GELD-Magazin, Nr. 4/2025

Ausgabe Nr. 4/2025 – GELD-MAGAZIN . 73 eines größeren Dollar-Stablecoin-Ökosystems weniger als Experiment, sondern eher als strategischer Schachzug, um die Dominanz des Dollars auf dem digitalen Kapitalmarkt und in wirtschaftlich schwachen Regionen zu schützen. Stablecoins für starken Dollar Wenn weltweit mehr Zahlungen und Ersparnisse in auf US-Dollar lautenden Stablecoins gehalten werden, steigt die Nachfrage nach dem Dollar selbst. Der US-Finanzminister und ehemalige Makro-Investor Scott Bessent bezeichnete kürzlich einen Markt für DollarStablecoins im Wert von zwei Billionen Dollar innerhalb weniger Jahre als „möglich“ und betonte: „Eine durch US-Treasuries oder T-Bills abgesicherte Gesetzgebung für Stablecoins wird einen Markt schaffen, der die Verwendung des US-Dollars über diese Stablecoins global ausweiten wird.“ Wenn dies geschieht, könnte sich der Dollar-Einfluss auf Bereiche des Finanzsystems erweitern, die derzeit außerhalb der Reichweite der Wall Street liegen – von afrikanischen mobilen Zahlungen bis hin zu südamerikanischen Spar-Apps. Neue Gesetze, neue Spielregeln Drei wichtige legislative Schritte im Kryptobereich machen das Jahr 2025 zu einem Wendepunkt in den USA. Der erste ist der Guiding and Establishing National Innovation for U.S. Stablecoins oder GENIUS Act, der im Juli mit breiter Unterstützung beider Parteien verabschiedet wurde. Dies ist der erste bundesweite Rechtsrahmen für Stablecoins. Er beschränkt die Ausgabe auf Banken und zugelassene Unternehmen und verlangt eine strenge 1:1-Deckung sowie regelmäßige Audits. Das Ziel ist es, Stablecoins wie den digitalen Dollar unter Aufsicht funktionieren zu lassen. Der zweite ist der CLARITY Act, der vom Repräsentantenhaus verabschiedet wurde und nun auf die Abstimmung im Senat wartet. Dieser Gesetzesentwurf beendet jahrelange Unsicherheit, indem er digitale Vermögenswerte in drei Gruppen unterteilt. Securities wie viele frühe ICO-Token würden unter die Aufsicht der SEC fallen. Digital Commodities wie Bitcoin und die Token der meisten großen Blockchains würden unter die Aufsicht der CFTC fallen. Stablecoins würden unter das GENIUS-Rahmenwerk mit gemeinsamer Aufsicht fallen. Durch klare Abgrenzungen würde das Gesetz endlose Gerichtsverfahren und eine „Regulation by Enforcement“ verhindern, die den Sektor bisher behindert haben. Der dritte Gesetzentwurf ist der BITCOIN Act, der vielleicht ehrgeizigste Vorschlag. Er sieht die Einrichtung einer strategischen Bitcoin-Reserve der USA von bis zu einer Million Coins vor, was etwa fünf Prozent des Gesamtangebots entspricht. Im Gegensatz zu anderen Regierungsprogrammen würde dies keine neuen Steuergelder erfordern, sondern lediglich einen Teil der Bestände des Finanzministeriums in Bitcoin umwandeln. Der Gesetzentwurf garantiert auch das Recht der Bürger, Bitcoin zu halten und selbst zu verwahren, was eine wichtige Beruhigung für den Markt darstellt. Auswirkungen auf Kryptomärkte Zusammengenommen signalisieren diese Schritte, dass digitale Vermögenswerte in den USA nicht mehr als Bedrohung von außen angesehen werden, sondern vielmehr als Instrument zur Stärkung der US-Finanzmacht. Für Stablecoins sorgt das neue Gesetz für Legitimität und könnte eine breitere Akzeptanz im globalen Handel ermöglichen. Für Bitcoin unterstreicht allein die Tatsache, dass der Kongress über seine Rolle als Reservewährung debattiert, seine Beständigkeit. Und für Banken ist endlich der Weg frei, Krypto-Verwahrung und damit verbundene Dienstleistungen anzubieten, auch wenn weiterhin Reputationsrisiken bestehen. Die weitreichendere Auswirkung ist, dass während ein Großteil der Krypto-Welt noch darüber debattiert, ob Kryptowährungen einen Platz haben, die Vereinigten Staaten still die Weichen stellen, um sie zu einem Teil ihres Finanzmarktes zu machen. Das könnte den Dollar stärken, die Kryptomärkte neu gestalten und, falls Bitcoin tatsächlich in die Bilanz des Finanzministeriums aufgenommen wird, die Wahrnehmung digitaler Vermögenswerte global verändern. Timeline der wichtigsten Ereignisse im Jahr 2025 März – Durch eine Verordnung des Weißen Hauses wird eine strategische Bitcoin-Reserve geschaffen. April –Die Federal Reserve hebt restriktive Richtlinien für Banken und Kryptowährungen auf. Juni – Fed-Chef Powell bestätigt, dass Banken frei mit Kryptowährungen handeln dürfen. Juli – Der Kongress verabschiedet den GENIUS Act (Gesetz zu Stable- coins), der vom Präsidenten unter- zeichnet wird. Juli – Das Repräsentantenhaus billigt den CLARITY Act, die Abstimmung im Senat steht noch aus. Laufend – Debatte über den BITCOIN Act und eine US-Bitcoin- Reserve. „Ich halte zwei Billionen für eine vernünftige Schätzung, und könnte mir vorstellen, dass es noch weit darüber hinausgeht.“ Scott Bessent, United States Secretary of the Treasury „Die explodierende Verschuldung von 37 Billionen Dollar wird einen ,wirtschaftlichen Herzinfarkt‘ auslösen.“ Ray Dalio, Gründer von Bridgewater Associates

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