GELD-Magazin, Nr. 5/2025

Während die Neobroker in der Regel nur einen Euro pro Transaktion verlangen, kosten traditionelle Broker bei kleineren Aktientransaktionen fünf bis acht Euro oder mehr. Die im Internet gewachsene „Gratiskultur“ lockte zahlreiche Trader zu diversen Neobrokern, die als moderne Fintech-Unternehmen disruptive Konditionen bieten und sogar Sparpläne mit Sparraten ab einem Euro ermöglichen. Teils noch günstiger ist Revolut mit einem Abo-Ansatz mit monatlichen provisionsfreien Trade-Limits und Zusatzleistungen, denn Revolut ist nicht nur Broker, sondern auch Anbieter von Debitkarten. Es gibt dort fünf verschiedene Abos: von Standard (kostenlos, eine Freiorder), bis hin zu Metal und Ultra (je 13,99 bzw. 60 Euro pro Monat und zehn Freiorders). Erst über den monatlichen Limits fällt die Kommission von entweder 0,25 oder 0,12 Prozent des Orderbetrags oder die minimale länderspezifische Gebühr von einem Euro an (höherer Betrag). Scalable betreibt unter der Bezeichnung „European Investor Exchange“ an der Börse Hannover ein elektronisches Handelssystem. Beim Handel auf der European Investor Exchange werden keine Gebühren seitens der Börse oder der Market Maker erhoben. Kosten wie das Börsenentgelt oder die Makler-Courtage entfallen gänzlich. Mehr als 8.000 Aktien, 2.500 ETFs bzw. ETCs und ETNs sowie über 3.500 Fonds werden gehandelt. Für 4,99 Euro pro Monat gibt es den PRIME+-Broker-Zugang zu einem umfangreichen Handel ohne Ordergebühren ab einem Ordervolumen von 250 Euro. Werden die Neobroker teurer? Das lässt auf den ersten Blick herkömmliche Anbieter „alt“ aussehen. Doch diese überzeugen mit einem breiten Angebotsspektrum in puncto Zugang zu unterschiedlichen Märkten und guter Erreichbarkeit per Hotline und E-Mail. Viele Anleger fragten sich lange, wie Neobroker bei so niedrigen Spesen Geld verdienen können. Nun rückt im Zuge des spätestens nach der Übergangsfrist bis 30. Juni 2026 in allen EU-Ländern geltenden Verbots für Payment for Order Flow (PFOF) ein möglicher Schwachpunkt des Geschäftsmodells in den Fokus der öffentlichen Diskussion. Medienberichten zufolge lassen Neobroker die Kundentrades über Market Maker abwickeln, die ihrerseits den Brokern eine Provision für die vermittelten Transaktionen zahlen. Das ermöglicht Spielräume für sehr günstige Konditionen beim Wertpapierhandel. Die Europäische Kommission sah allerdings im PFOF-Modell einen Interessenskonflikt, da Broker die Aufträge im bestmöglichen Kundeninteresse auszuführen haben, also dort, wo die besten Preise für die Kunden erzielt werden. Laut „AnlagePunk“ ist PFOF eine wesentliche Einnahmequelle vieler Neobroker, beispielsweise bei Trade Republic im letzten Jahr ein Drittel der Erlöse. Eine Reihe von EU-Ländern hat das PFOF-Verbot bereits umgesetzt. In Deutschland tritt es ab Juli 2026 in Kraft. Die Folgen könnten in der Einführung von Handelsgebühren, höher bepreisten Pauschalmodellen oder neuen Dienstleistungen wie kostenpflichtigen Analysetools liegen, so die Vermutung diverser BANKING . Neobroker Billig-Broker versus traditionelle Anbieter Onlinebroker mit niedrigen Gebühren beleben den Wertpapierhandel. Klassische Anbieter punkten mit Service und steuerlicher Einfachheit. Neue EU-Vorgaben werfen Fragen zur künftigen Unterscheidung der Geschäftsmodelle auf. MICHAEL KORDOVSKY Credit: alindiyani/stock.adobe.com 22 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 5/2025 Automatischer KESt-Abzug Ein großer Vorteil von Brokern mit Depotbank in Österreich ist für heimische Anleger der automatische KESt-Abzug bei Erträgen und Kursgewinnen aus Wertpapieren und verbrieften Derivaten wie zum Beispiel Zertifikate oder Optionsscheine. Das ist bei DADAT, easybank und flatexDEGIRO der Fall. Von den Neobrokern nimmt laut eigenen Angaben ebenfalls Trade Republic einen KESt-Abzug vor. Revolut, Scalable und eToro hingegen nehmen keinen automatischen KESt-Abzug vor. Dazu Scalable: „Nein, für österreichische Kunden erfolgt kein automatischer Kapitalertragsteuer-Abzug durch Scalable Capital; die Besteuerung muss über die österreichische Einkommensteuererklärung erfolgen. Scalable Capital stellt hierfür einen kostenlosen Steuerreport inklusive Ausfüllhilfe zur Verfügung“. Einen jährlichen Steuerreport für die Steuererklärung liefert auch eToro. Gewinne aus nicht verbrieften Derivaten wie Futures und CFDs müssen überall extra in der Einkommensteuererklärung angeführt werden und unterliegen dem persönlichen progressiven Einkommensteuertarif.

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