GELD-Magazin, Nr. 5/2025

Ausgabe Nr. 5/2025 – GELD-MAGAZIN . 15 Entwicklung der Kaufkraft bei fünf Prozent Bruttorendite p.a. Sollten Sie mit Ihrer Wertanlage eine jährliche Bruttorendite von fünf Prozent erzielt haben, ist Ihre Kaufkraft seit Anfang 2020 trotzdem um 8,04 Prozent gesunken bzw. 1,4 Prozent p.a. Quelle: eigene Recherche ellen Inflation von vier Prozent muss sie laut Adam Riese brutto 5,75 Prozent betragen, um abzüglich KESt auf 4,16 Prozent zu kommen – und abzüglich der Inflation auf genau null Prozent. Nehmen wir eine realistische durchschnittliche Inflation von 2,5 Prozent in den kommenden Jahren an, so muss brutto 3,45 Prozent p.a. an Ertrag generiert werden, nur um die Kaufkraft des Kapitals nach Steuern zu erhalten. Das heißt im Umkehrschluss, dass man jedes Jahr mindestens rund 3,5 Prozent Rendite erzielen muss, um wenigstens nichts zu verlieren! Das ist mit dem Sparbuch bei weitem nicht zu erreichen, aber auch kaum mit europäischen Staatsanleihen, die mit Laufzeit zehn Jahre Renditen zwischen 2,62 Prozent (Deutschland) bis rund 3,40 Prozent (Frankreich, Italien) bringen. 7,8 Prozent werden zu drei Prozent Gehen wir davon aus, dass man mit einem ausschließlichen Kapitalerhalt nicht wirklich zufrieden ist und man den Anspruch hat, das Kapital jährlich um real – sagen wir drei Prozent – zu vermehren. Bleiben wir bei unserer angenommenen Inflation von 2,5 Prozent, dann muss die Kapitalanlage brutto jedes Jahr einen Wertzuwachs von 7,78 Prozent (!) schaffen, um auf netto 5,64 Prozent zu kommen und nach Inflation letztendlich einen realen Vermögenszuwachs von drei Prozent zu erzielen. Selbst am Aktienmarkt ist die reale Vermögensvermehrung keine ausgemachte Sache. Gehen wir dabei auf den Betrachtungszeitraum von 2020 bis 2025 zurück – und Sie haben mutig in den MSCI World Index veranlagt. Dieser legte infolge des Börsebooms seit Anfang 2020 immerhin um 67 Prozent zu. Nun wird beim Verkauf die KESt abgezogen – es bleiben netto 48,4 Prozent. Wenn man nun vom Nettovermögen (148,4 %) die Inflation von 30 Prozent wegrechnet, kommt man schlussendlich auf 103,9 Prozent. Das Vermögen hat in diesem Fall real um kumuliert 3,9 Prozent oder 0,8 Prozent p.a. zugelegt. Nachsatz: Fehler im Steuersystem Angenommen, wir haben fünf Prozent Inflation und Ihre Wertpapiere gleichen dies mit einer Rendite von wenigstens fünf Prozent aus. Von diesen fünf Prozent wird aber bei Realisierung die KESt abgezogen und man kommt dann auf netto 3,62 Prozent. Das heißt, Sie haben 1,48 Prozent an Kaufkraft verloren und genau diesen Anteil an das Finanzamt abführen müssen. Es entstand Ihnen infolge der KESt ein realer Kapitalverlust! Eigentlich dürfte nur jener Gewinn besteuert werden, der über der Inflationsrate erwirtschaftet wird. Inflation und Zinsen Grob gesagt, sollten sich Inflation und Zinsen ausgleichen. Steigt die Inflation, erhöht die Zentralbank die Leitzinsen. Doch muss man zwischen nachfrageinduzierter und angebots-induzierter Inflation unterscheiden. Deutlich war das im Jahr 2022 zu sehen, als die vor allem aufgrund von hohen Energiekosten getriebene Inflation (angebotsinduziert) auf 8,6 Prozent emporschoss. Die EZB hob hurtig die Zinsen von praktisch null auf 4,5 Prozent an. Bei den Sparbuchzinsen kam davon nur wenig an. Bei Anleihen stiegen zwar die Kupons von Neuemissionen, bestehende Schuldtitel verloren jedoch. Ebenso fielen die Aktienkurse um durchschnittlich rund 25 Prozent, denn steigende Kosten bei gleichzeitiger Wirtschaftsflaute (schwache Nachfrage) drückt auf die Margen. Profitiert hat zur Zeit der hohen Inflation hingegen alles, was vertraglich indexierte Preisanpassungen enthielt – Versicherungen (Prämien), Banken (Kreditzinsen), Immobilien (Mieten). Andere reale Werte reagierten verzögert mit Preisanstiegen, vor allem ab Oktober 2022 unter der Erwartung, dass die EZB die Zinsen wieder senken würde. Fazit ist, die Inflationsentwicklung und -ursachen richtig einzuschätzen. 80.000 € 120.000 € 130.000 € 110.000 € 90.000 € 100.000 € 140.000 € 2020 2021 2022 2023 2024 2025 Nominaler Wert brutto: 134.010 € Realer Wert brutto: 101.310 € Realer Wert netto: 91.957 € Nominaler Wert netto: 124.660 € KESt: -9.350 € KESt: -9.350 €

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