Der deutsche Leitindex konnte ausgerechnet im berüchtigten Crashmonat Oktober ein neues Rekordhoch bei knapp über 24.600 Punkten erklimmen. Doch der Ausbruch nach oben erwies sich nicht als nachhaltig, in der Folge fiel das deutsche Börsenbarometer sogar unter die 24.000er-Marke. Damit setzt sich der Seitwärtstrend in Folge des Zoll-Harakiri von US-Präsident Trump im April fort. Solange sich der Index über 23.000 Punkten halten kann, bleibt das Chartbild positiv. Investierte Anleger erhöhen das Stopp auf 22.900 Punkte. AKTIEN . Deutschland Unter deutschen Investoren macht sich langsam, aber sicher Enttäuschung breit: Denn die neue Bundesregierung kommt einfach nicht in die Gänge. Das „Sondervermögen“ von immerhin gut 500 Milliarden Euro (da es zur Gänze schuldenfinanziert ist, sollte man eigentlich von „Sonderschulden“ sprechen) ist bisher entweder in diversen Regierungs- bzw. Parlamentsausschüssen oder in der Bürokratie blockiert, wurde widmungsfremd zum Stopfen von Löchern im Sozialhaushalt oder für Wahlzuckerln wie die neue Mütterrente verwendet. Statt einem Investitionsboom ist vorerst nur ein „Verschiebebahnhof“ entstanden. Bestehende Mittel werden umgeschichtet statt aufgestockt: eine „Mogelpackung“. Das Ergebnis: Eine Lücke in Höhe von 15 Milliarden Euro bis 2029 für den Aus- und Neubau von Autobahnen, auch andere Infrastrukturprojekte kommen nicht in Schwung. So stockt der Bahnausbau – wegen fehlenden Finanzmitteln. Die Digitalisierungsoffensive Deutschland hinkt hier um Jahre etwa den USA, aber auch Skandinavien hinterher, sie steht vorerst nur auf dem Papier. Analysten sprechen schon von einem „Winter der Enttäuschung“. Ausgerechnet ein „Deutschlandfonds“ soll ein Kernstück des Projektes werden: mit schlappen zehn Milliarden Euro Staatsgeld, das mit dem Faktor zehn privaten Kapitals gehebelt werden soll. Privatinvestoren sollen also wieder die Hauptlast tragen. Schlagzeilen wie „Der große Schwindel mit dem Infrastrukturpaket“ sind zu lesen. Ein neues Tariftreuegesetz wird nicht nur neue Auflagen für Unternehmen schaffen, sondern gleich eine ganze Kontrollbürokratie dazu, die abgebaut werden sollte. Statt Milliarden-Einsparungen schafft die Regierung gerade einmal 300 Millionen Euro Entlastung – Peanuts angesichts eines 16-Milliarden-Ziels. Der Mittelstand, einst Exportmotor, kämpft ums Überleben. Donald Trump hat US-Unternehmenssteuern gesenkt und Importzölle erhöht. Deutsche Firmen verlieren Aufträge, weil US-Konkurrenten günstiger produzieren. Schon ein Rückgang der US-Exporte um zehn Prozent würde Milliarden kosten – und viele Betriebe ins Wanken bringen, bisher waren es seit April rund acht Prozent Minus bei den deutschen Ausfuhren in die USA. Chipkrise gebannt? Dazu kommt das peinliche Faktum, dass der Ausfall eines einzigen chinesisch-dominierten Chipherstellers die gesamte deutsche Automobilindustrie ins Wanken gebracht hat. Zwar wiegelte etwa der VW-CEO ab und meinte, die Versorgung sei gesichert, für wie lange jedoch, vermochte auch er nicht zu garantieren. Dass der deutsche Weltmarktführer Infineon nicht in der Lage ist, hier einzuspringen, ist ein Armutszeugnis. Das Ergebnis: Die Stimmung in den Unternehmen geht weiter seitwärts. Im Oktober stieg das Ifo-Geschäftsklima um gerade 0,7 auf 88,4 Punkte: weit unter dem langfristigen Durchschnitt. Ein Aufwärtstrend sieht anders aus. Dazu Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank: „Das geplante höhere Wachstum 2026 dürfte sich wegen fehlender Reformen als Strohfeuer erweisen.“ Insgesamt gute Quartalszahlen der meisten DAX-Konzerne waren daher nicht in der Lage, den DAX weiter anzutreiben. Fresenius überzeugt weiter Der Krankenhausbetreiber und Arzneimittelkonzern Fresenius hat dank einer guten Entwicklung bei seiner Pharma- und MediHoch im Herbst Ausgerechnet die eher für fallende Kurse bekannte Saison im Frühherbst hat dem DAX ein Rekordhoch beschert. Aber fehlende inländische Impulse hielten deutsche Aktien in ihrem Seitwärtstrend gefangen. WOLFGANG REGNER zintechniktochter Kabi im dritten Quartal überraschend viel verdient. Die Jahresziele wurden angehoben. Das operative Ergebnis soll nun um vier bis acht Prozent im Vergleich zu 2024 zulegen: bei einem unverändert geplanten Umsatzplus von fünf bis sieben Prozent. Kabi profitierte vor allem von einem starken Geschäft mit biotechnologischen Nachahmerprodukten („Biosimilars“). Aber auch die Medizintechnik und das Geschäft mit klinischer Ernährung legten zu. Das Klinikgeschäft lief ebenfalls gut, könnte aber unter einem staatlichen Sparpaket bei Klinikausgaben leiden. DenDAX . Hoch nicht bestätigt 25.000 17.000 20.000 21.000 22.000 23.000 24.000 18.000 19.000 16.000 2024 2025 56 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 5/2025
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