieff benannten „Kondratieff-Wellen“. Zeitlich erstreckten sie sich jeweils über etwa 40 bis 60 Jahre.
Jede dieser Wellen war dadurch gekennzeichnet, dass technologische Umbrüche eine produktivitätssteigernde Breitenwirkung entfalteten, von der letztlich sämtliche Lebensbereiche erfasst wurden.
„Epochenwechsel“
In seiner Studie „GreenGrowth: Die grüne Welle des Wachstums“ argumentiert Hans-Jörg Naumer, Leiter Kapitalmarktanalyse bei Allianz Global Investors, dass die Weltwirtschaft zu Beginn eines neuen, sechsten Kondratieff-Zyklus stehen könnte. Verschiedene Finanzmarktentwicklungen und Phänomene der jüngeren Vergangenheit deuten in Richtung eines Epochenwechsels: Ersparnisflut und Negativzinsen, Produktivitätsrückgang und Populismus, Wachstumsdebatte und Klimawandel.
Naumer führt an, was das Wesensbestimmende eines derartigen sechsten Zyklus sein könnte: Vieles spricht für einen „grünen Kondratieff“, also für einen Wachstumszyklus, der nicht von der Ausbeutung, sondern vom intelligenten und nachhaltigen Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen geprägt sein wird. Eine Schlüsselrolle kommt dabei der Digitalisierung zu – in Form einer zunehmenden Durchdringung von Robotern sowie des immer stärkeren Einsatzes von künstlicher Intelligenz in der Produktion und im Alltag.
Die Welt wird „smart“
„Es muss global zu einer Aussöhnung von Ökologie und Ökonomie kommen“, erläutert Naumer. „Noch lebt die Menschheit über ihre Verhältnisse, wie der Verbrauch an Bio-Kapazität und der CO2-Fußabdruck zeigen. Sollen die Ansprüche der nachkommenden Erdbewohner an ein menschenwürdiges Leben erfüllt werden, so bedarf es eines Übergangs vom parasitären zum symbiotischen Wachstum. Dabei wird Umwelttechnologie mittels Digitalisierung den Umgestaltungsprozess treiben. Es wird und muss ‚smart‘ zugehen – Stichworte sind smarte Logistik, smarte Städte, smart Grids und smarte Landwirtschaft.“
Zweistellige Billionenbeträge nötig
Der Kapitalbedarf für eine derartige Umstellung ist enorm. Dies zeigen die Analysen der International Renewable Energy Acency zum Investitionsbedarf für eine weltweite Umstellung der Energieproduktion und -verteilung sowie die Berechnungen der UN zur Erfüllung der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung. Es geht jeweils um mittlere zweistellige Billionenbeträge, die bis 2030 aufgebracht werden müssen. „Eine Menge Geld“, konzediert Naumer, schickt aber sogleich eine gute Nachricht hinterher: „Aber dieses Investitionsvolumen zu erreichen, scheint nicht aus der Welt zu sein. Immer mehr institutionelle und private Anleger verpflichten sich zu nachhaltigen Investitionsentscheidungen und fragen nachhaltige Vermögensanlagen nach. FinanceForFuture ist daher möglich.“
Diese News ist eine Mitteilung des Unternehmens: Allianz Global Investors/HK