GELD-Magazin, Nr. 6/2025

Inflation und Arbeitslosigkeit in der Ukraine Viele Männer und auch Frauen verteidigen das Vaterland, außerdem sind rund sechs Millionen Menschen seit dem Überfall Russlands ins Ausland geflohen. Das führte in dem Land zu einem Mangel an Arbeitskräften, worunter die Wirtschaft zusätzlich leidet. „Nicht zu vergessen das Thema Wohnen. Schon vor Kriegsbeginn hatte die Ukraine ein demografisches Problem, der Überfall hat dann zur Flucht von rund sechs Millionen Menschen ins Ausland geführt. Natürlich sollen diese Menschen zurückgeholt werden, dafür braucht es als Basis Wohnraum“, so Pindyuk. Die Ökonomin abschließend: „Wenn der Krieg einmal vorbei sein wird und die Ukraine mit wirklichen Sicherheitsgarantien ausgestattet wieder ein sicherer Platz zum Leben sein wird, ist sie auch ein interessanter Ort für ausländische Unternehmen.“ Derzeit wütet aber noch der Krieg. Laut einer Auswertung von Statista unter Berufung auf das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte hat er bis Ende September 2025 mindestens 14.383 Todesopfer in der ukrainischen Zivilbevölkerung gefordert. Ukrainische Soldaten wurden 79.213 getötet, laut UALosses-Projekt (basierend auf öffentlich verfügbaren Quellen). Die Zahl der russischen Gefallenen in der Ukraine hat seit dem Beginn des Krieges mindestens 152.142 erreicht, so eine gemeinsame Zählung von BBC Russia und Mediazona. Auch wenn die Zahlen nicht immer verifizierbar sind, ist klar: der Blutzoll ist hoch. Stagnation in Russland Nur ein schwacher Trost für die Ukraine ist, dass Aggressor Russland nach zwei guten Jahren auf eine Beinahe-Stagnation zusteuert. Heuer dürfte die Wirtschaft nur noch um 1,2 Prozent wachsen (2024: 4,3 %), eine Revision nach unten um 0,8 Prozentpunkte gegenüber dem Sommer. Für 2026 rechnet das wiiw mit einer leichten Beschleunigung auf 1,4 Prozent. „Der Hauptgrund für den Wachstumseinbruch ist die zu restriktive Geldpolitik der russischen Zentralbank. Sie hat zwar die Inflation deutlich gesenkt, aber gleichzeitig die Wirtschaft abgewürgt, weil damit Kredite unerschwinglich wurden“, so Vasily Astrov, Russland-Experte des wiiw. Dazu kommen gesunkene Einnahmen aus dem Erdölexport aufgrund gefallener Preise und der Umstand, dass die russische Wirtschaft in vielen Bereichen an ihrer Kapazitätsgrenze operiert. Interessantes Detail: Die russischen Militärausgaben sollen 2026 um sechs Milliarden Euro oder 0,3 Prozent des BIP gekürzt werden. Von Minen verseucht Aber kehren wir zum Opfer der Ukraine zurück, wo auch zahlreiche unsichtbare Gefahren lauern. Ihr Territorium ist hochgradig mit Minen und Blindgängern übersät, laut Angabe der ukrainischen Regierung ist das Land der am stärksten minenverseuchte Staat der Welt seit dem Zweiten Weltkrieg. Über sechs Millionen Bürger leben trotz großflächiger Minenräumungen immer noch in gefährdeten Gebieten. Bis Ende Februar 2024 wurden 287 Zivilisten, darunter 15 Kinder, durch die Detonation von Sprengkörpern getötet und 641 weitere, darunter 77 Kinder, verletzt. Die Angaben stammen von offizieller ukrainischer Seite. Wobei der ukrainische Minister für Umweltschutz und natürliche Ressourcen, Ruslan Strilets, hinzufügend feststellte, dass es bei der derzeitigen Entwicklung des Minenräumungsmarktes und der entsprechenden Technologien „sieben Jahre dauern könnte, um die Ukraine vollständig zu entminen“. Dafür wäre aber erst einmal ein nachhaltiger Friedensschluss notwendig. Wann das der Fall sein könnte, steht allerdings nach wie vor in den Sternen. Beim wiiw geht man davon aus, dass sich der Krieg mit seinen negativen ökonomischen Auswirkungen noch bis 2027 hinziehen wird. „Der Wiederaufbau der Ukraine könnte 524 Milliarden Dollar kosten.“ Olga Pindyuk, Wirtschaftsforscherin am Wiener Institut für Inter- nationale Wirtschafts- vergleiche (wiiw) Quelle: wiiw Konsumentenpreise Arbeitslosenrate 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 Ausgabe Nr. 6/2025 – GELD-MAGAZIN . 9

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