ist mehrfachen Risiken ausgesetzt. Ab 2050 wird ein Anstieg an Hitzetagen vorhergesagt, was zu deutlich höherem Kühlbedarf durch Klimaanlagen führen würde. Die Lösung: Der Einsatz von Photovoltaik zur Eigenversorgung mit Strom. Die größere Bedrohung jedoch ist das Flusshochwasser, das ohne Anpassung zu einem kompletten Umsatzausfall über mindestens zwölf Monate führen würde – verbunden mit massiven Sanierungskosten. Durch die Umsetzung mobiler Hochwasserschutzsysteme kann dieses Risiko entscheidend reduziert werden. Die Unterbrechungsdauer würde sich im Ernstfall auf wenige Tage beschränken – ein enormer betriebswirtschaftlicher Unterschied. Prävention als strategisches Asset Auch andere Versicherer setzen auf proaktive Beratung. Die Wiener Städtische greift auf ihre Tochtergesellschaft Risk Consult zurück, die standortspezifische Naturgefahrenanalysen durchführt. Dabei werden Gefahrenpotenziale identifiziert und konkrete Schutzmaßnahmen empfohlen – etwa bauliche Veränderungen oder organisatorische Anpassungen. Die Zurich Versicherung verfolgt einen ähnlichen Ansatz: Gemeinsam mit Geschäftskunden werden Risiken ermittelt und passgenaue Konzepte erstellt. In einem Projekt konnte beispielsweise durch eine systematische Risikoanalyse eine Schwachstelle in der Stromversorgung eines Industriekunden aufgedeckt werden. Die Erkenntnisse flossen direkt in dessen ESGStrategie ein. „Solche Maßnahmen stärken die Zukunftsfähigkeit unserer Kunden entscheidend“, heißt es von Zurich. Auch die Helvetia Versicherung sieht Environmental Consulting als wachsenden Bestandteil im B2B-Bereich. „Es geht um fundierte Risikoanalysen, Standortbewertungen, maßgeschneiderte Versicherungslösungen und gezielte Empfehlungen für Prävention und Schadenvermeidung“, so Werner Panhauser, Vorstand für Vertrieb in der Helvetia Österreich. Und privat? Während es im Unternehmensbereich um betriebswirtschaftliche Resilienz geht, stehen bei Privatkunden andere Bedürfnisse im Vordergrund – etwa die Absicherung des Eigenheims, der Einrichtung und der persönlichen Lebensverhältnisse. Transparenz und Information spielen hier eine zentrale Rolle, wie Panhauser erklärt. Ein wichtiger Aspekt dabei ist, dass HORA – das Naturgefahren-Informationssystem und Risikobewertungstool Österreichs (entwickelt vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft) – in die Risikoprüfung einbezogen wird. Die Helvetia stellt beispielsweise mit dem HORA-Zonierungssystem schon beim Vertragsabschluss Informationen zur individuellen Risikolage bereit – z.B. in Bezug auf Naturgefahren wie Hochwasser, Erdbeben oder Hangrutschungen. So wird z.B. das Hochwasserrisiko eines Grundstücks bewertet u.a. anhand der Nähe zu Flüssen, Geländehöhe, Dammstatus, historische Ereignisse, Regenmengen und Abflussmengen, Bodenversiegelung usw. Daraus ergeben sich Gefährdungskarten mit Überflutungsflächen für verschiedene Szenarien, wie HQ30 (ein relativ häufiges Ereignis, bzw. alle 30 Jahre), HQ100 oder HQ300 für extreme Ereignisse, die dementsprechend selten sind. Zusätzlich zur Risikoanalyse bietet die Generali mit dem Green Assistance Service – einem optionalen Baustein der Eigenheimversicherung – eine umfassende Umweltberatung in den Bereichen Energieeffizienz, nachhaltiges Bauen oder Beratung bei Energieförderungen, wie etwa bei der Anschaffung einer Photovoltaikanlage. Mehr Nachhaltigkeit auch im B2C Auch UNIQA plant, das Beratungsangebot im Privatkundenbereich auszubauen – etwa durch strukturiertere Nachhaltigkeitsberatung analog zum B2B-Segment. Noch hängt die Wirksamkeit solcher Angebote im B2C aber stark vom individuellen Engagement der Kunden und der Kompetenz der Berater ab. Die zunehmende Häufung extremer Wetterlagen, gepaart mit wachsenden regulatorischen Anforderungen, macht aber deutlich: Versicherer entwickeln sich vom reinen Risikoträger zum aktiven Risikopartner – für Unternehmen wie für Private. „Es geht um fundierte Risikoanalysen, Standortbewertungen, maßgeschneiderte Versicherungslösungen und gezielte Empfehlungen für Prävention und Schadenvermeidung.“ Werner Panhauser, Vorstand Vertrieb, Helvetia Österreich „Unsere Aufgabe ist es, unsere Kunden bei der Entwicklung einer robusten, zukunftsfähigen Risikomanagementstrategie zu begleiten.“ Olivera Böhm-Rybak, CEO, UNIQA Sustainable Business Solutions Ausgabe Nr. 4/2025 – GELD-MAGAZIN . 81
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