46 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2024 Preissetzungsmacht in einem stark inflationären Marktumfeld, deren Stärke jedoch je nach Art der Vermögenswerte und zugrunde liegender Vertragsstruktur variiert. Regulierte Versorgungsunternehmen und Mautstraßenbetreiber profitieren häufig von explizit inflationsgebundenen Verträgen, die es ihnen ermöglichen, Kostensteigerungen direkt an Endverbraucher weiterzugeben“, und sie ergänzt: „Energietransportunternehmen, vorrangig Pipelinebesitzer, arbeiten typischerweise mit sogenannten Take-orpay-Verträgen, die unabhängig von Volumenschwankungen stabile Einnahmen gewährleisten und somit einen impliziten Inflationsschutz bieten. Telekommunikationstitel, wie Funkmastbesitzer, nutzen vertraglich festgelegte Mietsteigerungsklauseln oder an den Verbraucherpreisindex gekoppelte Anpassungen, um inflationsbedingte Kostensteigerungen auszugleichen.“ Caretti verweist dagegen auf die Dynamik der digitalen Infrastruktur: „Am stärksten profitiert hat jedoch die digitale Infrastruktur. Die rasant steigende Datennachfrage, getrieben durch Künstliche Intelligenz, Cloud-Anwendungen und Streaming, hat zu einem massiven Ausbau von Rechenzentren, Glasfasernetzen und Plattformlösungen geführt – mit entsprechend deutlichen Gewinn- und Cashflow-Steigerungen.“ Weniger dynamisch entwickelten sich laut Caretti Segmente mit eingeschränkter Preissetzungsmacht wie Schieneninfrastruktur und Flugverkehr. 2021 bis 2024 profitierten laut Rietow regulierte US-Stromversorger, Verkehrsinfrastruktur und Gaspipelines, während Öl-gebundene Pipelinebetreiber und Telekom zurückblieben. Zukünftig aussichtsreiche Segmente „Die stärksten Chancen sehen wir aktuell in Emerging Markets, allen voran in Indien. Dort treffen ein enormer struktureller Investitionsbedarf und politische Unterstützung zusammen. Vor allem in den Bereichen Telekommunikation, Energieinfrastruktur und Transport sind die Ausbaupläne klar definiert und durch konkrete Projekte unterlegt – das schafft gut sichtbare Wachstumspipelines“, so Caretti, während Rietow auf die USA verweist: „In den Vereinigten Staaten profitieren vor allem regulierte Versorgungsunternehmen von der steigenden Stromnachfrage, die durch Künstliche Intelligenz, den Ausbau von Rechenzentren und die fortschreitende Elektrifizierung getrieben wird. Diese Vermögenswerte bieten defensive, inflationsgebundene Cashflows und sind im Vergleich zu breiteren Aktienmärkten attraktiv bewertet. Gleichermaßen wird der Bereich der Energieinfrastruktur, insbesonInflationsschutz Den Inflationsschutz-Effekt von Infrastrukturaktien quantifiziert Pascal Kielkopf, Kapitalmarkt-Analyst bei HQ-Trust: „Im historischen Vergleich zeigen globale Infrastrukturaktien vor allem in Phasen stärker steigender Inflation eine Outperformance gegenüber dem breiten Aktienmarkt (MSCI ACWI), mit einem Mehrertrag von durchschnittlich 6,6 Prozent p.a. – in disinflationären oder „normalen“ Phasen blieb die Performance dagegen zurück.“ In einer Auswertung vom 23.12.2024 zeigt HQ Trust den höchsten Grad an Inflationsschutz von jeweils über 80 Prozent bei regulierten Versorgungsunternehmen, fertigen Mautstraßen und Öl-Pipelines. Hingegen Schlusslicht war der Personenschienenverkehr. Und Kielkopf zum Inflationsschutz: „Infrastrukturgesellschaften verfügen über inflationsindexierte Verträge oder Preissetzungsmacht, was es ihnen ermöglicht, einen Großteil der gestiegenen Kosten weiterzugeben – in allen Sektoren gelingt dies bei über zwei Dritteln der Unternehmen.“ Credit: beigestellt/BM f. Verteidigung MÄRKTE & FONDS . Infrastruktur-Investments GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 4/2025 Laut Rietow gibt es im Infrastruktursektor drei zentrale Investmentfaktoren: Wertorientierung, geringe Volatilität und Qualität. „Das Anlageuniversum von Pure Play Infrastruktur weist eine äußerst geringe Überschneidung mit dem MSCI World Index auf, weniger als zwei Prozent, und stellt damit eine klar abgegrenzte Anlageklasse dar. Seit der Auflegung im Juli 2008 erzielte der Dow Jones Brookfield Global Infrastructure Index eine annualisierte Rendite von 9,5 Prozent in Euro und liegt damit nur geringfügig unter der des MSCI World Index (10,9 Prozent p. a.). Basierend auf einer geringen Korrelation der beiden Anlageklassen sowie unterschiedlicher Performance-Treiber können Infrastrukturaktien eine attraktive Ergänzung zu traditionellen Aktienanlagen und -indizes darstellen“, so Rietow. Wirft man einen Blick auf den 110 Werte enthaltenden MSCI World Infrastructure Index (USD) so lag per 29. August 2025 dessen Zehnjahres-Performance bei 7,9 Prozent p.a. (MSCI World: 12,2 Prozent p.a.), doch dessen Volatilität bewegte sich nur bei 12,7 Prozent p.a. vs. 15,0 Prozent p.a. im MSCI World. Historische Performance von Infrastruktur-Aktien
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