GELD-Magazin, Nr. 5/2025

EINSCHALTUNG – FOTO: Angela Lamprecht Stabilität entsteht durch langfristiges Denken Trotz geopolitischer Spannungen und konjunktureller Schwäche zeigen sich die Börsen erstaunlich robust. Karl-Heinz Strube spricht über aktuelle Entwicklungen, Herausforderungen und Chancen am globalen Anlagemarkt. Warum bleiben die Börsen stark – trotz der globalen Krisen? Die Aktienmärkte befinden sich seit über einem Jahr in einem anhaltenden Bullenmarkt. Kurzfristige Rücksetzer infolge geopolitischer oder wirtschaftlicher Spannungen sind erwartbar. Langfristig treiben aber KI, Robotik, grüne Energie und Digitalisierung die fünfte industrielle Revolution voran und eröffnen neue Märkte sowie nachhaltige Wachstumschancen. Droht eine neue Spekulationsblase wie zur Jahrtausendwende? Nein. Der Vergleich mit der Dotcom-Blase greift zu kurz. Heute beruhen die Bewertungen auf einer soliden Gewinnentwicklung der großen Technologiekonzerne. Während die Kurse um die Jahrtausendwende ohne Fundament stiegen, ist der aktuelle Aufschwung breit getragen und substanzbasiert. Von einer Blasenbildung kann derzeit keine Rede sein. Wie entwickelt sich die Weltwirtschaft? Wir erleben eine zunehmend multipolare Weltordnung. Die BRICS+-Staaten bauen ihren Einfluss aus, indem sie ihre wirtschaftlichen, politischen und institutionellen Kooperationen vertiefen und dadurch eine stärkere Rolle im internationalen System einnehmen. Gleichzeitig zeigt sich in den etablierten Wirtschaftszentren ein gemischtes Bild: Während die US-Konjunktur weiterhin relativ robust verläuft, bleibt das Wachstum in Europa verhalten, und China steht vor der Herausforderung, sein Wachstumsmodell an strukturelle Veränderungen anzupassen. Wie wichtig bleibt die Beziehung zwischen den USA und China? Trotz politischer Differenzen bleibt die wirtschaftliche Verflechtung enorm. Die USA, Westeuropa und China erwirtschaften gemeinsam rund 60 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts – sie sind aufeinander angewiesen. Diese Abhängigkeit wird auch künftig Stabilität schaffen. Was bedeutet das für Anlegerinnen und Anleger? Der Kapitalmarkt ist der unabhängigste Richter – er urteilt langfristig und bestraft Panik als auch Kurzsichtigkeit. Unsere Strategie basiert auf breiter Diversifikation über Anlageklassen und Regionen. Wegen politischer Risiken meiden wir China, investieren jedoch gezielt in Japan, wo technologischer Fortschritt und globale Vernetzung überzeugen. Wie sehen Sie die aktuelle Zinspolitik? Ich gehe davon aus, dass die Europäische Zentralbank die Zinsen bei zunehmendem Stress weiter senken wird. In den USA liegen sie derzeit bei rund 4,0 bis 4,25 Prozent, in Europa bei etwa 2,15 Prozent. In den kommenden Monaten sind weitere Zinsschritte nach unten wahrscheinlich, was die Liquidität stützen wird. Sinkende Zinsen wirken sich zudem positiv auf Sachwerte wie Aktien und Rohstoffe aus. Wie ist die Hypo Vorarlberg aktuell positioniert? Unser ausgewogenes Portfolio besteht zu etwa 45 Prozent aus Aktien, zu 40 Prozent aus Anleihen und zu 15 Prozent aus alternativen Anlagen. Im März, als die Märkte schwächer tendierten, haben wir die Aktienquote erhöht – das war richtig. Dennoch: Veranlagungen in Finanzinstrumente sind stets mit Risiken verbunden. Kursschwankungen und -verluste sind möglich. Ihr Fazit? Wer langfristig denkt, breit diversifiziert und Qualität bevorzugt, wird auch in volatilen Zeiten erfolgreich sein. Stabilität entsteht nicht durch Aktionismus, sondern durch Konsequenz und einen fokussierten Blick auf das Wesentliche. (Marketingmitteilung im Sinne des WAG 2018.) www.hypovbg.at/anlageberatung Karl-Heinz Strube, Kapitalmarktstratege und Leiter Asset Management der Hypo Vorarlberg Ausgabe Nr. 5/2025 – GELD-MAGAZIN . 21 EXPERTSTALK . Karl-Heinz Strube, Hypo Vorarlberg

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