Grundkurs. Es heißt ja so schön: „The trend is your friend“. Stimmt schon, aber wie lange hält ein Trend an bzw. wann reißt er ab? Also wann ergeben sich die richtigen Möglichkeiten zum Kauf und Verkauf an der Börse? Diese Fragen lassen sich mit Hilfe des vorliegenden Werkes etwas leichter beantworten. „Das große Lehrbuch der Chartanalyse“ erscheint in neunter Auflage, sozusagen ein Klassiker. Er richtet sich vor allem an Anfänger in Sachen technischer Analyse. Denn wer mit dieser „Kunst“ beginnen möchte, fühlt sich leicht überwältigt von der Fülle an Möglichkeiten der Materie. Doch was braucht man für den Anfang wirklich? Autor und CharttechnikSpezialist Stefan Salomon gibt eine einfache (vielleicht auch anachronistisch klingende Antwort): Außer einem Computer und Börsenkursen nur Bleistift und Papier. Anhand zahlreicher anschaulicher Beispiele und praktischer Übungen erklärt er, welche Arten von Charts es gibt, wozu man sie nutzt und welche für den Einstieg besonders wichtig sind. Außerdem vermittelt Salomon fundamentales Wissen über die technischen und psychologischen Mechanismen, die an der Börse wirken. Dabei folgt der Autor ganz bewusst dem Motto „Keep it simple, stupid“. Das hilft auch dabei, sich quasi spielerisch durch den Schmöker (knapp 450 Seiten) durchzuarbeiten. Abschließend ein übergeordneter Tipp Salomons: „Gehen Sie immer mit dem Trend. Lassen Sie sich mit der Börse treiben. Aber versuchen Sie bitte nicht, gegen den Strom zu schwimmen.“ Standardwerk. Bei der vorliegenden Edition von „Die paradoxe Republik“ handelt es sich um eine aktualisierte und erweiterte Neuauflage. Der renommierte Zeithistoriker Oliver Rathkolb fasst hier zusammen, was Österreich seit 1945 bis heute bewegt. Und das ist eine ganze Menge: 80 Jahre Kriegsende, 70 Jahre Staatsvertrag, 30 Jahre EU-Mitgliedschaft (man merkt, wie schnell die Zeit vergeht), sind dabei nur einige der Schlagworte. Man kann das Buch mit Fug und Recht als Standardwerk bezeichnen. Aber warum „paradoxe“ Republik? Der Autor schreibt von einer merkwürdigen Gleichzeitigkeit von Größenwahn und Minderwertigkeitskomplex. Paradox sei auch ein neutrales Land, dessen Westbindung nie außer Frage stand und noch immer steht (ein eigenes Kapitel befasst sich mit der Neutralität). Außerdem würden in der heimischen Demokratie wesentliche Entscheidungen nach wie vor außerhalb des Parlaments getroffen (Stichwort Sozialpartnerschaft). Gewisse Ungereimtheiten werden hier also vor Augen geführt, weiters erhält man einen fundierten historischen Überblick. Zum Beispiel werden die 16 Kanzler und eine Kanzlerin (Bierlein) beschrieben. Ein eigenes Kapitel ist auch der österreichischen Wirtschaftspolitik gewidmet bzw. deren „Mythos und Realität“, wie es heißt. Und wie steht es um die Identität Österreichs? Der Autor ortet hier eine gewisse „Ich-Bezogenheit“, die bereits aus den Zeiten der Monarchie herrührt. Stichwort: Österreich über alles, wenn es nur will. Höchst interessant. Tim Marshall ist Außenpolitikexperte und Journalist (unter anderem für die BBC). Bereits in einem Vorgängerbuch erklärte er die internationale Politik sehr anschaulich anhand von zehn Landkarten. Der Nachfolger trägt den Titel „Die Macht der Geographie im 21. Jahrhundert“. Auch hier bleibt der Autor seinem bewährten Konzept treu: Er identifiziert die potenziell zehn größten Krisenherde der Gegenwart und nahen Zukunft, erklärt, welche Rolle geographische Faktoren dabei spielen, wer in die Konflikte verwickelt ist und welche Lösungen es geben könnte. (Vorsicht Spoiler: Die Lösungsmöglichkeiten erscheinen oft begrenzt.) Marshall bewegt sich auf diese Art und Weise sehr nachvollziehbar rund um den Globus: von Australien über Großbritannien, Spanien, die Türkei und Griechenland, den Iran, Saudi-Arabien, Äthiopien bis hin zur Sahelzone. Das Spannungsfeld in der letztgenannten Region könnte sogar eine neue große Flüchtlingskrise auslösen, mit schweren Folgen für Europa. Aber wir verlassen mit dem Buch sogar die irdischen Gefilde, schlechte Nachricht dabei: Star Wars ist keine reine Science Fiction mehr. Die Begehrlichkeiten der großen Player (Staaten und Konzerne), wertvolle Rohstoffe auf Himmelskörpern abzubauen, sind fast so immens wie die unendlichen Weiten des Weltalls. Hoffentlich kann hier ein altes Muster durchbrochen werden: Erst kommt der Wettbewerb, dann der Machtkampf, schließlich bestimmt der Sieger die Regeln und Grenzen. Die paradoxe Republik Oliver Rathkolb. Verlag: Zsolnay. 560 Seiten. ISBN: 978-3-552-07560-3 Das große Lehrbuch der Chartanalyse Stefan Salomon. Verlag: FBV. 448 Seiten. ISBN: 978-3-95972-295-7 Die Macht der Geographie Tim Marshall. Verlag: dtv. 414 Seiten. ISBN: 978-3-423-35208-6 BUCHTIPPS . Neuerscheinungen & Pflichtlektüre Credits: beigestellt 82 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 4/2025
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