GELD-Magazin, Nr. 4/2025

10 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2024 digungsindustrie und Schaffung eines europäischen Binnenmarktes für Verteidigung. Weiters wurde am 17. Juni 2025 das Defence Readiness Omnibus Paket vorgelegt, dessen Ziel es ist, ein investitionsfreundliches Umfeld für Unionsstaaten und Industrie zu schaffen, rechtliche Hemmnisse abzubauen und die Umsetzung verteidigungsrelevanter Maßnahmen signifikant zu beschleunigen. Die Richtung stimmt Anderle kommentiert: „Europa hat sich jahrzehntelang in der Hängematte ausgeruht, das ist jetzt vorbei. Es muss massiv investiert werden, um eine gewisse Autarkie und Verteidigungsfähigkeit herzustellen. Ein Prozess, der gut und gerne fünf bis zehn Jahre andauert. Es geht außerdem darum, die Defragmentierung der europäischen Verteidigungslandschaft voranzutreiben. Auch um die Verhandlungsposition gegenüber den USA zu stärken. Es tut sich viel, wir bewegen uns in die richtige Richtung.“ Ein weiterer interessanter Aspekt: Laut SIPRI machen die Militärausgaben Deutschlands und Frankreichs zusammengerechnet im Jahr 2024 mehr aus als die Rüstungsaufwendungen Russlands. Wo liegt also der Nachholbedarf? Anderle: „Wenn man hier die Kaufkraftparität miteinbezieht, kommt Russland auf militärische Ausgaben von rund 500 Milliarden Euro; Deutschland und Frankreich zusammen nur auf 150 Milliarden. Es besteht also Aufholbedarf.“ Neue Weltordnung Ebenfalls Handlungsbedarf sieht Ulf Michael Steindl, Research Fellow am Austrian Institute for European and Security Policy: „Zeitgerechte Sicherheitspolitik in Europa muss sich am geänderten internationalen Umfeld orientieren. Hier sehen wir eine abnehmende Bedeutung des internationalen Rechts und der Multilateralität. Gleichzeitig nehmen bewaffnete Konflikte, auch von der Ukraine getrennt, an der Peripherie Europas zu – etwa in der Sahel-Zone. Aufgrund neuer technischer Mittel können nicht-staatliche Gruppen und Einzelpersonen dabei weit mehr Schaden anrichten. Reichlich Konfliktpotenzial gibt es auch weiter entfernt von uns in Zusammenhang mit China, Taiwan und dem Südchinesischen Meer.“ Die Zeit der bereits genannten Friedensdividende inklusive geringer Militärausgaben sind für Europa auch laut Steindl vorbei. Im Gespräch mit dem GELD-Magazin sagt er: „Die USA waren seit Ende des Zweiten Weltkriegs der Garantiegeber für Europa. Wir sehen aber eine klare Verschiebung der Sicherheitspolitik der USA auf den indo-pazifischen Raum, dem Gravitationszentrum der heutigen Welt. Dieser Schwenk wurde schon unter Obama deutlich. Es herrscht in Länder mit den weltweit höchsten Militärausgaben Investieren in Rüstung Sind Investments in Rüstung ethisch? Dazu gibt es gegensätzliche Positionierungen mit jeweils nicht zu unterschätzenden Argumenten. Die einen sagen, dass der Gebrauch von Waffen immer Schaden anrichtet. Die anderen meinen, Aufrüstung sei im Sinne der Selbstverteidigung legitim und würde durch ihr Abschreckungspotenzial Agressoren abschrecken und Gewalt sogar eindämmen. Wer recht hat, soll an dieser Stelle nicht entschieden werden. Rein ökonomisch spricht einiges für die Militärindustrie. Die Initiative „ReArm Europe“ soll 800 Milliarden Euro alleine für die Aufrüstung der EU mobilisieren. Hier noch eine Auswahl von Verteidigungs-ETFs: WisdomTree Europe Defence UCITS ETF (ISIN IE0002Y8CX98); Amundi STOXX Europe Defense UCITS ETF (ISIN: LU3038520774); VanEck Defense UCITS ETF (ISIN: IE000YYE6WK5). Credit: beigestellt/BM f. Verteidigung BRENNPUNKT . Aufrüstung GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 4/2025 Die Vereinigten Staaten liegen unangefochten an der Spitze der Rüstungsausgaben. Aber auch China holt auf. Und Europa? Hier wurde viel Zeit verschlafen, die Invasion der Ukraine im Jahr 2014 blieb als Weckruf nicht gehört. Mit Verspätung soll jetzt kräftig investiert werden. Quelle: SIPRI in Milliarden US-Dollar, 2024 149 88,5 86,1 81,8 80,3 64,7 997 314 64,7 55,3 USA China Russland Deutschland Indien Vereinigtes Königreich Saudi-Arabien Ukraine Frankreich Japan

RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=