auf Verkäuferseite. Während sich institutionelle Investoren weiterhin zurückhaltend zeigen, kehren vor allem Eigennutzer mit stabilem Haushaltseinkommen schrittweise auf den Markt zurück“, skizziert Sigl die aktuelle Entwicklung und ergänzt: „Was sich zeigt, ist keine Rückkehr zur früheren Marktdynamik, sondern eine neue Marktphase: Weiterhin weniger Nachfrage, aber qualitativ fundierter, getragen von realistischeren Preisvorstellungen und mit einem klaren Fokus auf langfristige Nutzung und eine solide Finanzierbarkeit.“ Sigl beobachtet eine starke regionale Differenzierung: „In Zentren und gut angebundenen Umlandgemeinden wie Wien, Linz, Graz oder Salzburg ist die Transaktionsaktivität hoch, in peripheren Lagen hingegen verhalten.“ Zum Wiener Wohnimmobilienmarkt meint Karina Schunker: „In grundsätzlich allen Segmenten verzeichnen wir eine deutlich stärkere Nachfrage. Vor allem ist die Zahl jener Personen gestiegen, die mit sehr konkreten Kaufabsichten auftreten. Zudem beobachten wir wieder stärkere Zuwächse bei privaten Anlegern, befeuert durch die hohe Mietnachfrage, die niedrigen Leerstände und die kräftigen Mietpreissteigerungen. Die Zahl der verbücherten Transaktionen ist im Jahresvergleich um mehr als 20 Prozent gestiegen. Verhandlungsspielräume haben sich spürbar reduziert und Preisnachlässe bewegen sich nur noch im niedrigen einstelligen Prozentbereich.“ Die Motive der Kunden skizziert Schunker folgendermaßen: „Sinkende Zinsen verbessern die Leistbarkeit. Viele Käufer erwarten ein rückläufiges Angebot und sichern sich frühzeitig ihre Immobilie. Die höhere Nachfrage und leichte Preiszuwächse beschleunigen die Kaufentscheidungen.“ Ausblick für Wien und Umgebung „Die Baubewilligungszahlen haben sich seit 2019 mehr als halbiert. Daher sind die Fertigstellungszahlen auch über die letzten Jahre deutlich zurückgegangen. Auch für dieses Jahr sowie 2026 ist mit weiteren Rückgängen zu rechnen, wodurch die Neubauleistung unter dem Bedarf bleiben wird. Der Wohnungsmangel ist bereits im Mietwohnungsbereich seit über einem Jahr spürbar, mit Folgen wie deutlichen Preissteigerungen. Auch im Eigentumsbereich rechnen wir ab 2026 mit einer spürbaren Angebotsverknappung, in Lagen mit bereits wenig Angebot beginnen die Preise bereits wieder anzuziehen. Bis 2027 erwarten wir die größten Preissteigerungen in zentralen und etablierten Lagen Wiens sowie in nachgefragten Umlandregionen Niederösterreichs. Geringere Preiszuwächse sind hingegen in peripheren und weniger gut angebundenen Lagen mit derzeit noch ausreichender Angebotsreserve zu erwarten, da hier das Angebot noch vielfältiger ist“, so Schunker. „Besonders gefragt sind kompakte, gut vermietbare Wohnungen in attraktiven Lagen, die über geringe Betriebskosten und gute Energiekennzahlen verfügen.“ Lorenz Sigl, Leiter Infina Immobilien Wiener Anlegerwohnungen werden wieder attraktiver In Wien haben sich die Preise für Eigentumswohnungen im Jahr 2024 stabilisiert. Laut Wohnimmobilienpreisindex (OeNB) stiegen die Preise für neue Eigentumswohnungen im ersten Halbjahr 2025 um 0,9 Prozent. Mieten steigen stärker als die Wohnungspreise und die Renditen verbessern sich: Dazu folgende Daten des EHL-Vorsorgewohnungsberichtes 2025: Die Mieten für Vorsorgewohnungen im Erstbezug sind in Wien von durchschnittlich 13,90 Euro/m² im Jahr 2023 auf 14,87 Euro/m² im Jahr 2024 gestiegen; 2025 wird ein weiterer Anstieg auf fast 16 Euro/m² erwartet. Haupttreiber sind hoher Zuzug, eine gestiegene Nachfrage sowie der rückläufige Neubau. Parallel dazu legten die Verkaufspreise moderat um knapp 3,9 Prozent zu, wodurch die Mietrenditen nun wieder attraktiver geworden sind: Während Renditen über drei Prozent früher selten waren, sind diese heute auch in Bestlagen erzielbar, an durchschnittlichen Standorten sogar bis zu vier Prozent. Unterstützt wird die Entwicklung von historisch niedrigen Leerständen und stabiler Vermietbarkeit – so die Einschätzung von EHL. Ausgabe Nr. 4/2025 – GELD-MAGAZIN . 77
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