fbpx
19. Januar 2022

Globale Zinswende vor den Toren

„Erstmals seit der Finanzkrise 2008 sehen wir in diesem Jahr eine weltweite Zinswende“, analysiert Wolfgang Sawazki, Vorstand von SALytic Invest. Nach der Omikron-Delle erwartet er ein dynamisches Wachstum der Weltwirtschaft.  

Wolfgang Sawazki, Vorstand von SALytic Invest
Wolfgang Sawazki, Vorstand von SALytic Invest

Wichtigster Treiber für die globale Wirtschaft bleibt das dynamische Wachstum in den USA. Hohe Konsumausgaben und staatliche Investitionen in Infrastruktur, Umweltschutz und Gesundheit befeuern die Konjunktur. Da die sehr hohe Inflationsrate das Zwei-Prozent-Ziel der Fed nachhaltig überschießt, erwartet Sawazki eine Zeitenwende.

USA: Zinsen steigen heuer

Der Experte: „Die amerikanische Notenbank lässt im März die Wertpapierkäufe auslaufen und hebt darüber hinaus die Zinsen im Jahr 2022 drei- bis viermal um jeweils 0,25 Prozentpunkte auf rund 1 Prozent an. Daraus resultieren steigende Kapitalmarktzinsen und durch raschen Bilanzabbau ein schnelles Abebben der Liquiditätswelle, die die Kursgewinne bei Wertpapieren und Immobilien in den vergangenen zehn Jahren getragen hat.“

Europa lässt sich Zeit

Matthias Jörss, Chefvolkswirt von SALytic Invest
Matthias Jörss, Chefvolkswirt von SALytic Invest

In Europa sieht die Lage vergleichsweise noch besser aus. Auch hier ist die Inflation im vergangenen Jahr in der Spitze auf rund fünf Prozent gestiegen. Die Spezialisten rechnen jedoch im Verlauf von 2022 mit einem Absinken der Inflationsrate durch entspanntere Rohstoffmärkte und positive Basiseffekte.

Matthias Jörss, Chefvolkswirt von SALytic Invest, erläutert: „Wir rechnen erst im Jahresverlauf mit einem sehr langsamen Rückgang der Inflationsraten.“ Trotzdem erwartet er, dass die Europäische Zentralbank (EZB) in 2022 noch an den Negativzinsen festhält, bevor es in 2023 erste Zinsanhebungen gibt. Zudem reduziert die EZB ab dem zweiten Quartal ihre Anleihekäufe, wodurch sich auch in Europa das Liquiditätsumfeld eintrübt.“

Aktien: Favoritenwechsel

Ein schneller Zinsanstieg wird aus Sicht des SALytic-Teams zu Bewertungskorrekturen an den Aktienmärkten führen, insbesondere bei den Wachstumstiteln. Gleiches gelte für erneute Lockdown-Maßnahmen oder weniger beherrschbare Coronavirus-Varianten. Dem stehen konjunkturbedingt jedoch noch einmal leicht steigende Unternehmensgewinne entgegen. Sawazki erwartet daher einen Favoritenwechsel: 

„Besonders profitieren könnten dieses Jahr durch den Corona-Schock zurückgebliebene Regionen und durch Rohstoffverknappung belastete Einzelwerte. Wir denken zum Beispiel über ein Investment in den asiatischen Aktienmarkt nach und sehen aufgrund der sich sukzessive lösenden Chip-Knappheit großes Kurspotential bei einigen Automobil- und Chemietiteln. Fallende Rohstoff- und Energiekosten könnten auch die zurückgebliebenen Werte aus der Food- und Baubranche wieder befeuern.“ Außerdem seien nach wie vor die Megatrends des Green Deals intakt. Zudem profitieren Banken und Versicherungen von steigenden Zinsen.

SALytic Invest/HK

Zum Newsletter anmelden

Bestellen Sie kostenfrei und unverbindlich den GELD-Magazin Newsletter, als optimale Ergänzung zur Print-Ausgabe von GELD-Magazin!
Zwei Mal im Monat versenden wir den Newsletter mit Themen rund um den Finanzmarkt und Wirtschaft.

Sie haben sich erfolgreich eingetragen.