GELD-Magazin, Nr. 6/2025

Für Aufsehen sorgte heuer der Anstieg der Edelmetallpreise. Die Notierung von Gold legte seit Jahresbeginn in Dollar um 61 Prozent zu, in Euro um 40 Prozent – der Preis für eine Unze Silber in Dollar um 96 Prozent, in Euro um 73 Prozent. Der Erfolgslauf der Edelmetalle begann jedoch bereits viel früher. Anfang 2019 brach der Goldpreis aus einer mehrjährigen Konsolidierungsphase über den Widerstand bei 1.400 Dollar aus, und stieg damit bis heute – inklusive einer zweijährigen Seitwärtsphase (2021-2023) – um gut 200 Prozent. Die Erklärung für diesen fulminanten Anstieg ist, dass aufgrund geopolitischer Unsicherheiten, Inflationssorgen und zunehmender Zweifel an der Hegemonie des Dollars, Zentralbanken in den vergangenen Jahren Devisen in Gold umschichteten. Laut Statistik des World Gold Council stiegen die Nettokäufe der Zentralbanken weltweit seit 2022 auf gut 1.000 Tonnen Gold p.a. In den ersten drei Quartalen 2025 wurden bereits weitere 800 Tonnen hinzugekauft. Und was wird für 2026 vom Goldpreis erwartet? Die Schätzungen gehen wie üblich auseinander, sie liegen zwischen 4.450 Dollar (Deutsche Bank) und 5.000 Dollar (Goldman Sachs). Das World Gold Council erwartet 2026 einen Anstieg um fünf bis 15 Prozent. Die Edelmetall-Aktienfonds (s. untere Tabelle auf der rechten Seite) investieren jedoch nicht direkt in Gold und Silber, sondern in die Minengesellschaften, die die Edelmetalle fördern. Da die Abbaukosten relativ konstant bleiben, ergibt sich bei einer Steigerung der Edelmetallpreise ein Hebel bei den Margen. Dementsprechend bewegen sich die Aktienkurse stärker als der Gold- und Silberpreis, was auf Jahressicht Wertsteigerungen der Fonds bis zu 123 Prozent ermöglichte. Kupfer, Seltene Erden und Lithium Abseits des Goldrausches kam es heuer zu teils starken Preisanstiegen vor allem bei Metallen, die für die Energiewende benötigt werden – sprich Elektromobilität, Neue Energien und Stromleitungen. Beginnen wir bei den Seltenen Erden: Durch den Zollkonflikt zwischen den USA und China kam es heuer zu einem heftigen Preisanstieg bei Seltenen Erden. Denn China, wo rund 90 Prozent des Weltbedarfs produziert werden, schränkte die Exportgenehmigungen stark ein. In der Folge wurde panikartig nach möglichen Herstellern außerhalb Chinas gesucht, da Seltene Erden in den Bereichen Hightech, Energie, Mobilität und Verteidigung unverzichtbar sind – z.B. in Magneten von Windkraftanlagen und Elektromotoren, in Nickel-Metall-Batterien, in Leuchtstoffen von Bildschirmen, hochfesten Metalllegierungen usw. Die US-Regierung beteiligte sich prompt an Projekten für Seltene Erden und kritische Mineralien (MP Materials in Kalifornien und USA Rare Earth in Texas und Oklahoma). Die Kurse der wenigen aussichtreichen SelteneErden-Projekte schossen in die Höhe. Kurzfristig konnte aber eine Entspannung erreicht werden, indem Donald Trump mit Xi Jingping wieder eine Lockerung der Exportbeschränkungen gegen eine Reduzierung der US-Zölle vereinbarte – zumindest für die darauffolgenden zwölf Monate. Damit wurde das Problem zwar befristet gelöst, die USA bleiben jedoch in der Abhängigkeit Chinas. Dass die USA nun großes Interesse haben, Projekte außerhalb Chinas zu fördern, liegt auf der Hand. Dabei sind die Lagerstätten von Seltenen Erden nicht das Kernproblem, denn die Vorkommen sind gar nicht so selten, wie es der Name suggeriert – sie kommen jedoch nur stark verteilt in geringen MÄRKTE & FONDS - Ausblick 2026 . Rohstoffe Strukturell hohe Nachfrage Geopolitische Unsicherheiten und Misstrauen zwischen den Währungsblöcken führten zu einem kräftigen Anstieg der Edelmetall-Preise. Aber auch andere Rohstoffe – vor allem für die Energiewende benötigte – entwickeln sich weiterhin gut. MARIO FRANZIN Credits: Archiv; Vadym/stock.adobe.com 42 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 6/2025 Aufgrund gegenseitigen Misstrauens und geopolitischer Spannungen kaufen die Zentralbanken weiterhin Gold. in USD/Unze 1.600 2.000 2.500 3.000 3.500 4.000 4.500 2022 2023 2024 2025 GOLD: MEHR ALS „STABILE WÄHRUNG“ Das chronische Angebotsdefizit von rund vier Millionen Tonnen pro Jahr treibt den Kurs von Kupfer sukzessive in die Höhe. USD/Tonne 7.000 9.000 9.500 8.000 8.500 7.500 10.000 11.000 12.000 2022 2023 2024 2025 KUPFER: METALL FÜR ENERGIEWENDE

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