Emerging Markets befinden sich auf dem Vormarsch, aber zum Beispiel auch Private Markets und Gold bieten interessante Anlageoptionen. Was das für die Asset Allocation bedeutet, verrät Expertin Andrea Wehner von Aberdeen. Wichtig ist jedenfalls: Diversifikation gewinnt wieder zunehmend an Bedeutung. Welche großen makroökonomischen Trends werden die Investmentlandschaft im Jahr 2026 und darüber hinaus prägen? Generell betrachtet, glauben wir, dass viele Trends, die heuer ihren Anfang genommen haben, sich auch im kommenden Jahr weiter fortsetzen werden. An erster Stelle ist in diesem Zusammenhang die Verschiebung der Weltordnung zu nennen. Das soll heißen: Wir beobachten eine nachlasssende Dominanz der Vereinigten Staaten, die auch bei Anlegern an Vertrauen verloren haben. Hier ist natürlich das Hin und Her in der Zollpolitik ein großes Thema. Dafür sehen wir im Gegenzug ein Erstarken der Emerging Markets, allen voran Chinas. Das ist für Investoren und die Asset Allocation interessant, was sowohl für Aktien als auch für Anleihen aus der Region gilt. Wobei Schwellenländern das Image anlastet, dass sie ziemlich volatil und risikoreich seien ... Natürlich sind Risiken immer zu beachten, Analysen von Aberdeen haben aber ergeben, dass große Emerging Markets im Vergleich mit dem MSCI World auf Sicht von ein bis zwei Jahren eine nahezu identische Volatilität aufweisen. Schwellenländer müssen also nicht per se schwankungsfreudiger sein als die hochentwickelten Märkte der Industriestaaten. Kehren wir zu den USA zurück, hier waren die großen Technologie-Werte kaum zu schlagen, wie geht der Trend weiter? Wir sind der Meinung, dass andere AssetKlassen aus dem Schatten dieser Technologie-Giganten heraustreten bzw. von Anlegern zunehmend entdeckt werden. Dazu zählen wir, wie gesagt, die Schwellenländer mit China an der Spitze. Es ist bekanntlich so, dass in der jüngeren Vergangenheit Investments begrenzt auf Tech-Aktien die beste Performance gebracht haben. Diversifikation mittels anderer Anlageklassen hat praktisch nichts gebracht – oder sogar nur Geld gekostet. Bei Aberdeen sind wir jetzt aber der festen Überzeugung, dass sich Streuung in den nächsten Jahren wieder mehr lohnen und in den Fokus der Anleger zurückkehren wird. Nochmals kurz zurück zu Technologiewerten: Weil sie eben schon sehr gut gelaufen sind, könnten sich Investoren überlegen, zumindest teilweise Gewinne zu realisieren und eventuell in andere Asset-Klassen umzuschichten. Frei nach INTERVIEW . Andrea Wehner, Aberdeen Investments Verschobene Weltordnung Die Vereinigten Staaten müssen Stück für Stück einiges von ihrer dominierenden Position abgeben. Das eröffnet anderen Playern Chancen – und Investoren die Möglichkeit für eine Anpassung des Portfolios. HARALD KOLERUS Credit: beigestellt ZUR PERSON Andrea Wehner ist als Senior Investment Specialist bei Aberdeen Investments tätig. Sie vertritt die Portfoliomanager im Außenverhältnis, um das Engagement mit Kunden und Investoren zu vertiefen. Bevor sie zu Aberdeen kam, war Wehner zwei Jahre lang als Business Development Manager bei CACEIS tätig und hat institutionelle Investoren beraten. Zuvor war sie Senior Advisor für große Familienvermögen mit Fokus auf die Optimierung komplexer Vermögensstrukturen. Die Expertin war 13 Jahre lang bei Hauck Aufhäuser Lampe tätig, zunächst als Portfoliomanagerin und Fondsanalystin und dann als Leiterin der Fondsvermögensverwaltung. Im Anschluss daran übernahm sie bei Hauck & Aufhäuser Global Investment Management die Leitung des institutionellen Multi-Asset-Management-Geschäfts. Wehner hat ihr Studium der Bank-, Finanz- und Investitionswirtschaft an Universitäten in Deutschland, Großbritannien und den USA absolviert. Gold eignet sich sehr gut zur Diversifikation eines Gesamtportfolios. Nächstes Jahr könnten wir weiter steigende Preise des Edelmetalls sehen. 10 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 6/2025
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