GELD-Magazin, Nr. 6/2025

Nachdem Bitcoin neue Allzeithochs über 126.000 US-Dollar erreicht hatte, kam es am 10. Oktober 2025 zu einer abrupten Kursumkehr und tiefen Korrektur. Eine Kaskade gehebelter Long- Liquidationen, dünne Wochenend-Liquidität und steigende makroökonomische Unsicherheit drückten die Preise tief unter 90.000 US-Dollar und sorgten für eine der schwächsten November-Performances überhaupt. Kurzfristige Anleger mussten beispiellose Verluste realisieren, während gleichzeitig sogar die ETF-Kapitalströme versiegten. Bemerkenswert ist der Abschwung jedoch vor allem aufgrund dessen, was ihm vorausging: eine „Post-Halving-Rally“ mit ungewöhnlich niedriger Volatilität, verhaltener Retail-Beteiligung und ohne klassischen Blow- off-Top. Die Marktbedingungen wirkten geordneter und ETF-getriebener als euphorisch. Diese untypischen Merkmale haben Anleger gespalten: Viele sehen den Rücksetzer als Beginn des gewöhnlichen „Post-Halving-Bärenmarkts“, andere interpretieren ihn als Abkehr vom traditionellen Vier-JahresRhythmus, der dem wachsenden Einfluss von Makrobedingungen und institutionellen Kapitalströmen weicht. Basisszenario: Der Zyklus ist intakt Aus traditioneller charttechnischer Sicht passt der jüngste Rückgang zu einem typischen „Post-Halving-Peak“. Bitcoin schloss klar unter dem 50-Wochen-Durchschnitt: historisch eine zentrale Grenze zwischen Bullen- und Bärenphasen. Die Drawdowns überschritten 30 Prozent vom 126.000 DollarHoch, und der Preis liegt deutlich unter den Kostenbasen kurzfristiger Anleger. Auch die Saisonalität stützt das Muster: Das vierte Quartal 2025 ist das schwächste post-Halving-Q4 der Geschichte, und der November zählte zu den schlechtesten Monaten überhaupt. Trotz des fehlenden spekulativen Blow-off-Tops ähnelt die vorausgegangene Dauer des Bullenmarkts früheren Zyklen. Unter dieser Lesart wäre Bitcoin bereits in eine mildere Form des üblichen „Post-Halving-Bärenmarkts“ übergegangen, der mit früheren Halving-Zyklen übereinstimmt. BLOCKCHAIN . Bitcoin Konkurrierende Sichtweisen Bitcoins scharfer Q4-Rückgang hat eine alte Debatte neu entfacht: Folgt der Markt weiterhin dem historischen 4-Jahres-Halving-Zyklus, oder verliert dieses Muster an Bedeutung, da neue strukturelle Kräfte dominieren? MORITZ SCHUH Institutionelle Zuflüsse und neue Makrobedingungen deuten darauf hin, dass Bitcoins fehlendes Blow-off-Top Ausdruck eines strukturell veränderten Halving-Zyklus sein könnte. Credit: J. Thamanoon/stock.adobe.com Ausgabe Nr. 6/2025 – GELD-MAGAZIN . 69

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