GELD-Magazin, Nr. 6/2025

Analysten warnen, dass selbst etablierte Tech-Schwergewichte unter dem Druck hoher Investitionen in Cloud- und KI-Infrastruktur stehen, der die Profitabilität mindert, ein Anzeichen dafür, dass die Ausgaben nicht automatisch zu schnellen Erträgen führen. Der Ausblick auf steigende Kosten und wachsende Schulden lässt das Vertrauen weiter schwinden. So meint Hendrik Leber, Gründer der Investmentboutique Acatis, dass die hohe Kapitalbindung die Gewinne immer stärker belastet. Er weist auf wachsende Unsicherheiten, wie die Tech-Platzhirsche ihr KI-Geschäft monetarisieren wollen, hin; und das bei einer hohen Bewertung. „Die KI-Blase ist am Platzen“, sagt er. „Gewinner sind die großen US-Tech-Konzerne, während die Betreiber der Rechenzentren die Verlierer sein werden. Sie haben für ihre Ausrüstung zu viel bezahlt, mussten Kredite aufnehmen und das Geschäft rechnet sich wegen steigender Konkurrenz nicht. Zudem könnte der Rechenbedarf angesichts kommender Quantencomputer nicht im erwarteten Ausmaß wachsen.“ Kreative Buchführung Leber weist auch auf Bilanzkosmetik vieler KI-Firmen hin. „Coreweave hat in der Bilanz ein Anlagevermögen von 16 Milliarden Dollar. Das sind die Rechenzentren. Dagegen steht eine Abschreibung von einer Milliarde im ersten Halbjahr, also zwei fürs gesamte Jahr, macht acht Jahre Abschreibungsdauer. Ein Chip hält aber nur zwei Jahre. Realistisch angesetzt, hat Coreweave einen noch größeren Verlust und einen Börsenwert von 33 Milliarden Dollar. Wieso ist ein Server, der an Coreweave verkauft wurde laut Bilanz gut doppelt so viel wert wie er zuvor am Markt in hartem Geld wert war?“ Für die großen Chipausrüster und Tech-Konzerne bleibt Leber aber weiter optimistisch, denn Vertrauen in KI-Boom sinkt Im Technologiesektor steht insbesondere das Segment der Künstlichen Intelligenz (KI) aktuell unter Verkaufsdruck. Es mehren sich die Hinweise, dass die Monetarisierung der enormen KI-Investitionen länger dauert als erwartet. WOLFGANG REGNER Credit: beigestellt MÄRKTE & FONDS - Ausblick 2026 . Technologie KI-Investitionsboom Quelle: Columbia Threadneedle Investments, Oktober 2025 Die jährlichen Ausgaben für Investitionen in KI-Infrastruktur und andere Ausrüstung für KI-Geschäftsmodelle werden sich von 2023 bis 2030 von 350 auf 3.500 Milliarden Dollar verzehnfachen. Worauf achten Sie bei Technologieinvestments? Schwerpunkt unserer Strategie sind technologieorientierte Nebenwerte mit tragfähigen Geschäftsmodellen und vernünftiger Bewertung. Im Fokus stehen „Schaufelhersteller“, die Infrastruktur für KI und Digitalisierung bereitstellen, sowie Plattformmodelle und spezialisierte Anwendungen in Bereichen wie Gesundheit und Finanzdienstleistungen. Wir achten auch auf reale Produktivitäts- und Effizienzgewinne. Sehen Sie eine KI-Blase? Wir beschreiben die aktuelle KI-Phase als Kombination aus Blasengefahr und produktivem Boom. Wir sehen ambitionierte Bewertungen, Überinvestition und das Risiko von Überkapazitäten. Andererseits fließen dreistellige Milliardenbeträge pro Jahr in KI-Infrastruktur. Wir konzentrieren uns auf Enabler, die Rechenleistung und Infrastruktur bereitstellen; etablierte Technologie- und Plattformunternehmen, die KI nutzen, um bestehende Produkte und Prozesse effizienter zu machen; und spezialisierte Anwendungen in Bereichen wie Gesundheit, Finanzen oder der Industrie. INTERVIEW Marcel Vogler, Fund Advisor bei TEQ Capital 3.500 3.000 2.500 2.000 1.500 1.000 500 0 2023 2024 2025e 2026e 2027e 2028e 2029e 2030e 350 450 700 950 1.300 1.800 2.400 3.500 in Mrd. USD 34 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 6/2025

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