Sicherheit, Stabilität, Inflationsschutz. Das sind Begriffe, die einem unmittelbar einfallen, wenn die Sprache auf Gold kommt. Für einige Verunsicherung und Verwirrung unter Anlegern sorgte allerdings jüngst ein Kommentar der EZB zu dem beliebten Edelmetall. Kurz zusammengefasst, warnt die Notenbank in ihrem Finanzstabilitätsbericht vor Risiken im Zusammenhang mit Gold-Investitionen, insbesondere vor einem möglichen „Short-Squeeze“, also einer Benachteiligung von Investoren bei der Lieferung von physischem Gold. Dieser Squeeze könne durch die hohe Nachfrage nach physischem Gold in Verbindung mit einem verstärkten Handel mit Gold-Derivaten entstehen. Das könnte zu Lieferengpässen und Preisvolatilität führen, was letztendlich sogar das Finanzsystem destabilisieren könnte. Besonders besorgniserregend sind komplexe Derivate, hohe Hebel und Over-The-Counter‑Geschäfte, die wenig transparent sind. Beruhigend klingt das wahrlich nicht. Kursziel bleibt aufrecht Was steckt nun hinter der EZB-Warnung? Das GELD-Magazin sprach über die aktuelle und zukünftige Entwicklung des Edelmetalls mit Ronald-Peter Stöferle, dem wohl bekanntesten Gold-Experten Österreichs. Er ist Portfolio-Manager bei der Incrementum AG und Co-Autor des mit rund zwei Millionen Lesern (!) sehr gefragten „In-Gold-We- Trust-Report“. Bereits 2020 ging diese umfassende Analyse von einer Goldnotierung von 4.800 Dollar je Feinunze gegen Ende der laufenden Dekade aus. Stöferle: „Damals sorgte diese Prognose mitunter für Kopfschütteln, das hat sich mitlerweile geändert.” Das 4.800-Dollar-Ziel bleibt in unserem Basisszenario aufrecht, bei einem inflationären Szenario könnten es sogar 9.000 Dollar sein. Der Experte: „Derzeit befinden wir uns zwischen diesen beiden Szenarien. Die EZB hat ja die Inflation quasi für tot erklärt – meiner Meinung nach eine Fehleinschätzung. Die Teuerung erweist sich nämlich als hartnäckig und wird unter anderem durch die Lohn-Preis-Spirale, die Ökologisierung der Wirtschaft, dem Trend zur DeGlobalisierung, Arbeitskräftemangel als Folge demografischer Entwicklungen, fiskalische Stimuli und eine wegen der Zollpolitik gesteigerte Verunsicherung angefeuert. Außerdem hat sich die Inflation sozusagen im Mindset, auch von hochentwickelten Industriestaaten, angesiedelt; aus Emerging Markets kennen wir diese Einstellung schon länger. Alles in allem halte ich das inflationäre Szenario in der zweiten Hälfte der aktuellen Dekade für durchaus realistisch.“ Kurzfristiger, bis Ende 2025, sieht die Prognose Stöferles so aus: 2.900 Dollar beim Basisszenario (was unter dem derzeitigen Niveau liegt) und 4.080 wiederum bei inflationären Bedingungen. „Panikmache“ Die Warnungen der EZB sieht Stöferle gelassen: „Gold ist ein sehr liquider Markt, täglich werden hier rund 240 Milliarden Dollar gehandelt. Was wir beobachten, ist, dass die Nachfrage nach physischem Gold, das wir Sicherheits-Gold nennen, steigt. Hier kann es zu kurzfristigen Lieferengpässen kommen, was aber mehr eine Frage der Spezifikation betrifft, etwa bei 400 Unzen- oder Ein-Kilogramm-Barren. Unterm Strich halte ich den EZB-Bericht für einen Sturm im Wasserglas, wenn nicht sogar für Panikmache. Das kann ich mir dadurch erklären, BRENNPUNKT . Gold Verborgene Risiken? Ist das Edelmetall gar nicht so sicher, wie es sein strahlendes Image suggeriert? Eine Warnung der EZB sorgt für Aufregung. Andere Experten sprechen hingegen von Panikmache durch die Notenbanker. HARALD KOLERUS Credit: AEA/Archiv; nurman/stock.adobe.com 12 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 4/2025 „Wir beobachten, dass die Nachfrage nach physischem Gold steigt.“ Ronald-Peter Stöferle, Edelmetallexperte, Incrementum Gold hat sich heuer als „Renditeknüller“ erwiesen. Im Laufe von zwölf Monaten legte das Edelmetall um knapp 40 Prozent zu. Gold: Renditebringer 1.800 3.600 3.200 2.800 2.200 2.400 2.000 3.400 3.000 2.600 2023 2024 USD 2025
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