GELD-Magazin, Nr. 5/2025

14 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 5/2025 BRENNPUNKT . Reale Renditen Strenge Rechnung Der Euro gilt allgemein als stabile Währung, das Sparbuch als sichere Geldanlage. Das glaubt zumindest die Allgemeinheit. Einige wenige haben jedoch bereits begriffen, dass dem nicht so ist. Man hat zwar Euro am Sparbuch und der Wert des Guthabens steigt um – sagen wir optimistisch – ein Prozent pro Jahr. Dann haben wir statt 100.000 Euro, die wir Anfang 2015 „zurückgelegt“ haben, theoretisch Ende dieses Jahres 111.567 Euro – wäre da nicht die Kapitalertragsteuer von 25 Prozent. Diese wird nämlich bei Gutschrift der Zinsen (i.d.R. am Jahresende) abgezogen, was den Zinseszinseffekt natürlich schmälert. Also, nach Steuern bleiben nach zehn Jahren 108.566 Euro. Rechnerisch wie auch gefühlt hat sich nun das Geld vermehrt. Das Problem ist nur, das, was Sie sich vor zehn Jahren um dieses Geld kaufen konnten, ist mittlerweile um exakt 40 Prozent teurer geworden (s. Tabelle links). Das heißt, real ist die Kaufkraft der ehemaligen 100.000 Euro trotz Zinsen auf 77.547 Euro gesunken! 41,4 Prozent sind flöten gegangen In Österreich betrug die Inflation seit Anfang 2015 laut Statistik Austria kumuliert 40 Prozent, seit Anfang 2020 genau 30 Prozent. Die Frage, die sich Anleger nun stellen ist, wie stark musste mein Vermögen in dieser Zeit gewachsen sein, um zumindest nicht an Kaufkraft verloren zu haben. Beschränken wir uns auf den Zeitraum seit Anfang 2020. Ohne Verzinsung reduzierte sich die Kaufkraft auf 76,9 Prozent des Anfangskapitals. Um dies wieder auf 100 zu kompensieren, wäre ein kumulierter Ertrag von eben 30 Prozent notwendig. Umgerechnet auf sechs Jahre sind das 4,47 Prozent p.a. Wer so rechnet, liegt zwar prinzipiell nicht fasch, macht die Rechnung aber ohne den Wirten – sprich ohne Berücksichtigung des Fiskus. Denn um netto – und nur das zählt – in knapp sechs Jahren eine kumulierte Rendite von 30 Prozent zu erwirtschaften, bedeutete dies einen dafür notwendigen Brutto-Wertzuwachs von 41,4 Prozent (ohne Berücksichtigung von Spesen). Kontrollieren Sie Ihren Depotzuwachs seit Anfang 2020: Liegt der Wertzuwachs unter brutto 41,4 Prozent bzw. 5,94 Prozent p.a., so hat Ihr Vermögen tatsächlich an Kaufkraft verloren! Zukünftige reale Renditen Aber Schwamm drüber, die letzten Jahre waren harte Zeiten. Jetzt ist die Inflation ja wieder nur bei etwa vier Prozent – für das Gesamtjahr 2025 wird laut WIFO mit 3,5 Prozent gerechnet und für 2026 mit 2,4 Prozent. Nun stellt sich die Frage: „Wie hoch muss die Bruttorendite sein, um real zumindest nichts zu verlieren?“ Also, bei der aktuDer Erhalt der Kaufkraft ist die Mindestforderung an Vermögensverwaltungen bzw. an diverse Sparformen. Die Frage dabei ist, welche Bruttorendite mussten bzw. müssen Sie erzielen, um von Ihrer Kaufkraft zumindest nichts zu verlieren? MARIO FRANZIN Credit: The 2R Artificiality/stock.adobe.com Durch die Inflation der vergangenen zehn Jahre sank der Geldwert um 29,8 Prozent. 2015 0,9 % 0,9 % 2016 0,9 % 1,8 % 2017 2,1 % 3,9 % 2018 2,0 % 6,0 % 2019 1,5 % 7,6 % 2020 1,4 % 9,1 % 2021 2,8 % 12,2 % 2022 8,6 % 21,8 % 2023 7,8 % 31,3 % 2024 2,9 % 35,1 % 2025 3,6 % 40,0 % 0 % 5 % 10 % Seit 2015 sind die Preise (VPI) um 40 Prozent gestiegen! Veränderung des Verbraucherpreis-Index Jahr Inflation kumuliert Quelle: Statistik Austria

RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=