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22. Februar 2023

Fossile Energie: Rekord-Subventionen

Kaum zu glauben: Die Subventionen für den Verbrauch fossiler Energie haben im vergangenen Jahr mit rund 1 Billion Dollar einen neuen Rekord erreicht. Das sind etwa 1 Prozent des globalen BIP, doppelt so viel wie 2021 und beinahe fünfmal mehr als 2020.

Dieter Wermuth, Economist und Partner bei Wermuth Asset Management
Dieter Wermuth, Economist und Partner bei Wermuth Asset Management

Dieter Wermuth, Economist und Partner Wermuth Asset Management, kommentiert: „Der steile Anstieg der Gas-, Benzin- und Strompreise im Gefolge des Ukrainekriegs hatte die Kaufkraft der ärmeren Bevölkerungsschichten und die Geschäftsmodelle energieintensiver Unternehmen so sehr beeinträchtigt, dass die Regierungen keine Wahl zu haben glaubten, als durch Preisdeckel und Einkommenstransfers das Schlimmste zu verhindern, de facto also das Verbrennen fossiler Energieträger zu fördern.“

Klimakollaps droht

„Es gibt zwar einen breiten Konsens, dass die Emission von Treibhausgasen durch die ständige Verteuerung von Gas, Erdöl und Kohle vermindert werden muss, es hat sich aber wieder einmal gezeigt, dass das nicht zu schnell gehen darf, weil die Bevölkerung nicht mitmacht, wenn die reale Kaufkraft zu stark sinkt und Arbeitsplätze verlorengehen. Wie es aussieht, haben Strukturwandel und Klimaschutz zurückzustehen, wenn es ans Eingemachte geht.

Das Hier und Jetzt ist den Menschen wichtiger als eine drohende Klimakatastrophe in der nahen oder ferneren Zukunft. Im vergangenen, konjunkturell guten Jahr haben die CO2-Emissionen daher global einen neuen Höchstwert erreicht (schätzungsweise 41 Mrd. Tonnen). Da China, Indien und die übrigen Schwellenländer, auf die 85 Prozent der Weltbevölkerung entfällt, weiterhin einen energieintensiveren Lebensstandard anstreben, wird es noch für einige Jahre immer neue Rekordwerte geben. Die Pariser Klimaziele werden nur schwer zu erreichen sein.“

Chance für Neue Energien

„Auf längere Sicht sieht es allerdings nicht so schlecht aus, zumindest in Teilbereichen. Der Anteil der Erneuerbaren an der Bruttostromerzeugung der Welt ist in den vergangenen zehn Jahren mehr oder weniger stetig von weniger als 20 Prozent auf zuletzt 29 Prozent gestiegen und wird bis 2030 vermutlich etwa 40 Prozent erreichen, Folge des technischen Fortschritts, staatlicher Förderung und der Fahrt aufnehmenden Massenproduktion von Wind- und Solaranlagen. Der Trend wird sich fortsetzen, ist aber im Vergleich zu dem, was nötig ist, nicht steil genug.

Eine andere gute Nachricht betrifft E-Autos. Die Zulassungszahlen sind in den letzten Jahren global mit hohen zweistelligen Raten gestiegen und der Anteil an den Gesamtzulassungen von PKWs hat sich von 2 Prozent im Jahr 2018 auf etwa 11 Prozent im Jahr 2022 erhöht. Die Internationale Energieagentur rechnet damit, dass er bis 2025 auf 17 Prozent, und bis 2030 auf 25 Prozent steigen wird – dann dürfte der Bestand an Elektroautos 200 Millionen erreichen, was eine Erhöhung um das Elffache gegenüber dem Stand heute bedeutet.“

Boomender Sektor

„Wenn alle PKWs eines Tages elektrisch wären und alle Menschen dieser Erde so viele Autos besäßen wie zurzeit in der OECD, müsste der Bestand an Elektroautos angesichts einer Weltbevölkerung von 8 Milliarden auf 4 Milliarden Stück steigen, was noch einmal eine Verzwanzigfachung gegenüber dem Prognosewert für 2030 bedeutet. Es wird so nicht kommen, denn simple Extrapolationen sind keine seriöse Wissenschaft, aber es lässt sich mit einiger Sicherheit wohl trotzdem sagen, dass die Elektrifizierung des Verkehrs erst am Anfang steht. Wir haben es mit einer Wachstumsindustrie zu tun.

Eine Klimakatastrophe lässt sich nach Ansicht der meisten Klimaforscher jedoch kaum vermeiden, wenn sich die aktuellen Trends fortsetzen. Dafür sind nicht zuletzt die Fortschritte in der Industrie, im Gebäudesektor und in der Landwirtschaft viel zu gering. Ich setze allerdings darauf, dass sich die Dinge deutlich beschleunigen werden, wenn die Klimaverschlechterung tatsächlich eines Tages auch in den reichen Ländern zu existenziellen Problemen führt. Hoffentlich ist es dann nicht bereits zu spät.“

Wermuth AM/HK

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