NIEDRIGE ZINSEN BEFLÜGELN Welche Märkte & Branchen am attraktivsten sein werden! Österreichische Post AG | MZ 03Z035262 M | 4profit Verlag GmbH, Rotenturmstraße 19/1/29 B, 1010 Wien | Ausgabe Nr. 6/2025 | 6,90 Euro Finanzpolitik + Volkswirtschaft + Länder- und Branchenanalysen + Banking + Investmentfonds + Aktien + Immobilien + Rohstoffe + Blockchain + Alternative Investments + Versicherungen DAS MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, POLITIK & INVESTMENTPRODUKTE Nachhaltigkeit Über die Verleihung der begehrten FNG-Siegel und warum sich ESGKriterien bei der Geldveranlagung langfristig auszahlen. Börse Wien Nach überragenden Kursgewinnen: Welche Aktien 2026 über weiteres Potenzial verfügen und welche man lieber meiden sollte. Exchange Traded Funds ETFs werden bei der Kapitalanlage immer stärker eingesetzt. Wie man mit den kostengünstigen Fonds am besten ein Portfolio aufbaut. AUSBLICK Bitcoin-Cycle Wann die heftige Korrekturphase am Kryptomarkt enden wird und man bei Bitcoin & Co wieder gute Chancen auf Gewinne hat.
WER VIEL VORHAT, KOMMT ZU UNS. Was die Zukunft bringt, steht noch in den Sternen. Mit achtsamer und zugleich ambitionierter Beratung sorgen wir dafür, dass Sie sich und Ihr Geld gut aufgehoben wissen. GELDANLAGE IM BLICK? Hypo Vorarlberg – Ihre persönliche Beratung in Vorarlberg, Wien, Graz, Wels, Salzburg und St. Gallen (CH). www.hypovbg.at
Ausgabe Nr. 6/2025 – GELD-MAGAZIN . 3 Trotz des Krieges in der Ukraine, höheren Zöllen in den USA und Sparmaßnahmen der Regierungen schließt das Jahr 2025 mit sensationellen Gewinnen an den Aktienmärkten ab – im Wesentlichen aufgrund der Zinssenkungen durch die Notenbanken. Anleihen konnten nur in ausgewählten Segmenten profitieren, europäische und US-Staatsanleihen verloren infolge der Renditeanstiege bzw. des schwachen Dollars vielmehr an Boden. Angesichts der mittlerweile relativ hohen Bewertungen an den Aktienmärkten und aufkommender Zweifel, ob sich die enormen Investitionen in den KI-Bereich rechnen werden, stellt sich die Frage, wie man Kapitalanlagen 2026 positionieren sollte. In dieser Ausgabe berichten wir in umfangreichen Markt- und Branchenkommentaren über die Zukunftserwartungen. Kurzum, um die USA kommt man nicht herum, europäische Wertpapiere sind günstiger als amerikanische und Asien dürfte aufgrund des überproportionalen Wachstums besser als alle anderen Märkte abschneiden (siehe ab Seite 20). Im Hinblick auf die Entwicklung der Ökonomien schwanken die Erwartungen zwischen einem Goldilocks-Szenario mit niedrigen Zinsen und niedriger Inflation – vielleicht sogar einem Ende des Ukrainekrieges – bis hin zu der Gefahr einer Stagflation (schwaches Wirtschaftswachstum bei relativ hoher Inflation). Die Frage ist, ob die geplanten hohen Investitionen in den Defence- und Infrastrukturbereich sowie in den Klimaschutz die Wirtschaften insgesamt ausreichend unterstützen werden. Als eines der Gefahrenmomente sollte man die Entwicklung der langfristigen Zinsen im Auge behalten. Aufgrund der hohen Staatsverschuldungen und Budgetdefizite wird die Klemme bei den Staatsfinanzen durch steigende Zinskosten drückender. Sollten die Umlaufrenditen weiter anziehen, dürften die Aktienmärkte voraussichtlich in eine Korrekturphase schwenken. Denn, um das höhere Risiko bei Aktien auszugleichen, müssten die Renditen bei Aktien überproportional – etwa um das Doppelte – steigen. Und das funktioniert nur durch einen entsprechenden Anstieg der Unternehmensgewinne oder durch Kursrückgänge. Wir halten Sie im GELD-Magazin am Laufenden und wünschen Ihnen vorab wieder viel Erfolg im Jahr 2026. Mario Franzin, Chefredakteur GELD-Magazin Strategie für 2026 editorial impressum MEDIENEIGENTÜMER UND HERAUSGEBER 4profit Verlag GmbH · MEDIENEIGENTÜMER-, HERAUSGEBER- UND REDAKTIONSADRESSE Rotenturmstraße 19/1/29B, 1010 Wien · T: +43/676/570 95 10 · E: [email protected] · GESCHÄFTSFÜHRUNG Snezana Jovic, Mario Franzin · CHEFREDAKTEUR Mario Franzin REDAKTION Mario Franzin, Mag. Harald Kolerus, Michael Kordovsky, Wolfgang Regner, Moritz Schuh MSc, Mag. Christian Sec · LEKTORAT Mag. Rudolf Preyer · GRAFISCHE LEITUNG Noura El-Kordy · COVERFOTO Andesgn/stock.adobe.com · DATENANBIETER Lipper Thomson Reuters*, Morningstar · VERLAGSLEITUNG Snezana Jovic · BACKOFFICE & ONLINE REDAKTION Ivana Jovic · MARKETING & ANZEIGENVERKAUF Anita Tenic · IT-MANAGEMENT Oliver Uhlir · DRUCK Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Str. 80 · VERTRIEB PGV Austria, 5412 Puch, Urstein Süd 13. www.geld-magazin.at ABO-HOTLINE: +43/699/1922 0326 · [email protected] * Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performancewerte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen. FOTO: ivanashoots.com
MÄRKTE & FONDS 16 Kurzmeldungen Europa: Gute Karten + USA: Hoch bewertet + Staatsanleihen: Vorsicht geboten. 20 AUSBLICK REGIONEN Die besten Investments von West nach Ost. 22 Ausblick Europa Der „Alte Kontinent“ birgt Risiken und öffnet zugleich Chancen. 26 Ausblick USA Auf die Vereinigten Staaten kann man bei der Asset Allocation nicht verzichten. 30 Ausblick Asien Neben Emerging Markets ist auch Japan einen Blick wert. 32 AUSBLICK BRANCHEN Top-Sektoren fürs Portfolio. 34 Ausblick Technologie Data- und Rechencenter für Cloud, KI & Co sorgen für unglaubliche Wachstumsraten. 36 Ausblick Ökologie Um den Klimawandel auszubremsen, sind noch enorme Investitionen nötig – ein lukrativer Wachstumsmarkt. UKRAINE Auch eine schlechte Ernte belastet die Wirtschaft des geprüften Landes. Seite 08 AUSBLICK 2026 Was bringt das neue Jahr? Die Chancen für Investoren stehen nicht schlecht. Prosit! Credits:beigestellt; Andesgn & Oleg Malshakov & Generative AI/stock.adobe.com; Datacenter: Embabu/stock.adobe.com BRENNPUNKT 06 Kurzmeldungen Smart Center: Wien „schmiert ab“ + Sozialpartnerschaft: Beliebt in Österreich. 08 Ukraine Das vom Krieg erschütterte Land wird nicht nur militärisch, sondern auch wirtschaftlich in die Zange genommen. 10 Interview AndreaWehner Die Aberdeen-Spezialistin führt durch eine „verschobene Weltordnung“. WIRTSCHAFT 12 Kurzmeldungen Industrie Österreich: Endlich Rückenwind + Budget: Leere Kassen. BANKING 14 Kurzmeldungen EZB: Wenig Handlungsbedarf + Zahlungsverkehr: Große Unterschiede. Ausgabe Nr. 6/2025 inhalt ANDREA WEHNER „Gold zur Diversifikation“ Die Finanzexpertin von Aberdeen beleuchtet Anlagemöglichkeiten in 2026. Seite 10 4 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 6/2025
40 Ausblick Health Care Günstige Bewertung plus medizinische Erfolge: Mehrjährige Aufwärtsphase in Sicht. 42 Ausblick Rohstoffe Edelmetalle profitieren von geopolitischen Unsicherheiten, die Energiewende sollte man auch nicht übersehen. 44 Ausblick Immobilien Viele Tiefpunkte sind durchschritten – Fondsmanager greifen zu! 46 Portfolioaufbau mit ETFs Was aktive Produkte versprechen – und was sie wirklich können. 50 Institutional Investors Congress Welche Trends bestimmen das Jahr 2026? Das verraten Anlageprofis. 54 FNG-Gütesiegel Eine wichtige Orientierungshilfe im dichten „Dschungel“ der Nachhaltigkeit. AKTIEN 58 Kurzmeldungen Flughafen Wien: Keine dritte Piste + Telekom Austria: „KI-Agenten“ kommen. 60 Spezielle Anlagetipps SNAM: Riesiges Gasnetz + TotalEnergies: Weiter hoch profitabel + Carnival: Ein Schiff wird kommen. 62 Börse Deutschland Warten auf Impulse – nach vielen Hochs steht der DAX momentan an. In diesem Fall hilft Stock-Picking. 64 Börse Wien Das Jahr 2025 ist mit einem All-Time-High sehr gut gelaufen. Die richtige Aktien-Selektion wird 2026 am Wiener Parkett aber wieder wichtiger. BLOCKCHAIN 68 Kurzmeldungen China: Striktes Krypto-Verbot bekräftigt + Bitcoin: Revierkämpfe. 69 Bitcoin-Cycle Nach der scharfen Korrektur – diesem Muster folgt Bitcoin. VERSICHERUNG & VORSORGE 72 Kurzmeldungen Erbschaften: Vorsorgen statt Streiten + Generali: „Vergoldete“ Versicherung. 73 FLV-Listing Der monatliche Überblick zu fondsgebundenen Lebensversicherungen. 74 Buchtipps Andrew Leigh: Die kürzeste Geschichte der Wirtschaft + Geuer: KI und Recht. AUSBLICK REGIONEN Interessante Anlagemöglichkeiten rund um den Globus. Seite 21 AUSBLICK BRANCHEN Das Beste aus HighTech, Ökologie und Healthcare. Seite 33 Ausgabe Nr. 6/2025 – GELD-MAGAZIN . 5
6 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 6/2025 BRENNPUNKT . Kurzmeldungen Credits: beigestellt/Archiv; JFL Photography/stock.adobe.com; pixabay Sozialpartnerschaft Gut für Österreich Beliebt. Die Sozialpartnerschaft genießt hohe Wertschätzung. Laut der jüngsten Umfrage von Gallup halten 70 Prozent der Bevölkerung sie für sehr oder eher gut für das Land. Zwei Drittel (68 %) messen ihr eine entscheidende Bedeutung für den sozialen Frieden bei, etwa genauso viele (66 %) sehen sie als wichtigen Pfeiler wirtschaftlicher Stabilität. Besonders positiv stehen der Sozialpartnerschaft junge Menschen bis 30 Jahre gegenüber. Die Arbeiterkammer erzielt mit 63 Prozent einen deutlich besseren Vertrauenswert als andere Sozialpartner. Der ÖGB belegt den zweiten Platz (53 %). Weniger gut schneiden die Arbeitgebervertretungen ab: 35 Prozent der Bevölkerung vertrauen der Landwirtschaftskammer, 33 Prozent der Wirtschaftskammer. Moderne Zeiten. Auch die zwölfte Ausgabe des „Smart Centres Index“ bewertet die Innovations- sowie Technologieangebote führender Handels- und Finanzzentren und verfolgt deren Fähigkeit, Technologien zu entwickeln, zu implementieren und einzusetzen. Zu den Ergebnissen: Zürich belegt hier den ersten Rang im Index, London und Singapur überholten San Francisco und nehmen die Plätze zwei und drei ein. Immerhin fünf westeuropäische Zentren sind unter den Top-10 vertreten, zusammen mit zwei USamerikanischen Metropolen. Den größten Anstieg der durchschnittlichen Bewertungen auf der Mess-Skala um etwas mehr als vier Prozent verzeichneten Osteuropa und Zentralasien, den geringsten Zuwachs gab es hingegen in Nordamerika mit 2,46 Prozent. Und wie sieht es mit der österreichischen Bundeshauptstadt aus? Leider ist sie – salopp ausgedrückt – ziemlich „abgeschmiert“. Wien landet diesmal lediglich auf Rang 63; im Vorjahr war es noch Platz 53, ein Minus um zehn Stellen. Passen also wienerische Gemütlichkeit und technische Moderne nicht zusammen? Zur Beantwortung dieser Frage wird es wohl noch mehr als einer Studie benötigen. Smart Centers: Zürich hat die Nase vorne KI als Fragezeichen. Wirtschaftlicher Rückenwind, aber zunehmender Gegenwind von den Börsen: Das datenbasierte Megatrend-Modell von Vanguard legt nahe, dass sich das Wirtschaftswachstum in den kommenden Monaten deutlich von den gängigen Konsensprognosen entfernen wird. Besonders interessant dabei: Der Technologie- und KI-Trend wird dabei zu einer großen Chance, gleichzeitig aber zum zentralen Risikofaktor für 2026. Auf der positiven Seite: Die anhaltende Welle KI-getriebener physischer Investitionen dürfte ein mächtiger Impuls bleiben – vergleichbar mit früheren Phasen großer Kapazitätserweiterungen wie dem Eisenbahnausbau im 19. Jahrhundert oder dem IT- und Telekommunikationsboom der späten 1990er. Mögliche Risken bestehen andererseits darin, dass KI nicht hält, was sie verspricht, bzw. dass die immensen Investitionen nicht gewinnbringend hereingebracht werden können. Davon, dass KI 2026 tatsächlich enttäuscht, geht Vanguard aber nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 25 bis 30 Prozent aus. DIE ZAHL DES MONATS 25-30 % Demografie. Viele Industrienationen stehen aufgrund niedriger Geburtenraten vor einem Problem: Japan „verliert“ ohne Berücksichtigung der sehr geringen Einwanderung bereits fast eine Million Einwohner pro Jahr. In Europa führen Deutschland und Italien diesen Trauermarsch an. Ihre natürliche Bevölkerungsentwicklung ist bereits seit mehreren Jahren negativ. Nur durch Einwanderung können sie sich Jahr für Jahr über Wasser halten – doch wie lange noch? Alexis Bienvenu, Fondsmanager bei LFDE: „Angesichts dieser unerbittlichen Entwicklungen haben sich insbesondere die Länder Nordeuropas und Japan für drastische Lösungen entschieden. Dazu zählen beispielsweise die stärkere Beschäftigung von Senioren, die Erhöhung des Renteneintrittsalters und die Weiterbeschäftigung nach dem Renteneintritt. Einwanderung wäre aus wirtschaftlicher Sicht eine Lösung, jedoch ist ihre gesellschaftliche und politische Akzeptanz fraglich.“ Risiko: Bevölkerung schrumpft Alexis Bienvenu, Fondsmanager bei LFDE
Ausgabe Nr. 6/2025 – GELD-MAGAZIN . 7 Prekär. Österreich steht unter Zeitdruck, die Klimaziele bis 2040 zu erreichen. Die technologischen Möglichkeiten sind gegeben, ebenso die breite Zustimmung der Bevölkerung. Während mehr als zwei Drittel der Bevölkerung erneuerbare Energien befürworten, werden viele Projekte durch lokale Widerstände und fehlende Rahmenbedingungen ausgebremst. Das zeigt eine Studie von PwC Österreich. Weitere Zahlen: Bis 2040 wird ein zusätzlicher Investitionsbedarf laut Institut für Höhere Studien von 102,5 bis 178,7 Milliarden Euro geschätzt. Die Politik muss daher neue Finanzierungsmechanismen schaffen, etwa durch Infrastrukturfonds oder steuerliche Anreize, um große Projekte zu ermöglichen und die Finanzierungskosten für den Energiesektor und die Industrie im Rahmen zu halten. Besonders die Industrie, die rund 45 Prozent der österreichischen CO₂- Emissionen verursacht, braucht gesetzliche Anreize, um auf grüne Technologien umzusteigen. „Unter den aktuellen Rahmenbedingungen, sowohl finanziell als auch politisch, ist eine erfolgreiche Energiewende kaum realisierbar“, so PwC. Energiewende: Zeit verspielt Drei gute Vorsätze. Nach einem bewegten Finanzjahr 2025 blicken viele Österreicher mit Unsicherheit, aber auch mit Chancenbewusstsein auf 2026. Der Österreichische Verband Financial Planners präsentiert drei konkrete Geld-Neujahrsvorsätze, die Haushalte stärken sollen. Erstens: Mehr Finanzwissen, weniger Bauchentscheidungen werden empfohlen. Denn die Schwankungen der Kapitalmärkte zeigen einmal mehr, wie essenziell fundiertes Finanzwissen ist. Viele Trends des Jahres 2025, insbesondere im Bereich KI, erneuerbare Energien und Infrastruktur wurden entweder überschätzt oder zu spät genutzt. Zweitens: Portfolio entschlacken und richtig diversifizieren. Viele Anleger haben 2025 von guten Börsenphasen profitiert. Doch die Ergebnisse zeigen große Unterschiede je nach Streuung. Immobilien blieben stabil, während Technologie-Titel starke Schwankungen erfuhren. 2026 gilt daher: breiter aufstellen, aber bewusster auswählen. Neben Aktien und Anleihen gewinnen Themenfonds, alternative Investments und nachhaltige Strategien weiter an Bedeutung. Drittens: Große Teile des Vermögens österreichischer Haushalte schlummern weiterhin auf unverzinsten Spar- bzw. Girokonten. Der Verband empfiehlt: drei bis sechs Monatsgehälter als Notgroschen. Den Rest sollte man investieren. Anlegen 2026: Happy new year! Probleme. „Die Klimaziele mit entsprechenden CO₂- Vorgaben für Produktion und Flottenausstoß haben die traditionelle europäische Automobilindustrie auf den Kopf gestellt und den Verbrenner-Motor zum absehbaren Auslaufmodell gemacht“, so eine Analyse der Commerzbank. Hingegen haben sich völlig neue Akteure aus China und den USA insbesondere bei der Elektromobilität etabliert, einem Markt, der für die klassischen Autobauer noch weniger rentabel ist und stark von staatlicher Subventionierung und Regulierung beeinflusst wird. Dennoch gibt es laut Analyse auch Hoffnungsschimmer: „Der Zoll-Kompromiss zwischen den USA und der EU hat zumindest den Worst Case verhindert, die EU diskutiert Erleichterungen der CO₂-Regulierung und zahlreiche Hersteller haben Kostensenkungsprogramme und Investitionen in Technologie und günstigere Produktionskapazitäten vorgenommen.“ Automobile bleiben innerhalb eines neutral gewichteten Gebrauchsgütersektors der Commerzbank aktuell untergewichtet. Autobranche: Kolbenreiber? Konjunktur legt zu. „Die Weltwirtschaft wird ihre Anpassungsfähigkeit an die durch Trump 2.0 veränderten wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen weiter zeigen, doch die Risiken sind klar abwärtsgerichtet“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Langanhaltende Unsicherheit, mehr Protektionismus und Schocks im Arbeitskräfteangebot werden zwar zu negativen Nachfrageeffekten führen, allerdings sollte sich nach einer Verlangsamung auf 2,9 Prozent im kommenden Jahr das globale Wachstum 2027 wieder auf 3,2 Prozent erhöhen, so die Prognose. Für die USA wird ein solides Wirtschaftswachstum von 2,1 Prozent in 2026 und 2,0 Prozent für 2027 gesehen. Fehlen noch die Zahlen für den Euroraum: Nach einem Anstieg des BIP von 1,0 Prozent 2026 geht Bruckbauer für 2027 von einem etwas höherem Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent aus. Nicht berauschend, aber eine Rezession ist somit nicht in Sichtweite. Trump 2.0: Welt im Wandel UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer
Die Ukraine wird weiter in die Zange genommen, natürlich leidet auch die Ökonomie unter Putins Attacken. Die Aussichten verdüstern sich dabei zusehends: Das Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) prognostiziert dem Land für 2025 ein Wirtschaftswachstum von zwei Prozent, eine Revision nach unten um 0,5 Prozentpunkte gegenüber dem Ausblick vom Sommer. Schlechte Ernte Hauptverantwortlich dafür sind neben dem fortwährenden Krieg die geringeren Agrarexporte, die in Folge einer schlechten Ernte im letzten Jahr zwischen Jänner und Juli 2025 in Dollar gerechnet um rund neun Prozent sanken. (Die Nationalflagge der Ukraine symbolisiert übrigens das Gelb des Weizens und einen blauen Himmel.) Wobei sich die Situation bei den Exporten durch eine bessere Ernte im heurigen Jahr wieder aufhellen dürfte. 2026 soll die Wirtschaft dann um drei Prozent wachsen, was aber immerhin einer Reduktion der Prognose um einen ganzen Prozentpunkt entspricht. Dem aber nicht genug, kommt die Ukraine weiter in die Zwickmühle Zerstörte Infrastruktur „Die immer größeren Zerstörungen an der Infrastruktur durch die schweren russischen Luftangriffe und der grassierende Arbeitskräftemangel aufgrund von Mobilisierung und Flucht dämpfen die Wachstumsaussichten der ukrainischen Wirtschaft“, sagt Olga Pindyuk, Wirtschaftsforscherin am wiiw. Dazu kommen die beunruhigenden Perspektiven für den bevorstehenden Winter. „Sollte es Russland gelingen, in der Ukraine flächendeckende Ausfälle der Strom- und Gasversorgung herbeizuführen, wird das zu einer weiteren Auswanderungswelle führen, mit wiederum negativen Folgen für die Wirtschaft“, so die Ökonomin. Aber lassen sich belastbare Zahlen nennen, welche Schäden der Angriffskrieg bisher in der Ukraine angerichtet hat? Pindyuk sagt dazu im Gespräch mit dem GELD-Magazin, dass das schwer zu beantworten sei: „Denn es wird ständig wiederaufgebaut und oft gleich darauf wieder zerstört. Schätzungen gehen davon aus, dass alleine die Zerstörungen einen Schaden von bisher 167 Milliarden Dollar angerichtet haben. Der Wiederaufbau kommt mit 524 Milliarden Dollar noch viel teurer. Zusätzlich fallen kriegsbedingte Verluste der Unternehmen an. Dabei muss man bedenken, dass das BIP der Ukraine unter 200 Milliarden Dollar liegt.“ Die Expertin meint, dass praktisch alle Sektoren vom Krieg betroffen sind, vor allem aber die Bereiche Infrastruktur, Transport und Energie. Außerdem wurden in der Stahlindustrie viele Fabriken gleich am Anfang der Invasion zerstört. BRENNPUNKT . Ukraine Harter Winter Russland versucht die Ukraine militärisch „auszubluten“. Auch wirtschaftlich steht es um das vom Krieg erschütterte Land nicht zum Besten. Die Solidarität des demokratischen Westens bleibt nach wie vor gefragt. HARALD KOLERUS Ein Bild aus besseren Zeiten. Heute belasten auch Ernteausfälle die Ukraine. Credits: beigestellt/wiiw; Oleg Malshakov/stock.adobe.com Ukraine-BIP: Abwärts Für das heurige Jahr mussten die Wachstumsprognosen für das kriegsgeschüttelte Land nach unten revidiert werden. 8 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 6/2025 Quelle: wiiw 8% -8% -15% -23% -30% 0% 2022 -28,8% 2023 +5,5% 2024 +2,9% 2025 +2,0% 2026 +3,0% 2027 +3,5%
Inflation und Arbeitslosigkeit in der Ukraine Viele Männer und auch Frauen verteidigen das Vaterland, außerdem sind rund sechs Millionen Menschen seit dem Überfall Russlands ins Ausland geflohen. Das führte in dem Land zu einem Mangel an Arbeitskräften, worunter die Wirtschaft zusätzlich leidet. „Nicht zu vergessen das Thema Wohnen. Schon vor Kriegsbeginn hatte die Ukraine ein demografisches Problem, der Überfall hat dann zur Flucht von rund sechs Millionen Menschen ins Ausland geführt. Natürlich sollen diese Menschen zurückgeholt werden, dafür braucht es als Basis Wohnraum“, so Pindyuk. Die Ökonomin abschließend: „Wenn der Krieg einmal vorbei sein wird und die Ukraine mit wirklichen Sicherheitsgarantien ausgestattet wieder ein sicherer Platz zum Leben sein wird, ist sie auch ein interessanter Ort für ausländische Unternehmen.“ Derzeit wütet aber noch der Krieg. Laut einer Auswertung von Statista unter Berufung auf das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte hat er bis Ende September 2025 mindestens 14.383 Todesopfer in der ukrainischen Zivilbevölkerung gefordert. Ukrainische Soldaten wurden 79.213 getötet, laut UALosses-Projekt (basierend auf öffentlich verfügbaren Quellen). Die Zahl der russischen Gefallenen in der Ukraine hat seit dem Beginn des Krieges mindestens 152.142 erreicht, so eine gemeinsame Zählung von BBC Russia und Mediazona. Auch wenn die Zahlen nicht immer verifizierbar sind, ist klar: der Blutzoll ist hoch. Stagnation in Russland Nur ein schwacher Trost für die Ukraine ist, dass Aggressor Russland nach zwei guten Jahren auf eine Beinahe-Stagnation zusteuert. Heuer dürfte die Wirtschaft nur noch um 1,2 Prozent wachsen (2024: 4,3 %), eine Revision nach unten um 0,8 Prozentpunkte gegenüber dem Sommer. Für 2026 rechnet das wiiw mit einer leichten Beschleunigung auf 1,4 Prozent. „Der Hauptgrund für den Wachstumseinbruch ist die zu restriktive Geldpolitik der russischen Zentralbank. Sie hat zwar die Inflation deutlich gesenkt, aber gleichzeitig die Wirtschaft abgewürgt, weil damit Kredite unerschwinglich wurden“, so Vasily Astrov, Russland-Experte des wiiw. Dazu kommen gesunkene Einnahmen aus dem Erdölexport aufgrund gefallener Preise und der Umstand, dass die russische Wirtschaft in vielen Bereichen an ihrer Kapazitätsgrenze operiert. Interessantes Detail: Die russischen Militärausgaben sollen 2026 um sechs Milliarden Euro oder 0,3 Prozent des BIP gekürzt werden. Von Minen verseucht Aber kehren wir zum Opfer der Ukraine zurück, wo auch zahlreiche unsichtbare Gefahren lauern. Ihr Territorium ist hochgradig mit Minen und Blindgängern übersät, laut Angabe der ukrainischen Regierung ist das Land der am stärksten minenverseuchte Staat der Welt seit dem Zweiten Weltkrieg. Über sechs Millionen Bürger leben trotz großflächiger Minenräumungen immer noch in gefährdeten Gebieten. Bis Ende Februar 2024 wurden 287 Zivilisten, darunter 15 Kinder, durch die Detonation von Sprengkörpern getötet und 641 weitere, darunter 77 Kinder, verletzt. Die Angaben stammen von offizieller ukrainischer Seite. Wobei der ukrainische Minister für Umweltschutz und natürliche Ressourcen, Ruslan Strilets, hinzufügend feststellte, dass es bei der derzeitigen Entwicklung des Minenräumungsmarktes und der entsprechenden Technologien „sieben Jahre dauern könnte, um die Ukraine vollständig zu entminen“. Dafür wäre aber erst einmal ein nachhaltiger Friedensschluss notwendig. Wann das der Fall sein könnte, steht allerdings nach wie vor in den Sternen. Beim wiiw geht man davon aus, dass sich der Krieg mit seinen negativen ökonomischen Auswirkungen noch bis 2027 hinziehen wird. „Der Wiederaufbau der Ukraine könnte 524 Milliarden Dollar kosten.“ Olga Pindyuk, Wirtschaftsforscherin am Wiener Institut für Inter- nationale Wirtschafts- vergleiche (wiiw) Quelle: wiiw Konsumentenpreise Arbeitslosenrate 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 Ausgabe Nr. 6/2025 – GELD-MAGAZIN . 9
Emerging Markets befinden sich auf dem Vormarsch, aber zum Beispiel auch Private Markets und Gold bieten interessante Anlageoptionen. Was das für die Asset Allocation bedeutet, verrät Expertin Andrea Wehner von Aberdeen. Wichtig ist jedenfalls: Diversifikation gewinnt wieder zunehmend an Bedeutung. Welche großen makroökonomischen Trends werden die Investmentlandschaft im Jahr 2026 und darüber hinaus prägen? Generell betrachtet, glauben wir, dass viele Trends, die heuer ihren Anfang genommen haben, sich auch im kommenden Jahr weiter fortsetzen werden. An erster Stelle ist in diesem Zusammenhang die Verschiebung der Weltordnung zu nennen. Das soll heißen: Wir beobachten eine nachlasssende Dominanz der Vereinigten Staaten, die auch bei Anlegern an Vertrauen verloren haben. Hier ist natürlich das Hin und Her in der Zollpolitik ein großes Thema. Dafür sehen wir im Gegenzug ein Erstarken der Emerging Markets, allen voran Chinas. Das ist für Investoren und die Asset Allocation interessant, was sowohl für Aktien als auch für Anleihen aus der Region gilt. Wobei Schwellenländern das Image anlastet, dass sie ziemlich volatil und risikoreich seien ... Natürlich sind Risiken immer zu beachten, Analysen von Aberdeen haben aber ergeben, dass große Emerging Markets im Vergleich mit dem MSCI World auf Sicht von ein bis zwei Jahren eine nahezu identische Volatilität aufweisen. Schwellenländer müssen also nicht per se schwankungsfreudiger sein als die hochentwickelten Märkte der Industriestaaten. Kehren wir zu den USA zurück, hier waren die großen Technologie-Werte kaum zu schlagen, wie geht der Trend weiter? Wir sind der Meinung, dass andere AssetKlassen aus dem Schatten dieser Technologie-Giganten heraustreten bzw. von Anlegern zunehmend entdeckt werden. Dazu zählen wir, wie gesagt, die Schwellenländer mit China an der Spitze. Es ist bekanntlich so, dass in der jüngeren Vergangenheit Investments begrenzt auf Tech-Aktien die beste Performance gebracht haben. Diversifikation mittels anderer Anlageklassen hat praktisch nichts gebracht – oder sogar nur Geld gekostet. Bei Aberdeen sind wir jetzt aber der festen Überzeugung, dass sich Streuung in den nächsten Jahren wieder mehr lohnen und in den Fokus der Anleger zurückkehren wird. Nochmals kurz zurück zu Technologiewerten: Weil sie eben schon sehr gut gelaufen sind, könnten sich Investoren überlegen, zumindest teilweise Gewinne zu realisieren und eventuell in andere Asset-Klassen umzuschichten. Frei nach INTERVIEW . Andrea Wehner, Aberdeen Investments Verschobene Weltordnung Die Vereinigten Staaten müssen Stück für Stück einiges von ihrer dominierenden Position abgeben. Das eröffnet anderen Playern Chancen – und Investoren die Möglichkeit für eine Anpassung des Portfolios. HARALD KOLERUS Credit: beigestellt ZUR PERSON Andrea Wehner ist als Senior Investment Specialist bei Aberdeen Investments tätig. Sie vertritt die Portfoliomanager im Außenverhältnis, um das Engagement mit Kunden und Investoren zu vertiefen. Bevor sie zu Aberdeen kam, war Wehner zwei Jahre lang als Business Development Manager bei CACEIS tätig und hat institutionelle Investoren beraten. Zuvor war sie Senior Advisor für große Familienvermögen mit Fokus auf die Optimierung komplexer Vermögensstrukturen. Die Expertin war 13 Jahre lang bei Hauck Aufhäuser Lampe tätig, zunächst als Portfoliomanagerin und Fondsanalystin und dann als Leiterin der Fondsvermögensverwaltung. Im Anschluss daran übernahm sie bei Hauck & Aufhäuser Global Investment Management die Leitung des institutionellen Multi-Asset-Management-Geschäfts. Wehner hat ihr Studium der Bank-, Finanz- und Investitionswirtschaft an Universitäten in Deutschland, Großbritannien und den USA absolviert. Gold eignet sich sehr gut zur Diversifikation eines Gesamtportfolios. Nächstes Jahr könnten wir weiter steigende Preise des Edelmetalls sehen. 10 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 6/2025
„Den Bereich Private Markets, und hier vor allem Infrastruktur, schätzen wir als sehr attraktiv ein“, so Wehner. der alten und richtigen Börsenweisheit: Gewinnmitnahmen haben noch kaum jemanden in den Konkurs geführt. Welche Mittel bieten sich nun zur Diversifizierung an? Gold ist heuer bereits im Scheinwerferlicht gestanden, und es kann natürlich nach den hohen Kurssteigerungen von Korrekturen betroffen sein. Die wir ja auch gesehen haben. Das Edelmetall eignet sich aber sehr gut zur Diversifikation eines Gesamtportfolios, so lautet auch eine unserer Empfehlungen. Einer der wesentlichen Treiber von Gold ist die Aufstockung der Bestände von Zentralbanken, was auch zur „Entdeckung“ durch private und institutionelle Investoren geführt hat. Viele Länder wollen ihr DollarExposure verringern und sich mit Gold absichern. Das ist ein langfristiger Trend. 2026 könnten wir weiter steigende Preise sehen, mit einem nachhaltig fallenden Goldpreis rechnen wir in den nächsten Jahren nicht. Wie investiert man intelligent in Gold? Es gibt verschiedene Möglichkeiten: Etwa über ETFs in die Entwicklung des Goldpreises selbst. Und natürlich haben wir noch Minenaktien sowie eine Palette von Fonds, die dieses Gebiet abdecken. Wobei bei Aktien Unternehmensrisiken hinzukommen und die Kurse volatiler ausfallen als bei Gold. Eine interessante Möglichkeit bieten noch sogenannte Streaming-Unternehmen. Sie stellen den Minen die Finanzierung zur Verfügung und erhalten dafür eine bestimmte Menge Gold zu einem fixierten Preis. Der Vorteil: Wir sehen hier relativ stabile Geldströme. Welche spannenden Anlagemöglichkeiten sehen Sie außerdem? Und wie geht es mit den Zinsen weiter? Sehr attraktiv schätzen wir den Bereich Private Markets ein und hierbei vor allem Infrastruktur. Institutionelle Investoren haben „Dry Powder“ zurückgelegt, also Geld, das auf seine Veranlagung wartet und schnell in Infrastruktur fließen kann. Hintergrund ist, dass viele Staaten erhebliche Projekte in dem Sektor angekündigt haben. Somit könnten Anleger von einigen Megatrends profitieren, wie zum Beispiel: Urbanisierung, Erneuerbare Energien, Digitalisierung, Rechenzentren etc. Infrastruktur-Veranlagungen bieten somit alles in allem ein attraktives Rendite-Potenzial bei gleichzeitig recht stabilen Cash-Flows: ein langfristiges Investment-Thema. Bei den Zinsen sehen wir divergierende Entwicklungen: Die EZB wird so schnell nicht mehr senken, dafür hat sie keine wirklichen Beweggründe, die Zinsen werden voraussichtlich einige Zeit auf dem gleichen Niveau von zwei Prozent bleiben. Vielleicht ist 2027 mit einem Schritt nach oben zu rechnen. Anders hingegen bei der Fed: Hier erwarten wir im kommenden Jahr zwei Zinssenkungen. Die EZB wird voraussichtlich die Zinsen einige Zeit auf gleichem Niveau halten. In den USA erwarten wir 2026 zwei Zinssenkungen. Ausgabe Nr. 6/2025 – GELD-MAGAZIN . 11
12 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 6/2025 Eurozone Hartnäckige Inflation Industrie Österreich: Rückenwind Gute Nachrichten. Der vorsichtige Verbesserungstrend der österreichischen Industrie hat sich im Schlussquartal 2026 gefestigt: Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex stieg im November auf 50,4 Punkte und signalisierte damit erstmals seit dem Sommer 2022 Wachstum, indem er die Neutralitätslinie von 50 Zählern übertraf. Die Konjunkturlage in der Industrie ist jedoch weiterhin angespannt. Eine stabile, nachhaltige Wachstumsphase ist zum Jahreswechsel 2025/26 noch nicht in Sicht, dagegen sprechen unter anderem die internationalen Vorgaben. Nach dem Anstieg der Industrieproduktion um 2,5 Prozent im Jahresdurchschnitt 2025 erwartet die UniCredit 2026 einen realen Produktionszuwachs von rund 1,5 Prozent. Credit: PMI Austria/beigestellt Teures Leben. Die Inflation in der Eurozone bleibt weiterhin hartnäckig über den Zielsetzungen. Während der Anstieg der Lebenshaltungskosten im Oktober noch bei 2,1 Prozent lag, stiegen die Preise im November um 2,2 Prozent an. Dies ist vor allem auf die Verlangsamung des Rückgangs der Energiepreise von 0,9 Prozent auf 0,5 Prozent im November zurückzuführen. Die Kernrate blieb laut DWS dagegen unverändert. Den dritten Monat in Folge lag sie bei 2,4 Prozent. Im Vergleich zu den Sommermonaten hat sich der Anstieg der Nahrungsmittelpreise verlangsamt. Sie kletterten wie im Vormonat um 2,5 Prozent. Insgesamt sind die Inflationsdaten im vierten Quartal einen „Tick“ höher als erwartet ausgefallen. In den kommenden Monaten rechnen die DWSExperten mit einem temporären Rückgang unter die Zwei-Prozent-Marke. WIRTSCHAFT . Kurzmeldungen UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex 012345 DIE ZAHL DES MONATS 80 % Über den Verhältnissen. Der „Tag der leeren Staatskasse“ fiel heuer bereits auf den 30. November. Seither sind die rekordhohen Staatseinnahmen des Jahres verbraucht, alle staatlichen Ausgaben im Dezember müssen durch neue Schulden finanziert werden. Während Länder wie Dänemark oder Griechenland sogar dank Überschüssen einen Teil der Staatsausgaben für 2026 finanzieren könnten, gerät Österreich zunehmend ins Hintertreffen. Das zeige laut Agenda Austria erneut: „Österreich lebt seit Jahren über seine Verhältnisse, der Schuldenberg wächst ständig weiter.“ Heuer wird er sogar auf über 80 Prozent der Wirtschaftsleistung ansteigen. Der wirtschaftsliberale Think-Tank verweist auf Länder wie Schweden, die mit strengen Ausgabenregeln ihre Verschuldung entschlossen senken konnten. Der schwedische Schuldenberg ist mittlerweile nicht einmal mehr halb so hoch wie jener von Österreich. Agilität gefragt. Eine PwC-Studie in Zusammenarbeit mit dem Project Management Institute Austria (PMI) zeigt: Besonders die dynamische Weiterentwicklung von KI macht effiziente Anpassungsfähigkeit zum Muss. Wobei 14 Prozent der heimischen Unternehmen diese sogenannte agile Arbeitsweise in den meisten Bereichen nutzen – vor allem bei der Einführung neuer Produkte (34 %) und bei digitalen Projekten (31 %). Allerdings: Die größte Hürde bildet dabei die Unternehmenskultur. 27 Prozent der befragten Unternehmen in Österreich sehen ihre Kultur zu stark in traditionellen Methoden verwurzelt (2023: 23 %). Auch der Widerstand gegenüber Veränderungen ist eine zentrale Herausforderung (15 %). Deutlich seltener werden hingegen fehlende Unterstützung vom Management (13 %) und Budgetmangel (4 %) als Hürden genannt. Ursula Wirsching von PMI sagt dazu: „Die größten Bremsen sind nicht Budget oder Tools, sondern die Kultur. Wer Agilität verankern will, muss an der Unternehmenskultur arbeiten, beispielsweise mit gezielten Trainings und Skills-Aufbau in allen Teams. Denn Veränderungen sind eine Chance, um schneller zu lernen, Kundennutzen zu steigern und die Organisation zukunftsfähig zu gestalten.“ Unternehmenskultur: Manchmal ein Hemmschuh Ursula Wirsching, Agile Lead bei PMI Austria Quelle: S&P Global, UniCredit Research saisonbereinigt unbereinigt 70 65 60 55 50 45 40 35 30 2000 2021 2022 2023 2024 2025 70 65 60 55 50 45 40 35 30
5 Der Wirtschafts-Compass liefert ein Gesamtbild der österreichischen Wirtschaft: tagesaktuell, detailliert und umfassend. Die nahtlose Vernetzung mit Ihren Geschäfts- prozessen und Compliance-Prüfungen schafft Sicherheit und gibt transparente Einblicke zu Ihren Geschäftspartner:innen. Die Compass-Gruppe steht seit 157 Jahren für verlässliche und aktuelle Wirtschaftsinformation. wirtschaftscompass.at compass.at Wirtschaft vernetzt betrachten.
BANKING . Kurzmeldungen 14 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 6/2025 Credits: beigestellt/etoro Zinsen. Die Inflation in der Eurozone ist im November von 2,1 auf 2,2 Prozent gestiegen und liegt damit über den Erwartungen der EZB. „Entsprechend dürfte sich am geldpolitischen Ausblick nichts ändern. Die Notenbank wird die Zinsen vorerst unverändert lassen. Die Projektionen der EZB, die für 2025 eine Inflation von 2,1 Prozent vorsehen, geben keinen Anlass für eine Kursänderung“, so Maximilian Wienke, Analyst bei eToro. Andere Marktbeobachter schließen sich dieser Einschätzung an und gehen 2026 von gar keiner Bewegung bei den europäischen Zinssätzen aus. 2027 könnte es zu einer Erhöhung kommen. Selbst wenn die EZB die Zinsen senken würde, stellt sich die Frage, wie viel das bringen solle. Ein kleiner Schritt wäre eher symbolisch als wirksam. Zwei kleine oder ein größerer Schritt wären zwar spürbar, aber längst keine Garantie für eine Konjunktur-Trendwende. EZB: Wenig Handlungsbedarf Maximilian Wienke, Analyst bei eToro Bitte warten. Interessante Studienergebnisse des globalen Finanzdienstleisters iBanFirst: Obwohl 90 Prozent aller internationalen Zahlungen binnen einer Stunde bei der Empfängerbank eingehen, werden nur 43 Prozent ebenso schnell auf dem Konto verbucht. Die interne Bearbeitung der Empfängerbank bleibt damit der größte Verzögerungsfaktor im internationalen Zahlungsprozess. Internationale Zahlungen europäischer KMUs dauern je nach Zielland, Währung und Zeitpunkt der Einreichung ohnedies unterschiedlich lange. Laut Untersuchung schwankt die Abwicklung weiterhin erheblich – von wenigen Stunden bis zu mehreren Tagen. Besonders schnelle Durchführungen wurden bei Zahlungen beobachtet, die montags oder mittwochs vor 10 Uhr eingereicht wurden. Überweisungen am Freitagnachmittag oder vor lokalen Feiertagen benötigen dagegen häufig deutlich länger. Fehlerhafte oder unvollständige Angaben, etwa falsch geschriebene Empfängernamen, fehlende Firmenzusätze oder vertauschte Ziffern in IBAN und BIC gehören weiterhin zu den häufigsten Ursachen für Verzögerungen. DIE ZAHL DES MONATS 1 Stunde FOTO: Copyright PicturePeople Einfach und effizient zum Eigenheim Langwierig, kompliziert und zeitaufwendig: So stellen sich viele den Weg zum Eigenheim vor. Aber so muss es nicht sein. Mit dem digitalen Wohnkredit hat die HYPO NOE eine innovative Lösung geschaffen, die unseren Kundinnen und Kunden eine schnelle, einfache und effiziente Abwicklung ihres Wohnkredit-Antrags ermöglicht. Unsere Kundinnen und Kunden profitieren von der Möglichkeit, bereits vor dem ersten, persönlichen Beratungsgespräch zahlreiche Angaben bequem online zu erfassen und erforderliche Dokumente sicher an die HYPO NOE Kundenberaterinnen und -berater zu übermitteln. Dadurch sparen sie nicht nur wertvolle Zeit, sondern können sich ganz auf das Wesentliche konzentrieren: Ihren Wohntraum zu verwirklichen. Sollten die Kundinnen und Kunden noch mehr Informationen vor dem Termin benötigen, so bietet unser wohnrechner.at umfassende Informationen, von der Berechnung der Baukosten, der Kosten der Sanierung oder des Kaufs einer Immobilie. Interessierte können zudem eine persönliche Haushaltsrechnung oder auch ein unverbindliches Kreditangebot erstellen lassen. Dank der Möglichkeit, sämtliche Unterlagen direkt digital hochzuladen und so an die HYPO NOE zu übermitteln, entfallen mehrfache Wege zur Filiale wegen fehlender Daten. Nach der unkomplizierten Online-Erfassung stehen unsere erfahrenen Beraterinnen und Berater persönlich zur Seite, um gemeinsam KOLUMNE . HYPO NOE Landesbank für Niederösterreich und Wien AG individuelle Lösungen für den Wohntraum der Kundinnen und Kunden zu finden. Die digitale Vorab-Abwicklung sorgt dafür, dass im persönlichen Beratungsgespräch noch gezielter auf die Wünsche und Bedürfnisse eingegangen werden kann. So beschleunigen wir den gesamten Prozess und bringen die Kundinnen und Kunden ihrem neuen Zuhause ohne großen Aufwand näher. www.hyponoe.at Matthias Förster, Bereichsleiter Vertriebsstrategie, Digitalisierung & Retail Banking
Seit 2007 veranstaltet das GELD-Magazin in regelmäßigen Abständen Investment-Kongresse für institutionelle Investoren. In Halbtages-Seminaren stellen dabei jeweils vier bis fünf Gesellschaften ihre Expertise in ihrem speziellen Investmentbereich vor. Die Kosten pro vortragende Gesellschaft betragen 5.200 Euro exkl. MwSt. Die Dauer je Slot beträgt 30 Minuten. Etwa 70 bis 90 Gäste – Dachfonds-Manager, Vermögensverwalter, Vertreter von WPDLUs, Vermögensberater, Pensionskassen, Banken und Privatbanken sowie CFOs – machen den GELD-Magazin Institutional Investors Congress zur hochkarätig besetzten Veranstaltung. Die Teilnahme für die Gäste ist kostenfrei. 14. April 2026 – Wachstumsregionen und -branchen AUFSTEIGER. Wirtschaftlicher Aufholbedarf macht bestimmte Länder und Regionen zu einem Eldorado für Anleger. Hier erfahren Sie, in welchen Regionen die höchsten Gewinne zu erwarten sind – gleichzeitig aber auch, welche Branchen wie IT, Healthcare, Infrastruktur oder Robotik mittelfristig den Gesamtmarkt outperformen werden. 17. Juni 2026 – Mit ETFs diversifizieren FLEXIBILITÄT. ETFs sind eine beliebte Wahl für Investorinnen und Investoren, die eine einfache und kostengünstige Möglichkeit suchen, an den Finanzmärkten teilzuhaben. Während ETFs oft mit passiven Investitionen gleichgesetzt werden, gibt es inzwischen auch zahlreiche aktive ETFs, mit denen es möglich ist, den Markt zu übertreffen. 16. September 2026 – Attraktive Aktienmärkte und Strategien VALUE & GROWTH. Nur Unternehmen mit soliden Gewinnen bzw. deutlichem Gewinnwachstum bringen Anlegern einen Mehrwert. Erfahren Sie, in welchen Regionen und Branchen die besten Dividendenwerte und/oder Wachstumsaktien zu finden sind. Es erwarten Sie spannende Storys und wertvolle Tipps von Experten. 25. November 2026 – Investmentausblick 2027 MEGATRENDS. Welche ökonomischen Entwicklungen, Branchen und Regionen werden das kommende Jahr prägen? Von welchen Trends werden Investoren 2027 am meisten profitieren, welche sollte man wiederum meiden? Ein umfangreicher Expertenausblick gibt hier kompetente Antworten. Veranstalter: 4profit Verlag GmbH GELD-Magazin Kontakt: 4profit Verlag GmbH Rotenturmstraße 19/1/29B 1010 Wien Anfragen & Reservierung: Snezana Jovic E: s.jovic@ geld-magazin.at T: +43 699 1922 0326 www.geld-magazin.at Ort der Veranstaltung: Grand Hotel Wien, Ballsaal „Quadrille“ Kärntner Ring 9, 1010 Wien Empfang: 8:30 bis 9:00 Uhr Vorträge: 9:00 bis ca. 12:30 Uhr anschließend Mittagsbuffet Zielgruppen/Gäste: Fondsmanager, Dachfondsmanager, Vermögensverwalter, Vermögensberater, Versicherungen, WPDL-Unternehmen, Pensionskassen, CFOs, Private Banker, Kundenbetreuer von Banken etc. 2026
USA Belastungs-Faktoren Credits: beigestellt/Archiv Hohe Bewertung. Die Experten von Cambridge Associates sehen US-Aktien im kommenden Jahr potenziell im Hintertreffen im Vergleich zu anderen Märkten. So würden die Bewertungen klar für Börsen außerhalb der Vereinigten Staaten sprechen, US-Aktien seien historisch gesehen teuer. Gleichzeitig bleibe der Dollar überbewertet und dürfte 2026 weiter nachgeben. Hinzu kommen starke regionale Katalysatoren: „Japan profitiert von Corporate-Governance-Reformen, steigenden Löhnen und möglicher fiskalischer Unterstützung. In Europa sorgen Zinssenkungen, steigende Kreditvergaben und ein anhaltender Bewertungsabschlag für Rückenwind. Emerging Markets sind Profiteure eines schwächeren Dollars: „Geringere Schuldenlast, sinkende Importinflation und mehr Spielraum für fiskalische und geldpolitische Impulse stärken das Wachstumspotenzial der Schwellenländer.“ MÄRKTE . Kurzmeldungen Europa: Rebound erwartet Gut für kleinere Unternehmen. Europa geht mit Rückenwind in das Jahr 2026. Die makroökonomischen Indikatoren stabilisieren sich nämlich und die Einkaufsmanager-Indizes haben ihren Tiefpunkt hinter sich gelassen. Parallel dazu erwarten Ökonomen eine deutliche Beschleunigung der Wirtschaftsaktivität. Unser Kontinent könnte bereits im Sommer 2026 wieder rund ein Prozent BIP-Wachstum erreichen und bis Jahresende auf zwei Prozent anziehen. Birgitte Olsen von Bellevue Asset Management, kommentiert: „Für europäische Small und Mid Caps ist diese Ausgangslage besonders relevant. Rund 60 Prozent ihrer Umsätze stammen aus Europa – während Large Caps stärker global ausgerichtet sind.“ Die vergangenen Jahre waren dabei für Nebenwerte durchaus herausfordernd: Energiepreisschocks, eine industrielle Rezession sowie Kapitalabflüsse von 11,5 Milliarden Euro seit 2021 belasteten die Bewertung. Doch nun dreht die Dynamik. „Erstmals seit Jahren fließen wieder Mittel in europäische Small und Mid Caps“, erklärt die Expertin optimistisch. Birgitte Olsen, Head Entrepreneur Investments, Bellevue Asset Management 16 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 6/2025 Streuung gefragt. Das globale Wachstum wird 2026 unverändert bei drei Prozent liegen, weiterhin angetrieben vom Boom bei den Investitionen in Künstliche Intelligenz, den Ausgaben für nationale Sicherheit und der ausgabefreudigen Fiskalpolitik. Soweit die Einschätzung von Carmignac in einem aktuellen Ausblick. Bei Investments sollte man aber besser selektiv vorgehen. Kevin Thozet, Mitglied des Investment-Komitees, führt weiter aus: „Das robuste Wachstum, das durch expansive Fiskalpolitik getragen wird, kann sich nicht von der Dynamik und den hohen Bewertungen am Ende des Konjunkturzyklus abkoppeln. Die besten Anlageklassen bleiben Aktien und Unternehmensanleihen, während bei Staatsanleihen Vorsicht geboten ist. Der Mangel an Vielfalt bei den globalen Wachstumstreibern (KI, Verteidigung, Fiskalpolitik) erfordert maximale Diversifizierung über die verschiedenen Sektoren und Regionen hinweg.“ Ausblick: Vorsicht bei Anleihen Kevin Thozet, Mitglied des Investment-Komitees, Carmignac DIE ZAHL DES MONATS 5.300 Milliarden Immense Summen. Der Börsenmonat November war unruhig: Schwellenländer- und europäische Aktien erlitten Einbußen und die US-Börsen beendeten den Monat nahezu exakt auf Vormonatsniveau, so Thomas Böckelmann, Leiter Portfoliomanagement bei Dolphinvest Capital. Am Ende habe erneut die Euphorie um KI den US-Aktienmarkt beflügelt und dafür gesorgt, dass zwischenzeitliche Verluste kompensiert werden konnten: „JPMorgan schätzt, dass die großen US-Technologieunternehmen in den kommenden fünf Jahren zusammen 5.300 Milliarden Dollar in den Ausbau von Datencentern, die dafür notwendige Energieversorgung sowie die allgemeine KI-Entwicklung stecken werden“, so der Experte. Dies sei eine unvorstellbare Summe, die wenige Firmen voraussichtlich investieren werden, ohne zu wissen, ob sich diese Beträge jemals amortisieren. Die Sorge um eine etwaige fehlende Monetisierbarkeit von KI habe deshalb kurz den Aktienmarkt durchgeschüttelt, bevor in erster Linie Privatanleger bei den niedrigeren Kursen wieder beherzt zugriffen. Dennoch scheinen Sorgen bei allen zu erwartenden Produktivitätssprüngen berechtigt, die Investitionsvolumina übersteigen selbst die besten Bilanzen der Glorreichen-7-Unternehmen.
EINSCHALTUNG – FOTO: beigestellt Kurzlaufende Anleihen: Eine Chance in turbulenten Zeiten? Zollspannungen, politische Unsicherheiten, divergierende Zentralbankstrategien und hartnäckige Inflation. Warum kurzlaufende Anleihen Anlegern in dieser Marktlage Stabilität und Flexibilität bieten können. Was bedeutet die aktuelle Marktsituation für Anleger konkret? Die US-Notenbank hat die Zinsen mehrfach gesenkt, doch die Unsicherheit bleibt bestehen. Rezessionsängste, politischer Druck und fehlende Arbeitsmarktdaten erschweren die geldpolitische Steuerung. Auch in Europa ist die Lage komplex und viele Anleger fragen sich, ob die EZB ihre Lockerungspolitik beendet hat. Die Märkte reagieren empfindlich auf jede geldpolitische Bewegung, was die Volatilität weiter verstärkt. Vor diesem Hintergrund suchen Anleger nach widerstandsfähigen Anlageformen – diese können sie zunehmend in kurzlaufenden Anleihen finden. Die Zuflüsse in entsprechende Strategien haben Rekordhöhen erreicht: Im dritten Quartal stieg der grenzüberschreitende Umsatz auf 7,6 Milliarden US-Dollar – den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen. Was macht kurzlaufende Anleihen zur bevorzugten Wahl? Kurzlaufende Anleihen bieten eine Kombination aus attraktiven Renditen und geringerer Zinssensitivität. In den vergangenen 20 Jahren haben sie in 17 Kalenderjahren positive Ergebnisse erzielt, was ihre Stabilität unterstreicht. Diese Robustheit ist vor allem auf die meist kürzere Laufzeit zurückzuführen, die das Risiko von Preisunvorhersehbarkeiten reduziert und einen Puffer gegen Zinsvolatilität schafft. In einem Umfeld, das von geopolitischen Spannungen und geldpolitischer Unsicherheit geprägt ist, sind solche Eigenschaften für Anleger besonders wertvoll. Damit bieten sie einen Vorteil gegenüber klassischen Geldmarktfonds. Wie unterscheiden sich kurzlaufende Anleihen von klassischen Geldmarktanlagen? Während Geldmarktfonds vor allem durch ihre Liquidität und kurzfristige Verfügbarkeit überzeugen, bieten kurzlaufende Anleihen zusätzlich die Chance auf höhere Renditen. Strategien mit sehr kurzen Abwicklungsfristen von T+1, d.h. einen Tag nach dem Handelstag, ermöglichen eine geldmarktähnliche Flexibilität, sodass Anleger ihre Beweglichkeit nicht aufgeben müssen, um attraktive Erträge zu erzielen. Damit stellt diese Anlageklasse eine interessante Alternative dar, insbesondere in einem Umfeld sinkender Geldmarktrenditen, in dem klassische Produkte an Attraktivität verlieren. Wie können Anleger durch einen aktiven Ansatz zusätzliches Renditepotenzial von kurzlaufenden Anleihen erschließen? Kurzlaufende Anleihen bieten in der aktuellen Marktphase mehr als nur defensive Eigenschaften. Mit attraktiven Renditen und einer geringen Empfindlichkeit gegenüber Zinsänderungen aufgrund ihrer kurzen Duration tragen sie zur Stabilität im Portfolio bei. Die hohe Liquidität dieser Wertpapiere stellt zudem einen wesentlichen Vorteil in Zeiten erhöhter Volatilität dar. Durch gezielte Diversifikation, etwa durch die Auswahl von Anleihen mit niedrigerem Rating, die Berücksichtigung nachrangiger Titel innerhalb der Kapitalstruktur oder die Erweiterung auf globale Märkte wie Asien und Schwellenländer eröffnen sich zusätzliche Renditepotenziale. Trotz geopolitischer Unsicherheiten bieten diese Regionen weiterhin Wettbewerbschancen und stärken die Robustheit des Portfolios. Ein aktives Management mit globaler Ausrichtung ermöglicht es, Sicherheit und Rendite wirkungsvoll zu kombinieren und Anlegern Orientierung in einem herausfordernden Marktumfeld zu geben. aberdeeninvestments.com/at Mark Munro, Investment Director Fixed Income bei Aberdeen Investments Ausgabe Nr. 6/2025 – GELD-MAGAZIN . 17 EXPERTSTALK . Mark Munro, Aberdeen Investments Disclaimer: Nur für professionelle Investoren bestimmt. Nicht für Privatanleger. Der Wert von Anlagen sowie die mit ihnen erzielten Erträge können sowohl sinken als auch steigen. Unter Umständen erhalten Sie Ihren Anlagebetrag nicht in voller Höhe zurück. Die in diesen Marketingunterlagen enthaltenen Informationen stellen weder ein Angebot noch eine Aufforderung zum Handel mit Anteilen an Wertpapieren oder Finanzinstrumenten dar. Herausgegeben von abrdn Investment Management Limited, zugelassen und reguliert durch die FCA in Großbritannien.
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