GELD-Magazin, Nr. 6/2025

nen klaren und heute schon verfügbaren Qualitätsstandard für entsprechende Finanzprodukte zu entwickeln. Wobei heuer erst ein Fonds in dieser Kategorie ausgezeichnet worden ist. Kölsch dazu: „Der Lackmustest erfolgt 2026, wir werden sehen, wie viele Bewerber es dann geben wird. Jedenfalls sind wir mit dem ,FNG-Siegel Transition‘ gut am Start, um eine Lücke, die sich aus der schwammigen Regulatorik ergibt, zu schließen.“ Sind Waffen nachhaltig? Was gibt es außerdem noch Neues? Sicherlich, dass eine heiße Debatte darüber entbrannt ist, ob Rüstungs-Investments als nachhaltig gelten können? Das FNG nimmt die Sache ernst und hat nachgefragt. „In einer kürzlich durchgeführten Umfrage unter den Stakeholdern des Gütezeichens hat sich eine deutliche Mehrheit ausdrücklich für die Beibehaltung des bislang strengen Waffen-Ausschlusses ausgesprochen. Es ist ein gutes Zeichen, dass sich hier nicht alle Fähnchen nach dem Wind, also nach den höchsten kurzfristigen Renditeaussichten, richten.“ Ein klares Statement. Das gab es auch in der Befragung zu möglichen Änderungen bei Standards zu Investments in fossile Energien: Die Mehrzahl der Teilnehmer sprach sich dagegen aus. Kölsch abschließend: „Die Kriterien unserer Siegel bleiben 2026 so wie sie sind. 2027 könnten sich Anpassungen durch eine sich ändernde Regulatorik ergeben.“ Im Paragrafen-Dschungel Apropos Regulatorik: Es handelt sich um ein leidiges Thema, das unter die Kategorie „gut gemeint - meist schlecht gemacht“ fällt. Die bisherigen Bestimmungen und ESMALeitlinien zu Fondsnamen reichen zur Orientierung am Markt noch nicht aus. Immerhin hat das 2025 vollumfängliche Inkrafttreten der ESMA-Leitlinien zu Fondsnamen mit ESG- oder nachhaltigkeitsbezogenen Begriffen dazu geführt, dass die Schwemme der über 7.000 in Deutschland nach ArWarum ist Nachhaltigkeit nicht mehr en vogue? Mehrere Faktoren spielen zusammen: Die Regulatorik in der EU überfordert viele Anleger und Anbieter. Auch sind Asset Manager rund um den ESG-Hype auf den Zug aufgesprungen, zahlreiche neue bzw. umdeklarierte Fonds strömten auf den Markt. Da ist vieles zu schnell gegangen und da fehlte es auch manchmal an der Expertise der Anbieter - inklusive Greenwashing-Gefahr. Auch ist immer noch zu oft der moralische Zeigefinger erhoben worden. Zumindest ist dieser Eindruck entstanden. Weiters hat sich der Zeitgeist gegen Nachhaltigkeit gewendet, was sicher auch mit der durch die geostrategischen Verwerfungen einhergehenden Outperformance von Waffen und fossilen Energien zu tun hatte, wodurch nachhaltige Geldanlagen kurzfristig in der Performance-Gunst ins Hintertreffen gerieten. Allerdings nützt es nichts in einer Art von kindlicher Reaktion die Hand vor die Augen zu halten. Denn die Probleme von fossilen Energieträgern sowie die Erderwärmung sind reale Bedrohungen - das erklärt uns schon die Physik. Wie kann es zu einem ESG-Comeback kommen? Es gibt Anzeichen dafür, so hat die EU verstanden, dass Überregulierung kontraproduktiv ist, und sie zu einer Reform der Regulatorik ansetzt, die weniger komplex ausfallen sollte. Zumindest bei der Offenlegungsverordnung ist der jetzige Verbesserungsvorschlag viel marktfreundlicher. Ich hoffe prinzipiell auf eine rationalere Herangehensweise an das Thema Nachhaltigkeit. So wird zunehmend erkannt und diskutiert, dass ESG eine große ökonomische Rolle spielt. Ich gehe weiters von einem gewissen Szenario der Normalisierung aus. Einige Anbieter und Fonds werden ausgesiebt werden. Was hart klingt, ist ein Bereinigungsprozess, der der Branche guttut. Auf eine Normalisierung hoffe ich auch bei der Kursentwicklung: Die sehr gute Performance etwa der Waffen- und Erdölindustrie hat die Blicke von ESG abgelenkt. Tatsächlich hat das FNG-Siegel 14 Produkte wegen seiner strikten Ausschlusskriterien zum Rüstungssektor verloren. An diesen werden wir aber nicht rütteln, was sich auch eine überwiegende Mehrheit unserer Stakeholder wünscht. Roland Kölsch, F.I.R.S.T. . INTERVIEW „Ich hoffe prinzipiell auf eine rationalere Herangehensweise an das Thema Nachhaltigkeit.“ Ausgabe 6/2025 – GELD-MAGAZIN . 55 der eingereichten Produkte konnten die Mindestanforderungen nicht erfüllen und erhielten kein Siegel. 15

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