Österreichische Post AG | MZ 03Z035262 M | 4profit Verlag GmbH, Rotenturmstraße 19/1/29 B, 1010 Wien | Ausgabe Nr. 5/2025 | 6,90 Euro Finanzpolitik + Volkswirtschaft + Länder- und Branchenanalysen + Banking + Investmentfonds + Aktien + Immobilien + Rohstoffe + Blockchain + Alternative Investments + Versicherungen DAS MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, POLITIK & INVESTMENTPRODUKTE Gute Anleihenfonds Auf was Sie bei der Auswahl achten sollten, um in Zukunft stabile Renditen zu erzielen. Börse Wien boomt So mancher Aktienkurs hat sich heuer mehr als verdoppelt – wie es nun weitergeht. Die besseren Zinsen Mit welchen Dividendenfonds Sie vergleichsweise hohe Erträge erwarten können. ÖSTERREICHISCHER DACHFONDS AWARD 2025 Setzen Sie auf die Sieger-Fonds!
WER VIEL VORHAT, KOMMT ZU UNS. Was die Zukunft bringt, steht noch in den Sternen. Mit achtsamer und zugleich ambitionierter Beratung sorgen wir dafür, dass Sie sich und Ihr Geld gut aufgehoben wissen. GELDANLAGE IM BLICK? Hypo Vorarlberg – Ihre persönliche Beratung in Vorarlberg, Wien, Graz, Wels, Salzburg und St. Gallen (CH). www.hypovbg.at
Ausgabe Nr. 5/2025 – GELD-MAGAZIN . 3 Das Jahr 2025 ist bis jetzt gut gelaufen – satte Gewinne bei Aktien, stabile Renditen bei Anleihen und ein Rekordlauf bei den Edelmetallpreisen. Viele Unternehmen lieferten Zahlen ab, die über den Erwartungen lagen – dank des Booms bei Künstlicher Intelligenz, Halbleiter-Produktion und Robotik (s. auch Artikel Seite 32). Anleger beginnen aber nun zu zweifeln, ob sich die hohen Investitionen in KI rechnen werden, was die Branche angesichts der hohen Bewertungen anfällig für Korrekturen macht. Hingegen scheint z.B. im Rüstungs- und Finanzbereich weiterhin die Sonne. In den USA sorgt der in der Geschichte längste Regierungs-Shutdown zunehmend für Unbill, der Konsum beginnt langsam zu schwächeln. Donald Trump bekam bei den Regionalwahlen bereits die erste Rechnung für seine Politik präsentiert. Europa derzeit als Insel der Seligen zu bezeichnen, wäre frivol. Hohe Staatsverschuldungen, Bürokratiemonster und mangelnde Lösungsansätze seitens der Politik bremsen die Wettbewerbsfähigkeit aus. Als Anleger ist man gut beraten, über den Tellerrand zu blicken, die Assets regional zu diversifizieren und teilweise in konservativere Anlageformen zu wechseln. Dazu finden Sie ab Seite 40 einen Artikel zu Anleihenfonds plus umfangreicher Tabelle der besten Produkte (ab Seite 43) und ab Seite 36 die besten Dividendenfonds – hinzugefügt einen Artikel über „Immobilien als Inflationsschutz“ ab Seite 66 und einen Beitrag über Investments in Rohstoffe ab Seite 46. Im Rahmen des Dachfonds Award 2025 untersuchten wir – wie jährlich seit 25 Jahren – das gesamte Dachfonds-Universum in Österreich. Und es ist immer wieder erfreulich, die besten Fonds bzw. Fondsmanager auszuzeichnen. Ab Seite 70 lesen Sie über alle diesjährigen Gewinner, denen wir herzlich gratulieren! Ab Seite 81 haben wir alle 387 Dachfonds in 14 Kategorien sortiert und absteigend nach ihrem Anlageerfolg gereiht. Ein Tipp zur Tabelle: Wenn Sie einen bestimmten Dachfonds suchen, um nachzusehen, wie er abgeschnitten hat, ist es einfacher, in unserem E-Book die Suchfunktion zu nützen – den QR-Code mit dem Link zu dieser Online-Ausgabe finden Sie am Cover links unten. Mario Franzin, Chefredakteur GELD-Magazin Diversifizieren! editorial impressum MEDIENEIGENTÜMER UND HERAUSGEBER 4profit Verlag GmbH · MEDIENEIGENTÜMER-, HERAUSGEBER- UND REDAKTIONSADRESSE Rotenturmstraße 19/1/29B, 1010 Wien · T: +43/676/570 95 10 · E: [email protected] · GESCHÄFTSFÜHRUNG Snezana Jovic, Mario Franzin · CHEFREDAKTEUR Mario Franzin REDAKTION Mario Franzin, Mag. Harald Kolerus, Michael Kordovsky, Wolfgang Regner, Moritz Schuh MSc, Mag. Christian Sec · LEKTORAT Mag. Rudolf Preyer · GRAFISCHE LEITUNG Noura El-Kordy · COVERFOTO Mark/stock.adobe.com · DATENANBIETER Lipper Thomson Reuters*, Morningstar · VERLAGSLEITUNG Snezana Jovic · BACKOFFICE & ONLINE REDAKTION Ivana Jovic · MARKETING & ANZEIGENVERKAUF Anita Tenic · IT-MANAGEMENT Oliver Uhlir · DRUCK Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Str. 80 · VERTRIEB PGV Austria, 5412 Puch, Urstein Süd 13. www.geld-magazin.at ABO-HOTLINE: +43/699/1922 0326 · [email protected] * Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performancewerte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen. FOTO: ivanashoots.com
BRENNPUNKT 06 Kurzmeldungen Europa: Rüsten, Rüsten, Rüsten + Erneuerbare Energien: Das Comeback. 08 Interview Martin Kocher Der Gouverneur der OeNB spricht über Sparmaßnahmen, Inflation und das heimische Wirtschaftswachstum. 10 Mercosur In der Zielgerade: Die EU und Lateinamerika sollen jetzt näher zusammenrücken - ist das wirklich eine gute Idee? 14 Reale Renditen Die Inflation bleibt hartnäckig. Darauf muss man achten, um seine Kaufkraft (mindestens) zu erhalten. WIRTSCHAFT 16 Kurzmeldungen Ukraine: Traurige Wirtschaftsbilanz + Cyber-Sicherheit: Gut vorbereitet. 18 Steuertipps Kassasturz zu Jahresende: Keinen Euro zu viel an den Fiskus zahlen! BANKING 20 Kurzmeldungen Bank-Aktien: Haar in der Suppe + Österreich: Mehr Kredite vergeben. 22 Online-Broker Im Vergleich: Neue Anbieter stürmen den Markt – so schneiden sie gegenüber traditionellen Platzhirschen ab. MÄRKTE & FONDS 26 Kurzmeldungen KI: Droht die Blase? + Alternative Investments: Gute Chancen für Private Equity. 28 Institutional Investors Congress Profis nehmen die aussichtsreichsten Anlagechancen unter die Lupe. 32 Robotik KI fasst immer stärker in der „realen Welt“ Fuß. Die sogenannte Physical AI öffnet auch Investmentmöglichkeiten. 36 Dividendenfonds Das Salz in der „Börsen-Suppe“: Hohe und regelmäßige Ausschüttungen. 40 Anleihenfonds Entscheidend für den Erfolg mit Bonds: Qualität, Liquidität und Regionenaus- wahl + Tabelle Anleihenfonds. Ausgabe Nr. 5/2025 inhalt Mercosur Welche Chancen das Freihandelsabkommen birgt – und welche Risiken drohen. ab Seite 10 Credits: OeNB; Mai & SJ Studio & Mark/stock.adobe.com Martin Kocher, Gouverneur der OeNB: „Die Rezession ist vorbei.“ Seite 08 4 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 5/2025
46 Rohstoffe Gold und Silber lieb‘ ich sehr! Aber auch andere Commodities eignen sich fürs Portfolio. AKTIEN 50 Kurzmeldungen OMV: Höhere Margen + Valneva: Fortschritte in der Pipeline. 52 Weltbörsen USA: Neue Rekorde + Europa: Aufholjagd beendet + Japan: Wirtschaft zieht an+ China: Korrektur nach Jahreshoch. 54 Anlagetipps BAE Systems: Profitieren vom Rüstungsboom + Elis SA: Günstiges Wachstum + Fastenal: Korrektur bietet Chancen. 56 Börse Deutschland Der DAX wartet jetzt auf neue Impulse. 58 Börse Wien Der starke Anstieg des ATX freut Aktionäre - aber wo liegt jetzt noch Potenzial? BLOCKCHAIN 62 Kurzmeldungen Bitcoin und Ethereum als Kreditsicherheit + Miner bauen Rechenzentren. IMMOBILIEN 64 Kurzmeldungen Wohnungen: Hohe Nachfrage + BUWOG: Dachgleiche bei „drygalski“. 66 Inflationsschutz Mit Zinshäusern und Bauherrenmodellen die Teuerung abfedern – so funktioniert‘s. VERSICHERUNG & VORSORGE 68 Kurzmeldungen VIG: Ausblick weiter verbessert + Politik ist gefordert: Mehr private Vorsorge. 69 FLV-Listing Der monatliche Überblick zu Fondsgebundenen Lebensversicherungen. DACHFONDS AWARD 2025 70 Die Stunde der Sieger Wie jedes Jahr hat das GELD-Magazin den Markt durchforstet und die besten Dachfonds ausgezeichnet. Sie bieten beste Performance bei breiter Streuung. ÖSTERREICHISCHER DACHFONDS AWARD 2025 Der große Überblick: Die besten Produkte für Ihr Portfolio. Seite 70 Moderne Zeiten Intelligente Roboter auf dem Vormarsch. Seite 32 Ausgabe Nr. 5/2025 – GELD-MAGAZIN . 5
6 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 5/2025 BRENNPUNKT . Kurzmeldungen Credits: beigestellt; © Kurt Keinrath; Mike Mareen/stock.adobe.com Starker Trend. Europa ist in ein neues Zeitalter der Sicherheits- und Verteidigungsplanung eingetreten. In den kommenden Jahren wird eine bewusste Verlagerung von kurzfristiger Wiederaufrüstung hin zu struktureller, langfristiger Bereitschaft stattfinden. Dazu gehören die Stärkung der industriellen Kapazitäten, Investitionen in gemeinsame Beschaffungsmaßnahmen, der Aufbau strategischer Vorräte und die Operationalisierung von schnellen Reaktionskräften. Das haben auch die Anleger erkannt und so manche Rüstungs-Aktien in lichte Höhen befördert – wobei im Oktober Gewinne realisiert wurden, und eine Korrektur einsetzte. Aneeka Gupta, Direktorin im Bereich Makro-Research bei WisdomTree, sieht in der strukturellen Veränderung von Europas Verteidigungspolitik dennoch eine nachhaltige Anlagechance: „Mehrjährige Verpflichtungen der EU, der NATO und nationaler Regierungen erzeugen eine beispiellose Transparenz bei den Verteidigungsausgaben und der Industrieproduktion. Damit werden starke Impulse für Unternehmen entlang der Lieferkette geschaffen.“ Europa: Rüsten, was das Zeug hält Am Entgleisen. Der demografische Wandel stellt das deutsche Rentensystem auf eine harte Probe. Immer mehr ältere Menschen beziehen immer länger Pension, während immer weniger junge Arbeitnehmer Beiträge einzahlen. Während in den 1950er Jahren noch sechs Personen im erwerbsfähigen Alter auf eine Person im Rentenalter kamen, waren es 2020 nur noch drei. Bis 2050 wird sich diese Zahl voraussichtlich auf etwa zwei Personen pro Rentner reduzieren. Da in den kommenden Jahren verstärkt die geburtenstarken Jahrgänge der 60er Jahre in den Ruhestand treten, während die nachfolgenden Kohorten wesentlich dünner gesät sind, gerät das System der gesetzlichen Pensionsversicherung deutlich unter Druck. Eine Analyse von Berenberg titelt sogar mit den Worten: Deutschlands Rentensystem am Entgleisen. Um den Kollaps zu vermeiden, fordern die Experten unter anderem die Lebensarbeitszeit an die Lebenserwartung zu koppeln. Die Anpassung wäre graduell: Alle zehn Jahre würde sich die Lebensarbeitszeit um etwa ein halbes Jahr erhöhen. Techno-Supermacht. „Die Vereinigten Staaten befinden sich im Jahr 2025 an einem historischen Wendepunkt. Zum ersten Mal seit Ende des Zweiten Weltkrieges basiert ihr wirtschaftlicher Einfluss nicht mehr primär auf Konsum und globaler Liquidität, sondern auf gezielten Investitionen in Technologie, Infrastruktur und Energieeffizienz. Die stärkste Waffe der USA ist nicht mehr der Flugzeugträger, sondern die Rechenzentrumsarchitektur ihrer Tech-Giganten“, erklärt Benjamin Bente, Portfoliomanager des „Vates Parade Fonds“. Tatsächlich: In der ersten Hälfte des Jahres 2025 trugen Investitionen in KI-Infrastruktur über einen Prozentpunkt zum realen BIP-Wachstum der USA bei und übertrafen damit erstmals den Beitrag des privaten Konsums. Das scheint kein zyklisches Phänomen, sondern ein systemischer Bruch zu sein. Ein ebenfalls wichtiges Faktum: Im Gegensatz zur DotcomÄra Anfang des Jahrtausends finanzieren die großen Technologieunternehmen ihre Expansion aus eigenen Mitteln. Microsoft, Google oder Amazon bauen Milliardeninfrastruktur ohne Fremdkapitalexzesse auf. USA: Historischer Wendepunkt Dänemark legt vor. Das nachhaltige SwisscantoStaatenrating beleuchtete heuer 199 Länder in den Dimensionen Environment, Social und Governance. Dazu sagt Fabio Pellizzari, Head of ESG Strategie der Zürcher Kantonalbank: „Dänemark, das vergangenes Jahr den Spitzenplatz eroberte, konnte diesen verteidigen. Der letztjährige Zweite, Island, erreichte den dritten Rang und Norwegen liegt neu auf Platz zwei.“ Kommen wir zur D-A-CH-Region: Während die Schweiz von Platz drei auf vier und damit vom Podium fiel, verbesserte sich Österreich von Rang 14 auf 13. Deutschland rangiert unverändert an neunter Stelle. „Damit steht die D-A-CH-Region wenig verändert und zufriedenstellend im globalen Vergleich da. Mit Australien, Kanada und Uruguay in den Top-20-Platzierungen zeigen weitere nicht-europäische Länder, dass auch sie Fortschritte in puncto Nachhaltigkeit aufweisen“, so Pellizzari. ESG: Neues Rating Fabio Pellizzari, ESG-Spezialist, Zürcher Kantonalbank DIE ZAHL DES MONATS 10 Jahre
Ausgabe Nr. 5/2025 – GELD-MAGAZIN . 7 Wanted: Finanzbildung Nachholbedarf. Wie aus einem Bericht der OECD hervorgeht, verfügen 66 Prozent der Erwachsenen in den Mitgliedsländern nicht über grundlegende Finanzkenntnisse. Die Finanzkompetenz – also die Fähigkeit, Geld zu verwalten, vorauszuplanen und fundierte Entscheidungen zu treffen – ist somit in den Industrieländern nach wie vor gering. Selbst in hochentwickelten Volkswirtschaften wie Großbritannien hat eine aktuelle Studie ergeben, dass 39 Prozent der Erwachsenen kein ausreichendes Selbstvertrauen im Umgang mit Geld haben. EBC Financial Group stellt in diesem Zusammenhang das „Drei-E-Modell“ vor – Explanation (Erklärung), Engagement und Education (Bildung): es soll praktische Wege zu einem besseren Verständnis des Wirtschaftslebens aufzeigen. Alle sind gefragt. Eine Untersuchung des Meinungsforschungsinstituts Marketagent zeigt deutlich: Die große Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher sieht die Klimakrise als ernsthafte Herausforderung – doch sie fordert zugleich Fairness, Leistbarkeit und mehr Verantwortung von Entscheidungsträgern. Drei Viertel der Befragten finden es richtig, dass Klimaschutz auch persönliche Veränderungen erfordert. Gleichzeitig glaubt eine deutliche Mehrheit (6 von 10), dass individuelles Verhalten allein zu wenig bewirkt, wenn Politik und Wirtschaft nicht entschlossen handeln. Und 83 Prozent sehen persönlichen Verzicht als wenig wirksam, solange die großen Akteure nicht nachziehen. Auch die Kosten sind ein wichtiger Faktor: Für neun von zehn Befragten ist zentral, dass Klimaschutzmaßnahmen leistbar für alle sein müssen. Weiters interessant: 49 Prozent sorgen sich um die Zukunft der nächsten Generationen, 40 Prozent empfinden Wut über mangelndes Handeln von Politik und Wirtschaft. Zugleich reagieren 21 Prozent mit Skepsis und halten die Darstellung für übertrieben, 17 Prozent fühlen sich genervt – ein Zeichen wachsender Ermüdung angesichts der Dauerpräsenz des Themas. Klimakrise: Ernstes Problem Equal Pay Day: Frauen im Nachteil Gender Gap. Der Equal Pay Day fiel 2025 auf den 2. November und markiert symbolisch den Tag, an dem Männer in Österreich bereits das Jahresgehalt von Frauen erreicht haben. Frauen müssen im Jahr 2025 also insgesamt 60 Tage länger arbeiten, um das gleiche Gehalt wie ihre männlichen Kollegen zu verdienen. Auswirkung: Mehr als jede vierte Frau (27 %) in Österreich gibt in einer Mastercard-Studie an, dass der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen ihre finanzielle Unabhängigkeit einschränkt. Nur 26 Prozent der Frauen in Österreich sind der Meinung, dass ihr Arbeitsplatz Maßnahmen wie gleiche Entlohnung und attraktive Pensionsregelungen bietet. „Der Equal Pay Day erinnert uns daran, dass es noch immer zu wenig Fortschritte beim Thema Lohnungleichheit gibt“, so Michael Brönner, Country Manager von Mastercard Österreich. Lobenswert: Mastercard selbst hat den Gender Pay Gap geschlossen, Frauen verdienen für denselben Job am selben Karrierelevel einen Euro für jeden von Männern verdienten Euro. Michael Brönner, Country Manager, Mastercard Österreich „Stromlücke“ schließen. Der globale Markt für Erneuerbare Energien erlebt derzeit eine deutliche Wiederbelebung. Nach Jahren der Seitwärtsbewegung rückt der Sektor nicht zuletzt durch den rasant wachsenden Energiebedarf von Rechenzentren, getrieben durch KI, wieder stärker in den Fokus von Investoren. Christian Rom, Portfoliomanager, DNB Asset Management: „Der Boom der KI-Anwendungen hat den Energieverbrauch massiv angekurbelt. Nach einer Dekade nahezu stagnierender Stromnachfrage in den USA zeigt sich nun eine klare Trendwende: Der Ausbau von Rechenzentren, die Elektrifizierung des Verkehrs sowie der zunehmende Einsatz elektrischer Heizsysteme treiben den Energiebedarf deutlich nach oben.“ Prognosen zufolge werden Rechenzentren bis 2035 rund zehn Prozent der gesamten Stromkapazität in den USA beanspruchen. Zugleich sorgt laut dem Experten politische Klarheit im Bereich der Erneuerbaren Energien in den USA für neues Vertrauen. Die Kombination aus wachsender Stromnachfrage durch Künstliche Intelligenz und einem stabileren politischen Rahmen stärke die Überzeugung, dass Erneuerbare Energien eine Schlüsselrolle bei der Schließung der entstehenden Stromlücke spielen müssen. Auch wirtschaftlich schneiden Erneuerbare Energien gut ab: Selbst unter Einbeziehung signifikanter Batteriespeicher zur Überbrückung von Erzeugungsschwankungen bleiben sie kosteneffizienter als Gas oder Kernkraft. Erneuerbare Energien: Comeback Christian Rom, Portfoliomanager, DNB Asset Management
Rosarot präsentieren sich Status quo und nahe Zukunft der heimischen Wirtschaft nicht. Aber es gibt Hoffnung: Die Konjunktur zieht (wenn auch gemächlich) jetzt schon an, im kommenden Jahr und 2027 soll es dann noch besser laufen. Bei der Teuerung verharrt Österreich weiter über dem EU-Schnitt. Die heimische Wirtschaft ist von einer langen Durststrecke geprägt, wie geht es jetzt weiter? Vor allem die Inflation bereitet vielen Bürgerinnen und Bürgern Kopfzerbrechen ... Die gute Nachricht lautet: Die Rezession ist zu Ende, denn Österreichs Wirtschaft ist im ersten Halbjahr 2025 wieder gewachsen. Für das das Gesamtjahr 2025 erwarten wir laut aktueller OeNB-Prognose ein BIP-Wachstum von 0,3 Prozent. 2026 und 2027 werden Steigerungsraten von 0,8 bzw. 1,1 Prozent prognostiziert. Die Inflation steigt 2025 auf 3,5 Prozent an, bevor sie 2026 auf 2,4 Prozent sinkt. Damit wird die Teuerung hierzulande noch über dem Durchschnitt des Euro-Raums liegen, die Differenz verringert sich allerdings. Auch 2027 wird die Inflationsrate mit 2,3 Prozent in Österreich laut Prognose noch nicht ganz am Zielwert von zwei Prozent sein. Was sind die Gründe für die vergleichsweise doch hohe Teuerung in Österreich? Das lässt sich auch durch das Auslaufen von Einmaleffekten erklären, wie beispielsweise der Strompreisbremse, die Ende 2024 ausgelaufen ist und die Preise dadurch erhöht hat. Andere Ursachen sind, erstens, der vergleichsweise größere Anteil des Dienstleistungssektors an der Gesamtwirtschaft, so dass sich die Dienstleistungs-Inflation im Warenkorb stärker widerspiegelt. Zweitens der Energiesektor: Wir waren stark von Gasimporten abhängig, der starke Preisanstieg heizte die Inflation an. Und Drittens: Im kommenden Jahr sind einige Gebührenerhöhungen geplant, was 0,2 Prozentpunkte zur Teuerungsrate beitragen wird. Insgesamt ist die höhere Inflation natürlich nicht nur aus Konsumentensicht bedenklich, weil steigende Kosten zum Verlust von Wettbewerbsfähigkeit führen. Was lässt sich dagegen unternehmen? Man kann einen teilweisen Ausgleich über gesteigerte Produktivität anstreben, wofür vor allem Innovation gefragt ist. Der Anstieg der Energiepreise sollte eingeschränkt werden. Damit meine ich aber keine direkten Preiseingriffe, sondern mehr Effektivität durch gesetzliche Maßnahmen. Etwa, was das Elektrizitätswirtschaftsgesetz betrifft, Einspeisung, Netzwerkentgelte etc. Auch beim Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz und den Genehmigungsverfahren gibt es Potenzial; wir müssen dafür sorgen, schneller zu mehr Erneuerbarer Energie zu kommen. Was halten Sie von dem kontroversiell diskutierten Vorschlag, die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel zu reduzieren? Hier bin ich skeptisch, denn so ein Schritt würde natürlich Ausfälle auf der Einnahmenseite zur Folge haben – was sich vor allem angesichts der aktuellen Budget-Situation schwer darstellen lässt. Auch wären die Auswirkungen auf die Inflation wohl gering, weil die fehlenden Einnahmen gegenfinanziert werden müssten. Was übrigens gerne übersehen wird: Die Lebensmittelpreise in Österreich sind in den letzten Jahren ähnlich gestiegen wie die Preise anderer Güter, INTERVIEW . Martin Kocher, Oesterreichische Nationalbank „Die Rezession ist zu Ende“ Der österreichischen Wirtschaft geht es nicht glänzend, aber zumindest wurde der Wachstumspfad wieder aufgenommen. Auch bei der Inflation ist Besserung in Sicht, so der renommierte Ökonom und ehemalige Wirtschaftsminister Kocher. HARALD KOLERUS Credits: OeNB ZUR PERSON Martin Kocher kann sich mit einer ganzen Reihe akademischer Titel schmücken: Universitäts-Professor, Magister und Doktor. Geboren wurde er 1973 in Salzburg, seine Habilitation in Volkswirtschaftslehre erfolgte an der Uni Innsbruck. Kochers berufliche Karriere umfasst unter anderem die Funktion als Wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Höhere Studien (IHS). Zu noch höherem berufen, wurde Kocher Bundesminister für Arbeit, Familie und Jugend sowie später für Arbeit und Wirtschaft. Nach dem Abschied aus der Bundespolitik nahm er 2025 die Position des Gouverneurs der Oesterreichischen Nationalbank an. 8 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 5/2025
„Vernünftiges Sparen kann auch durchaus belebend auf die Wirtschaft einwirken“, meint Spitzenökonom Martin Kocher. auch im EU-Vergleich liegen wir hier bei den Steigerungsraten nicht im Spitzenfeld. Österreich weist aber ein hohes Niveau bei Lebensmittelpreisen auf, etwa im Vergleich zu Deutschland. Das hat mehrere Ursachen: Etwa der höhere Anteil an Bio-Produkten, die ja teurer sind, territoriale Lieferbeschränkungen oder die Konzentration im Handel. Um nochmals zur Reduktion der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel zurückzukommen: Es stellt sich die Frage, ob eine solche Maßnahme auch wirklich die Konsumentinnen und Konsumenten erreicht. Mittel- und langfristig lässt sich das schwer kontrollieren und durchsetzen. Ein weiteres heißes politisches Eisen sind die Sparmaßnahmen der Regierung – Ihr Kommentar dazu? Klar ist: Österreich muss schon alleine aus Eigeninteresse Schulden und Defizit zurückfahren. Darüber herrscht auch politischer Konsens. Und ich meine auch, dass dieser Weg Schritt für Schritt verfolgt wird. Vor allem dort, wo der Anstieg der Kosten besonders dynamisch voranschreitet, muss der Hebel angesetzt werden. Es gibt viele Maßnahmen und Überlegungen, um die Effizienz zu steigern. Es ist nun besonders wichtig, diese geradlinig und glaubwürdig umzusetzen. Besteht aber nicht die Gefahr, dass die ohnedies schwache Konjunktur durch Sparmaßnahmen abgewürgt wird? Ich meine: Die Überlegung, „Ist es jetzt der falsche Zeitpunkt, um zu sparen?“, ist eine zu kurzfristige Betrachtungsweise. Denn wenn die Sparbemühungen ehrlich, langfristig sowie ausgewogen ausfallen und außerdem klar kommuniziert werden, steigert das die Zuversicht von Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie Unternehmen. Das hat dann wieder erhöhten Konsum und Investitionen zur Folge. Sparsamkeit der öffentlichen Hand muss also nicht zwangsläufig dämpfend auf die Konjunktur wirken, sondern kann auch für Sicherheit und Belebung der Wirtschaft sorgen. Wie sieht es mit der Einnahmenseite aus? Neue Steuern und Abgaben scheinen mit leichten Abstrichen politisch nicht durchsetzbar, aber wie sinnvoll wären sie aus ökonomischer Sicht? Österreich weist bereits jetzt eine der höchsten Steuerquoten der Welt auf – wir haben für neue oder stärkere Abgaben und Steuern keinen Spielraum nach oben. Auch werden oft die negativen Effekte von höheren Abgaben – etwa auf Investitionen und das Arbeitsangebot – unterschätzt. Aber wäre es nicht doch wünschenswert, Vermögen stärker zu belasten und den Faktor Arbeit im Gegenzug zu entlasten? Über die Gestaltung der Steuerstruktur kann man natürlich diskutieren – sich dieser Frage anzunehmen, ist aber Aufgabe der Politik bzw. des Gesetzgebers. Österreich hat für neue Steuern und Abgaben keinen Spielraum nach oben. Ausgabe Nr. 5/2025 – GELD-MAGAZIN . 9
10 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 5/2025 BRENNPUNKT . Welthandel Ein Schiff wird kommen: Der Mercosur-Vertrag würde den Handel zwischen Lateinamerika und Europa stärken. Für die Umwelt ist das massenhafte Verschippern von Waren quer über den Atlantik aber bedenklich. Credits: beigestellt/Archiv; Alexander Müller; SJ Studio/stock.adobe.com
Ausgabe Nr. 5/2025 – GELD-MAGAZIN . 11 Heiß umstritten Donald Trump schwingt die „Zoll-Keule“, aber auch andere protektionistische Maßnahmen erschweren den Welthandel und legen der Globalisierung Steine in den Weg. Als Gegenbewegung ist das Zusammenrücken von Wirtschaftsblöcken logisch. An Mercosur, dem Handelabkommen zwischen Europa und Lateinamerika, wurde lange gefeilt, jetzt ist die Umsetzung in Sicht. Nicht sehr ambitioniert Es gibt noch Stolperfallen im Ratifizierungsprozess seitens der EU (siehe Fahrplan auf Seite 12), aber was ist von dem Abkommen überhaupt zu halten, sollte es wirklich in Kraft treten? Harald Oberhofer, Ökonom am WIFO, erklärt im Gespräch mit dem GELDMagazin: „Im Vergleich mit ähnlichen Verträgen ist Mercosur wenig ambitioniert. So geht CETA, das Handelsabkommen zwischen der EU und Kanada, zum Beispiel beim Zollabbau viel weiter. Der Mercosur-Vertrag sieht etwa bei sensiblen landwirtschaftlichen Produkten wie Rindfleisch Quotenregelungen vor. Hinzufügen möchte ich auch, dass in der EU ein ,Förder-Topf‘ für Landwirtschaft eventuelle Schäden im Agrarbereich abfedern soll. Außerdem gibt es Schutzklauseln für beide Seiten: Wenn volkswirtschaftliche Schäden in Sicht sind, können Liberalisierungsschritte rückgängig gemacht und Zölle wieder hinaufgesetzt werden. Ungewöhnlich ist dabei, dass diese Schäden nur absehbar und nicht bewiesen sein müssen – wie bei anderen vergleichbaren Verträgen üblich.“ Alles in allem ist das Abkommen also sehr vorsichtig formuliert, um Befürchtungen zu beruhigen und den Pakt politisch durchsetzbar zu machen. Oberhofer: „Falls das nicht gelingt, wird die EU für andere Handelspartner unattraktiv. Ein Scheitern würde unsere Rolle international schwächen, Vertrauen verloren gehen.“ Auch ökonomisch hält der Experte das Abkommen für sinnvoll: „Laut Berechnungen der London School of Economics würde es in der EU das Niveau des BIP um 0,1 Prozent oder elf Milliarden anheben. Das klingt zunächst nach nicht viel, wobei der Schaden der trumpschen Zoll-Politik für die EU auf 0,2 Prozent des BIPs geschätzt wird. Somit könnte immerhin die Hälfte des Verlusts durch Mercosur kompensiert werden.“ So weit, so gut, es gibt aber auch fundamentale Kritik. „Giftabkommen“ Eindeutig negativ ist Greenpeace positioniert, die Umweltorganisation bezeichnet Mercosur als „Giftabkommen“. In einer Stellungnahme heißt es: „Der veraltete Pakt soll den Handel mit umwelt- und klimaschädlichen Produkten erleichtern. In den Mercosur-Staaten sind das vor allem Rindfleisch und Futtersoja. Um deren Produktion zu steigern, werden Weide- und Anbauflächen benötigt, was Natur wie den bereits bedrohten Amazonas-Regenwald weiter gefährdet. Aus der EU sollen neben Autos insbesondere Einwegplastik, aber auch Pestizide günstiger exportiert werden – eine Gefahr für das Klima und die menschliche Gesundheit.“ Greenpeace fordert daher eine grundlegende Neuverhandlung des Vertrags „im Sinne von Klima und Natur“. Wie realistisch das ist, steht auf einem anderen Blatt Papier. Viele Beobachter gehen davon aus, dass das Abkommen, wenn es nicht in vorliegender Form kommt, gestorben ist. Weiters hält etwa das deutsche Landwirtschaftsministerium entgegen: „Alle eingeführten Erzeugnisse müssen auch weiterhin die Anforderungen der EU erfüllen, das bedeutet die „Nur zwei bis drei Prozent aller Exporte der EU gehen in die Mercosur-Region.“ Bernhard Tröster, Ökonom, ÖFSE Mercosur – also das Freihandelsabkommen zwischen der EU und den meisten südamerikanischen Staaten – biegt in die Zielgerade. In Zeiten von Protektionismus ist das begrüßenswert, aber es gibt auch Kritik. HARALD KOLERUS „Gegen Mercosur haben sich Italien, Polen, Frankreich und Österreich positioniert. “ Harald Oberhofer, Ökonom, WIFO/WU
12 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2024 vollumfängliche Einhaltung der EU-Standards bezüglich Produkt- und Lebensmittelsicherheit sowie bezüglich Tier- und Pflanzengesundheit.“ Der richtige Weg? Aber wie sieht das Abkommen unter entwicklungspolitischen Aspekten aus? Bernhard Tröster, Ökonom an der ÖFSE (Österreichische Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung) erklärt: „Die ÖFSE vertritt keine übergeordnete Meinung, ob das Mercosur-Abkommen abgeschlossen werden soll oder nicht. Aber wir zeigen gewisse Aspekte auf, Chancen und Risiken, die abgewogen werden sollten. So sehen wir etwa die große Hoffnung der Industrie, dass durch das Abkommen die Exporte der EU massiv gesteigert werden, nicht. Dafür ist die Ausgangsbasis nicht breit genug. Denn nur zwei bis drei Prozent aller Exporte der EU gehen in die Mercosur-Region. Auch ist Mercosur ebenfalls nur mit zwei bis drei Prozent für die gesamte Wirtschaftsleistung außerhalb der EU verantwortlich. Wenn es positive Aspekte für die europäische Industrie geben sollte, dann nur langfristig, unmittelbar sind keine großen Impulse zu erwarten.“ Was der Experte aus entwicklungspolitischer Sicht an dem geplanten Abkommen kritisiert: „In den lateinamerikanischen Staaten ist die Agrarwirtschaft stark, in der EU die Industrie – dieses Verhältnis würde sich noch zusätzlich verstärken. Somit würden negative Muster zementiert werden, denn die Industrie sorgt ja eher für mehr Wachstum und Dynamik als die Landwirtschaft und der Rohstoffabbau. Wichtig wäre es, die industrielle Entwicklung gemeinsam mit den Mercosur-Ländern voranzutreiben, dafür braucht es viel mehr und engere Kooperation sowie gegenseitiges Verständnis. Die Annahme, dass Handelsliberalisierungen alleine zu Wohlstandsgewinnen führen, ist zu wenig.“ Tröster führt weiter aus, dass Handelsabkommen eigentlich Vereinbarungen sind, die den Freiraum von Staaten einschränken: „Gerade diesen Spielraum wünschen sich aber viele Länder vermehrt, etwa für industriepolitische Maßnahmen. Alleine Zölle zu senken und bereits bestehende Handelsbeziehungen zu untermauern, ist keine langfristige Lösung für strukturelle Herausforderungen unserer Zeit, wie Klimawandel, grüne Transformation oder Digitalisierung.“ Fazit Das Abkommen ist nicht das „Gelbe vom Ei“. Es würde die EU wie auch Mercosur aber auch nicht in die befürchtete Umweltkatastrophe stürzen. Schlimm wäre aber der Reputationsverlust Europas, sollte der Vertrag nach 25 Jahren Verhandlungen letztendlich scheitern. Gestiegen:Warenhandel der EU mit Mercosur Fahrplan zum Freihandel Bereits im Vorjahr wurde eine politi- sche Einigung zwischen der EU und den Mercosur-Staaten erzielt. Im September 2025 hat dann die EU-Kommission dem Rat sowie dem Europäischen Parlament zwei Verträge unterbreitet: Der eine betrifft ausschließlich EU-Kompetenzen (zum Beispiel Handel) und benötigt somit „nur“ die Zustimmung von Parlament und Rat. Der andere erfordert die nationale Ratifizierung der Mitgliedstaaten. Aus heutiger Sicht soll die Abstimmung im Rat bereits im kommenden Dezember erfolgen, im Parlament im nächsten Frühjahr. Störungen möglich Ist das Abkommen somit „in trockenen Tüchern“? Harald Oberhofer, Ökonom an WU und WIFO, würde das so nicht unterschreiben: „Wie die Abstimmungen ausgehen, ist noch unklar. Gegen Mercosur haben sich Italien, Polen, Frankreich und Österreich positioniert. Sollten etwa Italien, Polen und Frankreich dagegen stimmen, ist eine qualifizierte Mehrheit (mindestens 55 % der Mitgliedstaaten, die zumindest 65 % der EU-Bevölkerung repräsentieren, Anm.) nicht möglich.“ BRENNPUNKT . Welthandel Im Vergleich zu 2023 stiegen 2024 die Importe der EU aus den vier Mercosur-Gründungsstaaten um 4,2 Prozent, während die Exporte leicht um 1,3 Prozent zurückgingen. Quelle: eurostat Mrd. Euro Exporte 0 2014 10 20 30 40 50 60 70 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 Importe GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 5/2025
Jetzt informieren! kepler.at Einfach mal nichts verstehen. Und trotzdem profitieren. Thesaurierung – klingt wie ein Saurier, ist aber eine automatische Wiederveranlagung der Fondserträge, anstatt diese auszuschütten. KEPLER Fonds versteht’s für Sie. Diese Marketingmitteilung stellt kein Angebot, keine Anlageberatung, Kauf- oder Verkaufsempfehlung, Einladung zur Angebotsstellung zum Kauf oder Verkauf von Fonds oder unabhängige Finanzanalyse dar. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Finanzinstrumente und Veranlagungen mitunter erhebliche Risiken bergen können. Aktuelle Prospekte (für OGAW) sowie die Basisinformationsblätter (BIB) sind in deutscher Sprache bei der KEPLER-FONDS KAG, Europaplatz 1a, 4020 Linz, den Vertriebsstellen sowie unter www.kepler.at erhältlich. Thesaurower?
14 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 5/2025 BRENNPUNKT . Reale Renditen Strenge Rechnung Der Euro gilt allgemein als stabile Währung, das Sparbuch als sichere Geldanlage. Das glaubt zumindest die Allgemeinheit. Einige wenige haben jedoch bereits begriffen, dass dem nicht so ist. Man hat zwar Euro am Sparbuch und der Wert des Guthabens steigt um – sagen wir optimistisch – ein Prozent pro Jahr. Dann haben wir statt 100.000 Euro, die wir Anfang 2015 „zurückgelegt“ haben, theoretisch Ende dieses Jahres 111.567 Euro – wäre da nicht die Kapitalertragsteuer von 25 Prozent. Diese wird nämlich bei Gutschrift der Zinsen (i.d.R. am Jahresende) abgezogen, was den Zinseszinseffekt natürlich schmälert. Also, nach Steuern bleiben nach zehn Jahren 108.566 Euro. Rechnerisch wie auch gefühlt hat sich nun das Geld vermehrt. Das Problem ist nur, das, was Sie sich vor zehn Jahren um dieses Geld kaufen konnten, ist mittlerweile um exakt 40 Prozent teurer geworden (s. Tabelle links). Das heißt, real ist die Kaufkraft der ehemaligen 100.000 Euro trotz Zinsen auf 77.547 Euro gesunken! 41,4 Prozent sind flöten gegangen In Österreich betrug die Inflation seit Anfang 2015 laut Statistik Austria kumuliert 40 Prozent, seit Anfang 2020 genau 30 Prozent. Die Frage, die sich Anleger nun stellen ist, wie stark musste mein Vermögen in dieser Zeit gewachsen sein, um zumindest nicht an Kaufkraft verloren zu haben. Beschränken wir uns auf den Zeitraum seit Anfang 2020. Ohne Verzinsung reduzierte sich die Kaufkraft auf 76,9 Prozent des Anfangskapitals. Um dies wieder auf 100 zu kompensieren, wäre ein kumulierter Ertrag von eben 30 Prozent notwendig. Umgerechnet auf sechs Jahre sind das 4,47 Prozent p.a. Wer so rechnet, liegt zwar prinzipiell nicht fasch, macht die Rechnung aber ohne den Wirten – sprich ohne Berücksichtigung des Fiskus. Denn um netto – und nur das zählt – in knapp sechs Jahren eine kumulierte Rendite von 30 Prozent zu erwirtschaften, bedeutete dies einen dafür notwendigen Brutto-Wertzuwachs von 41,4 Prozent (ohne Berücksichtigung von Spesen). Kontrollieren Sie Ihren Depotzuwachs seit Anfang 2020: Liegt der Wertzuwachs unter brutto 41,4 Prozent bzw. 5,94 Prozent p.a., so hat Ihr Vermögen tatsächlich an Kaufkraft verloren! Zukünftige reale Renditen Aber Schwamm drüber, die letzten Jahre waren harte Zeiten. Jetzt ist die Inflation ja wieder nur bei etwa vier Prozent – für das Gesamtjahr 2025 wird laut WIFO mit 3,5 Prozent gerechnet und für 2026 mit 2,4 Prozent. Nun stellt sich die Frage: „Wie hoch muss die Bruttorendite sein, um real zumindest nichts zu verlieren?“ Also, bei der aktuDer Erhalt der Kaufkraft ist die Mindestforderung an Vermögensverwaltungen bzw. an diverse Sparformen. Die Frage dabei ist, welche Bruttorendite mussten bzw. müssen Sie erzielen, um von Ihrer Kaufkraft zumindest nichts zu verlieren? MARIO FRANZIN Credit: The 2R Artificiality/stock.adobe.com Durch die Inflation der vergangenen zehn Jahre sank der Geldwert um 29,8 Prozent. 2015 0,9 % 0,9 % 2016 0,9 % 1,8 % 2017 2,1 % 3,9 % 2018 2,0 % 6,0 % 2019 1,5 % 7,6 % 2020 1,4 % 9,1 % 2021 2,8 % 12,2 % 2022 8,6 % 21,8 % 2023 7,8 % 31,3 % 2024 2,9 % 35,1 % 2025 3,6 % 40,0 % 0 % 5 % 10 % Seit 2015 sind die Preise (VPI) um 40 Prozent gestiegen! Veränderung des Verbraucherpreis-Index Jahr Inflation kumuliert Quelle: Statistik Austria
Ausgabe Nr. 5/2025 – GELD-MAGAZIN . 15 Entwicklung der Kaufkraft bei fünf Prozent Bruttorendite p.a. Sollten Sie mit Ihrer Wertanlage eine jährliche Bruttorendite von fünf Prozent erzielt haben, ist Ihre Kaufkraft seit Anfang 2020 trotzdem um 8,04 Prozent gesunken bzw. 1,4 Prozent p.a. Quelle: eigene Recherche ellen Inflation von vier Prozent muss sie laut Adam Riese brutto 5,75 Prozent betragen, um abzüglich KESt auf 4,16 Prozent zu kommen – und abzüglich der Inflation auf genau null Prozent. Nehmen wir eine realistische durchschnittliche Inflation von 2,5 Prozent in den kommenden Jahren an, so muss brutto 3,45 Prozent p.a. an Ertrag generiert werden, nur um die Kaufkraft des Kapitals nach Steuern zu erhalten. Das heißt im Umkehrschluss, dass man jedes Jahr mindestens rund 3,5 Prozent Rendite erzielen muss, um wenigstens nichts zu verlieren! Das ist mit dem Sparbuch bei weitem nicht zu erreichen, aber auch kaum mit europäischen Staatsanleihen, die mit Laufzeit zehn Jahre Renditen zwischen 2,62 Prozent (Deutschland) bis rund 3,40 Prozent (Frankreich, Italien) bringen. 7,8 Prozent werden zu drei Prozent Gehen wir davon aus, dass man mit einem ausschließlichen Kapitalerhalt nicht wirklich zufrieden ist und man den Anspruch hat, das Kapital jährlich um real – sagen wir drei Prozent – zu vermehren. Bleiben wir bei unserer angenommenen Inflation von 2,5 Prozent, dann muss die Kapitalanlage brutto jedes Jahr einen Wertzuwachs von 7,78 Prozent (!) schaffen, um auf netto 5,64 Prozent zu kommen und nach Inflation letztendlich einen realen Vermögenszuwachs von drei Prozent zu erzielen. Selbst am Aktienmarkt ist die reale Vermögensvermehrung keine ausgemachte Sache. Gehen wir dabei auf den Betrachtungszeitraum von 2020 bis 2025 zurück – und Sie haben mutig in den MSCI World Index veranlagt. Dieser legte infolge des Börsebooms seit Anfang 2020 immerhin um 67 Prozent zu. Nun wird beim Verkauf die KESt abgezogen – es bleiben netto 48,4 Prozent. Wenn man nun vom Nettovermögen (148,4 %) die Inflation von 30 Prozent wegrechnet, kommt man schlussendlich auf 103,9 Prozent. Das Vermögen hat in diesem Fall real um kumuliert 3,9 Prozent oder 0,8 Prozent p.a. zugelegt. Nachsatz: Fehler im Steuersystem Angenommen, wir haben fünf Prozent Inflation und Ihre Wertpapiere gleichen dies mit einer Rendite von wenigstens fünf Prozent aus. Von diesen fünf Prozent wird aber bei Realisierung die KESt abgezogen und man kommt dann auf netto 3,62 Prozent. Das heißt, Sie haben 1,48 Prozent an Kaufkraft verloren und genau diesen Anteil an das Finanzamt abführen müssen. Es entstand Ihnen infolge der KESt ein realer Kapitalverlust! Eigentlich dürfte nur jener Gewinn besteuert werden, der über der Inflationsrate erwirtschaftet wird. Inflation und Zinsen Grob gesagt, sollten sich Inflation und Zinsen ausgleichen. Steigt die Inflation, erhöht die Zentralbank die Leitzinsen. Doch muss man zwischen nachfrageinduzierter und angebots-induzierter Inflation unterscheiden. Deutlich war das im Jahr 2022 zu sehen, als die vor allem aufgrund von hohen Energiekosten getriebene Inflation (angebotsinduziert) auf 8,6 Prozent emporschoss. Die EZB hob hurtig die Zinsen von praktisch null auf 4,5 Prozent an. Bei den Sparbuchzinsen kam davon nur wenig an. Bei Anleihen stiegen zwar die Kupons von Neuemissionen, bestehende Schuldtitel verloren jedoch. Ebenso fielen die Aktienkurse um durchschnittlich rund 25 Prozent, denn steigende Kosten bei gleichzeitiger Wirtschaftsflaute (schwache Nachfrage) drückt auf die Margen. Profitiert hat zur Zeit der hohen Inflation hingegen alles, was vertraglich indexierte Preisanpassungen enthielt – Versicherungen (Prämien), Banken (Kreditzinsen), Immobilien (Mieten). Andere reale Werte reagierten verzögert mit Preisanstiegen, vor allem ab Oktober 2022 unter der Erwartung, dass die EZB die Zinsen wieder senken würde. Fazit ist, die Inflationsentwicklung und -ursachen richtig einzuschätzen. 80.000 € 120.000 € 130.000 € 110.000 € 90.000 € 100.000 € 140.000 € 2020 2021 2022 2023 2024 2025 Nominaler Wert brutto: 134.010 € Realer Wert brutto: 101.310 € Realer Wert netto: 91.957 € Nominaler Wert netto: 124.660 € KESt: -9.350 € KESt: -9.350 €
16 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 5/2025 Cybersicherheit Gut vorbereitet Industrie Österreich: Zaghaft aufwärts Aufhellung. Der vorsichtige Aufwärtstrend des Sommers setzt sich in der österreichischen Industrie fort: Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex stieg im Oktober auf 48,8 Punkte. Der Indikator verfehlte zwar damit weiterhin die Neutralitätslinie von 50 Punkten, ab der Wachstum in der verarbeitenden Industrie signalisiert wird, doch zumindest konnte der zweithöchste Wert der vergangenen drei Jahre verzeichnet werden. Die Konjunkturlage war im Oktober weiter sehr fragil, belastet von Sorgen der Betriebe wegen schwächelnder Nachfrage, geo-politischer Spannungen, hoher Kosten und nachlassender Wettbewerbsfähigkeit. Aber die Anzeichen für eine Stabilisierung haben sich verfestigt und geben Hoffnung auf eine Verbesserung der Industriekonjunktur 2026. Credit: pixabay Studie. Cybersecurity und Datensouveränität sind bestimmende Themen bei Österreichs Unternehmen, seitdem immer klarer wird, dass sich das weltweite Machtgefüge zunehmend unvorhersehbarer gestaltet. Das zeigt eine von A1 gemeinsam mit Integral durchgeführte Studie. Demnach wird IT-Sicherheit in acht von zehn heimischen Firmen zumindest teilweise intern organisiert; rund 45 Prozent der Unternehmen halten diese komplett im Haus, während 55 Prozent auf externe Partner setzen oder Maßnahmen auslagern. 85 Prozent schätzen ihr Unternehmen als völlig oder eher ausreichend vorbereitet auf künftige IT-Sicherheitsherausforderungen, 19 Prozent als völlig ausreichend. 15 Prozent glauben, dass die Firma zumindest eher mangelhaft vorbereitet ist – speziell in den Branchen Handel, Logistik sowie Land- und Forstwirtschaft. WIRTSCHAFT . Kurzmeldungen UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex 012345 DIE ZAHL DES MONATS 1 Prozent Deutschland. Das ifo Geschäftsklima hat sich im Oktober verbessert und konnte damit den Rückgang im September nahezu wettmachen. Für eine spürbar höhere Investitionsbereitschaft reicht die aktuelle Entwicklung jedoch nicht aus. Die IKB Deutsche Industriebank urteilt: „Die deutsche Wirtschaft sollte im Jahr 2026 um über ein Prozent wachsen – doch um das Potenzialwachstum zu steigern und staatliche Ausgaben wirksam in private Investitionen zu überführen, braucht es eine deutlichere Stimmungsaufhellung. Hierfür sind vor allem Maßnahmen nötig, die die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts nachhaltig stärken.“ Etwas versöhnlicher ist Union Investment: „Der Blick nach vorne stimmt optimistisch. Die Mittel aus den Infrastrukturpaketen werden ihren Weg zu den Unternehmen finden und auch eine steuerliche Entlastung der Konzerne in Deutschland ist auf den Weg gebracht.“ Traurige Bilanz. Für die vom Krieg gezeichnete Ukraine verdüstern sich die wirtschaftlichen Aussichten zusehends: 2025 dürfte sie nur noch um zwei Prozent wachsen und 2026 um drei Prozent, wobei sehr viel vom weiteren Kriegsverlauf abhängt. Hauptverantwortlich dafür sind laut dem „Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche“ (wiiw) neben dem eskalierenden Konflikt die geringeren Agrarexporte, die in Folge einer schlechten Ernte im letzten Jahr zwischen Jänner und Juli 2025 in Dollar gerechnet um rund neun Prozent sanken. Wobei sich die Situation bei den Exporten durch eine bessere Ernte im heurigen Jahr wieder aufhellen dürfte. Aggressor Russland steuert aufgrund der restriktiven Geldpolitik der Zentralbank und niedrigerer Ölpreise auf eine Beinahe-Stagnation zu (2025: 1,2 % BIP-Wachstum; 2026: 1,4 %). Das wiiw geht davon aus, dass sich der Krieg mit seinen negativen ökonomischen Auswirkungen noch bis 2027 hinziehen wird. Ukraine: Weniger Wachstum Quelle: S&P Global, UniCredit Bank Austria saisonbereinigt unbereinigt 70 65 60 55 50 45 40 35 30 2020 2021 2022 2023 2024 2019 70 65 60 55 50 45 40 35 30 2025
5 Putnam, der neue Strang in unserer US-Aktien DNA In volatilen Märkten benötigen Anleger robuste Lösungen. Franklin Templeton bringt zwei herausragende US-Aktienstrategien von Putnam auf den Markt. Eine in ihrer Kategorie führende US-Value-Strategie (Putnam US Large Cap Value Equity Strategie) und eine aktive US-Core-Strategie (Putnam US Research Equity Strategie) – beide haben sich den Ruf erarbeitet, unter allen Marktbedingungen konsistente Alpha-Renditen zu erzielen. Lernen Sie Putnam kennen – den neuen Strang in unserer US-Aktien-DNA. www.franklintempleton.at Marketingmitteilung. Alle Anlagen sind mit Risiken verbunden. Der Wert einer Anlage kann steigen oder fallen. Anleger können ggf. nicht den investierten Betrag zurückerhalten. Herausgegeben von: Franklin Templeton International Services S.à r.l. Niederlassung Deutschland, Mainzer Landstr. 16, 60325 Frankfurt/Main, Deutschland. Tel. 0800 / 29 59 11. © 2025 Franklin Templeton. Alle Rechte vorbehalten. Stand: 6.10.2025.
2026 wird es keine massiven Umwälzungen im österreichischen Steuersystem geben, einige Neuerungen bzw. Anpassungen sind aber gut zu wissen. Interessant ist etwa für Gewerbetreibende und Selbstständige, dass die Umsatzgrenze für die Anwendung der Basispauschalierung deutlich erhöht wird. Bis zum Jahr 2024 lag diese Grenze bei 220.000 Euro, 2025 bei 320.000 Euro und im Jahr 2026 wird sie 420.000 Euro (jeweils bezogen auf den Vorjahresumsatz) betragen. Damit können Gewerbetreibende und Selbständige mit echter Einnahmen-Ausgaben-Rechnung ihre Betriebsausgaben unter gewissen Umständen ohne Nachweis pauschal absetzen. Tipp der Steuer-Profis von TPA: Es wird empfohlen, eine Anlagekartei auch bei Pauschalierung zu führen, um später bei eventueller NichtPauschalierung eine Grundlage zur Geltendmachung der Abschreibung zu haben, zumindest sollten die Rechnungen von Anschaffungen bzw. Herstellungen und Instandsetzungen aufbewahrt werden. Unterstützung für Pendler Wichtig für diejenigen, deren Arbeitsplatz nicht gleich um die nächste Ecke liegt: Die Regierung will mit 2026 den Pendlereuro von zwei auf sechs Euro pro Kilometer anheben. Zudem ist geplant, den maximalen Erstattungsbeitrag der Sozialversicherungsrückerstattung für Arbeitnehmer mit Pendlerpauschale-Anspruch von 608 Euro (Wert 2025) auf 737 Euro anzuheben und diesen Betrag in weiterer Folge an die Inflation anzupassen. Diese Maßnahmen dienen als Teilkompensation für die vorgesehene Abschaffung des Klimabonus. (Die ökologische Sinnhaftigkeit des Ganzen in Zeiten voranschreitender Erderwärmung sei an dieser Stelle dahingestellt.) Ausgaben vorziehen Kommen wir jetzt sozusagen zu einem Klassiker: Als Einnahmen-Ausgaben-Rechner kann man sein steuerpflichtiges Einkommen optimieren, indem Betriebsausgaben vor dem 31. Dezember 2025 bezahlt, diverse Vorauszahlungen geleistet, bzw. Rechnungen an den Kunden erst nach dem 31. Dezember 2025 gelegt werden – und somit auch der Mittelzufluss erst 2026 erfolgt. Tipp von TPA: Aufgrund der beschlossenen Verbreiterung der Tarifstufen für das Jahr 2026 um 1,73 Prozent können sich in 2025 abgesetzte Ausgaben steuerlich unter Umständen stärker auswirken. WIRTSCHAFT . Steuertipps Sparen, sparen, sparen Es gibt einfach nichts zu verschenken. Der Staat hat den Rotstift angesetzt, das wirtschaftliche Terrain bleibt holprig. Da hilft es, die eigene Bilanz zu verbessern und mit cleverer Steueroptimierung den einen oder anderen Euro zu sparen. HARALD KOLERUS Credits: beigestellt © Klaus Ranger; Lin/stock.adober.com Zum Jahresende die Buchhaltung durchforsten – und Steuern sparen. 18 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 5/2025
Kommt die KöSt-Keule? Der Staat ist klamm, Budgetdefizit- und Verschuldungsquote sind in der Vergangenheit aus dem Ruder gelaufen. Jetzt ist Sparen angesagt. Auf der Einnahmenseite hingegen hat sich die Dreier-Regierungskoalition auf das Motto “no new taxes” eingeschworen. Steuererhöhungen sind somit auf absehbare Zeit unwahrscheinlich – aber nicht unmöglich. Man weiß ja nie. Ob 2026 mit einer KöSt-Senkung oder -Erhöhung zu rechnen ist, ist naturgemäß ungewiss. Wenn ein Unternehmer beispielsweise vorhat, eine gewinnbringende Transaktion zum 31. Dezember 2025 abzuwickeln, und infolge der hohen Schuldenbelastung doch eher eine Steuererhöhung erwartet, könnte sich bei einem Regelbilanzstichtag die Gewinnrealisierung im laufenden Jahr 2025 empfehlen. Mitarbeiter belohnen Ins Auge zu fassen ist auch Folgendes: Die Regelung zur Mitarbeiterprämie 2025 erlaubt es Unternehmen, eine zusätzliche Zahlung bis zu 1.000 Euro pro Arbeitnehmer und Kalenderjahr lohnsteuerfrei auszuzahlen. Monika Seywald, Steuerberaterin und Partnerin bei TPA, führt weiter aus: „Ein Schriftstück ist dazu nicht nötig, aber empfehlenswert. Die Zahlungen können – betrieblich begründet, sachlich gerechtfertigt und unter Beachtung der arbeitsrechtlichen Gleichbehandlungsgrundsätze – dem Grunde und der Höhe nach zwischen Arbeitnehmern variieren.“ Bitte dabei beachten: Die Mitarbeiterprämie 2025 ist zwar lohnsteuerfrei, nicht aber beitrags- und auch nicht lohnnebenkostenfrei. Und wenn wir schon bei „Goodies“ für wertvolle Mitarbeiter sind: Geschenke an Dienstnehmer anlässlich von Betriebsveranstaltungen sind bis zu einem Freibetrag von 186 Euro jährlich lohnsteuer- und sozialversicherungsfrei, wenn es sich um Sachzuwendungen handelt. Doch Vorsicht: Geldgeschenke sind immer steuerpflichtig! Der zusätzliche TPA-Tipp lautet: Für die Teilnahme an Betriebsveranstaltungen (z.B. Weihnachtsfeier, Betriebsausflug) gibt es pro Dienstnehmer und Jahr zusätzlich einen Steuerfreibetrag von 365 Euro. Wenn die Börse nicht gut läuft Wechseln wir nun zu Kapitalvermögen. Was so mancher nicht weiß: Werden im außerbetrieblichen Bereich Veräußerungsverluste aus Kapitalvermögen (etwa Aktien, Anleihen, Fonds, Kryptowährungen) oder Derivaten erzielt, die „Neuvermögen“ darstellen und dem Steuersatz von 27,5 Prozent unterliegen, können diese unter Berücksichtigung einiger Einschränkungen mit Gewinnen aus Kapitalvermögen verrechnet werden. Ein Verlustausgleich ist jedoch nur mit gleichartig besteuerten Überschüssen aus Kapitalvermögen im selben Jahr möglich (zum Beispiel Dividenden, Anleihezinsen, Veräußerungsgewinne aus Aktien oder Anleihen). Die Möglichkeit eines Verlustvortrages besteht im steuerlichen Privatvermögen – anders als im Betriebsvermögen – nicht. Eine Verrechnung mit Zinserträgen aus Bankguthaben – hier gilt der KESt-Satz von 25 Prozent – ist nicht möglich. Für Kapitalvermögen in Depots, die von demselben Bankinstitut geführt werden, erfolgt ein unterjähriger automatischer Verlustausgleich. Bei betrieblichen Depots, Gemeinschaftsdepots und für Wertpapiere, bei denen die Anschaffungskosten pauschal ermittelt werden, wird der Verlustausgleich nicht automatisch durchgeführt. TPA-Tipp zum Abschluss: Prüfen Sie vor Jahresende unbedingt, ob für Sie Verkäufe von Verlustpositionen sinnvoll sind. Sie können dadurch eventuell eine Gutschrift von bereits bezahlter KESt erreichen! Umgekehrt können Gewinnrealisierungen dann sinnvoll – weil (teilweise) KESt-frei – sein, wenn Sie heuer bereits relevante Verluste aus Kapitalvermögen erlitten haben. Ein zeitnaher Rückkauf der zum Verlustausgleich veräußerten Wertpapierpositionen ist nach geltender Rechtslage steuerlich nicht schädlich. GEWINNFREIBETRAG 2025 – INVESTIEREN BIS ZUM 31.12. DER GEWINNFREIBETRAG BETRÄGT 2025 MAXIMALE ZUSÄTZLICHE BETRIEBSAUSGABE* 15,0 % bis zu einem Gewinn von 33.000,- € 4.950,- € 13,0 % für den Gewinnteil zwischen 33.000,- € und 178.000,- € 23.800,- € 7,0 % für den Gewinnteil zwischen 178.000,- € und 353.000,- € 36.050,- € 4,5 % für den Gewinnteil zwischen 353.000,- € und 583.000,- € 46.400,- € * Maximaler Gewinnfreibetrag inklusive Grundfreibetrag bis zur Obergrenze dieser Bandbreite „Arbeitgebende können ihren Beschäftigten in 2025 eine Mitarbeiterprämie bis zu 1.000 Euro steuerfrei gewähren.“ Monika Seywald, Steuerberaterin und Partnerin bei TPA Sowohl als Einnahmen-Ausgaben-Rechner als auch als Bilanzierer kann man auch heuer einen bestimmten Betrag seines steuerlichen Gewinnes (ausgenommen Veräußerungsgewinne und bestimmte Einkünfte aus betrieblichem Kapitalvermögen) steuerfrei stellen. Und zwar, wenn rechtzeitig in bestimmte körperliche abnutzbare Anlagegüter und/oder begünstigte Wertpapiere investiert wird. Es gilt eine Behaltefrist von tagesgenau mindestens vier Jahren, das ist auch bei Betriebsveräußerung, Betriebsaufgabe und bei der Pensionsplanung zu beachten. Ausgabe Nr. 5/2025 – GELD-MAGAZIN . 19
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