GELD-Magazin, Nr. 4/2025

Österreichische Post AG | MZ 03Z035262 M | 4profit Verlag GmbH, Rotenturmstraße 19/1/29 B, 1010 Wien | Ausgabe Nr. 4/2025 | 6,90 Euro Finanzpolitik + Volkswirtschaft + Länder- und Branchenanalysen + Banking + Investmentfonds + Aktien + Immobilien + Rohstoffe + Blockchain + Alternative Investments + Versicherungen DAS MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, POLITIK & INVESTMENTPRODUKTE MULTI ASSET FONDS: Die Alleskönner Diversifikation ist Trumpf: Von Aktien über Anleihen bis hin zu Gold – Fondsmanager verraten, auf welche Assets sie jetzt setzen. Krypto-Boom Der neue Trend zu Stable Coins mischt die Karten neu. Welchen Einfluss das auf die Branche hat. Nachhaltigkeit Hohe Investitionen, um dem Klimawandel zu begegnen, eröffnen gute Investmentchancen. + AKTIEN SPECIAL Die aktuelle Entwicklung aller Unternehmen des ATX Prime. Welche Notierungen die größten Potenziale aufweisen. ab Seite 54 Stabile Renditen Gerade in unsichereren Zeiten bieten sich Infrastrukturfonds mit inflationsgesicherten Erträgen an.

Eine Information der HYPO NOE Landesbank für Niederösterreich & Wien AG, Hypogasse 1, 3100 St. Pölten. Stand 08/2025. Werbung. Bei der HYPO NOE beraten wir Sie auch bei Business-Lösungen von Mensch zu Mensch. Denn nur ein persönlicher Zugang auf Augenhöhe macht maßgeschneiderte Lösungen möglich. Mehr dazu auf hyponoe.at EINE LANDESBANK FÜR GANZ ÖSTERREICH. Die Business ganz persönlich Bank.

Ausgabe Nr. 4/2025 – GELD-MAGAZIN . 3 Die Politik der US-Administration wirft ihre Schatten auf Wirtschaft und Märkte. Hier- und jenseits des Atlantiks schwenkten die Börsen in eine Konsolidierung ein, der US-Arbeitsmarkt schwächelt, die Inflation dreht wieder nach oben und die Glaubwürdigkeit der Fed wird untergraben. Die langfristigen Zinsen notieren auf hohen Niveaus – und dies in Zeiten historisch hoher Staatsverschuldungen. In Europa erreichten die Börsen Anfang Juli in Erwartung einer Konjunkturerholung ihre vorläufigen Höchststände. Die treibende Kraft dazu kam vonseiten sinkender Leitzinsen, den Konjunkturpaketen in Deutschland und der Hoffnung, dass sich mit den USA eine gangbare Lösung bei den Zöllen erreichen lässt. Doch es holpert da wie dort. Die Wirtschaft kommt nicht in die Gänge, die Arbeitslosenzahlen steigen, die US-Zölle bleiben unangenehm hoch. Dringend nötige staatliche Konjunkturprogramme bleiben angesichts hoher Budgetdefizite Mangelware. Frankreich driftete anlässlich einer umstrittenen Sparpolitik in eine Regierungskrise. In Österreich bemüht sich die Regierung, mit dem Argument des „Zusammenhalts in schwierigen Zeiten“, Sparprogramme durchzuboxen. Angesichts dieses Umfeldes ist eine konservative Ausrichtung des Portfolios anzuraten. Gold ist in diesem Fall immer ein guter Tipp. Im Anleihenbereich empfehlen sich kurze Durationen und im Aktienbereich defensive Sektoren und substanzstarke Unternehmen – Energie-/Rohstoffunternehmen, Versorger, Basiskonsumgüter, Immobilienaktien und dividendenstarke Qualitätsaktien –, z.B. auch Infrastrukturwerte (Seite 45). Wer die Asset-Allocation Profis überlassen will, dem sei der Artikel über Gemischte Fonds (ab Seite 26) ans Herz gelegt. Den periodischen Rück- und Ausblick auf die Entwicklung der österreichischen börsennotierten Unternehmen finden Sie im AKTIEN-SPECIAL ab Seite 54. So manches Unternehmen entwickelt sich gut, andere wiederum leiden nach wie vor unter schwachen Marktverhältnissen und zu hohen Kosten. Und nicht zuletzt lesen Sie im AKTIEN-SPECIAL, was von den Entwicklungen der Aktienkurse zu erwarten ist. Viel Erfolg! Mario Franzin, Chefredakteur GELD-Magazin Zweckoptimismus editorial impressum MEDIENEIGENTÜMER UND HERAUSGEBER 4profit Verlag GmbH · MEDIENEIGENTÜMER-, HERAUSGEBER- UND REDAKTIONSADRESSE Rotenturmstraße 19/1/29B, 1010 Wien · T: +43/676/570 95 10 · E: [email protected] · GESCHÄFTSFÜHRUNG Snezana Jovic, Mario Franzin · CHEFREDAKTEUR Mario Franzin REDAKTION Mario Franzin, Mag. Harald Kolerus, Michael Kordovsky, Wolfgang Regner, Moritz Schuh MSc, Mag. Christian Sec · LEKTORAT Mag. Rudolf Preyer · GRAFISCHE LEITUNG Noura El-Kordy · COVERFOTO Johannes/stock.adobe.com · DATENANBIETER Lipper Thomson Reuters*, Morningstar · VERLAGSLEITUNG Snezana Jovic · BACKOFFICE & ONLINE REDAKTION Ivana Jovic · MARKETING & ANZEIGENVERKAUF Anita Tenic · IT-MANAGEMENT Oliver Uhlir · DRUCK Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Str. 80 · VERTRIEB PGV Austria, 5412 Puch, Urstein Süd 13. www.geld-magazin.at ABO-HOTLINE: +43/699/1922 0326 · [email protected] * Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performancewerte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen. FOTO: ivanashoots.com

BANKING 20 Kurzmeldungen Notenbanken: Fed unter Druck + Unicredit: Beteiligung an Commerzbank erhöht. 22 Zahlungsverkehr Fast alles neu macht der Oktober: Die EUVorgaben für das moderne Geldleben. MÄRKTE & FONDS 24 Kurzmeldungen Asiatischer Tiger: Investieren in Südkorea + China: Comeback gestartet. 26 COVERSTORY: Mischfonds Das Beste aus vielen Welten: Aktien, Anleihen und Alternative Investments. 34 Frontier Markets Investments in exotischen Regionen können sich auszahlen. 36 Grüne Investments Gut für Umwelt, Gesellschaft und Rendite: ESG als Erfolgsfaktor. 40 FNG-Marktbericht Analyse: So schlagen sich nachhaltige Investments in Österreich. 42 Green Bonds Für die Umwelt: Mit gutem Gewissen in den Anleihenmarkt veranlagen. 44 Infrastruktur Investments in Mautstraßen, Telekom & Co. sorgen für hohe regelmäßige Renditen. 48 Rohstoff-Radar Erdöl: OPEC dreht auf + Silber: Auf Renditejagd + Kupfer: Unter Strom. AUFRÜSTUNG Europa startet seine Verteidigungs-Offensive. Rüstungsfirmen freuen sich über Mega-Aufträge. Seite 08 BRENNPUNKT 06 Kurzmeldungen Auf dem Vormarsch: Humanoide Roboter + Inflation: Die neue Welle rollt. 08 Aufrüstung Nachholbedarf: Europa pumpt Abermilliarden in seine Verteidigungsindustrie. 12 Gold-Alarm! Ist das Edelmetall gar nicht so sicher wie angenommen? Experten beruhigen. WIRTSCHAFT 16 Kurzmeldungen Industrie Österreich: Die Hoffnung lebt + Autobranche: Deutliche Bremsspuren. 18 Interview Christoph Badelt Der renommierte Ökonom beurteilt den Sparkurs der Regierung überwiegend positiv. Ausgabe Nr. 4/2025 inhalt CHRISTOPH BADELT Präsident Fiskalrat Der Wirtschaftsexperte weiß: „An Sparen führt kein Weg vorbei.“ Seite 16 Credits: OeNB; Bumbu & Ryan & Johannes/stock.adobe.com 4 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 4/2025

AKTIEN 50 Kurzmeldungen Andritz: Weiterer Großauftrag in Indien + ATX: Strabag und Porr rücken auf. 52 Weltbörsen USA: Neues Allzeithoch + Europa: Kleine Sommerrallye + China: Verschwommenes Bild + Japan: Wirtschaft nimmt Fahrt auf. 54 AKTIEN-SPECIAL Der große Vergleich im GELD-Magazin: ATX-Werte unter der Lupe. 66 Anlagetipps Danone: Gefragte Proteine + Hitachi: Digitalisierung und Energie + Public Service Enterprise Group: Stabiler Versorger. 68 Börse Deutschland Der DAX erlebte im August seinen bereits „traditionellen“ Schwächeanfall. Jetzt tritt eine entscheidende Phase ein. BLOCKCHAIN 70 Kurzmeldungen Trump Media: Expansion + Bitcoin-ETFS: Bedeutung nimmt zu. 72 Stablecoins Neue Krypto-Gesetze verändern die Finanzpolitik in den USA dramatisch. Manche sprechen von historischen Ereignissen. Stablecoins spielen dabei eine zentrale Rolle. IMMOBILIEN 74 Kurzmeldungen Gesundheit: Porr baut großes Ärztezentrum + Europa: Immo-Markt vor Höhenflug. 76 Wohnimmobilien Nach Zeiten der Stagnation: Steigende Mieten und verbesserte Renditen – Wohnimmobilien feiern ein Comeback. VERSICHERUNG & VORSORGE 78 Kurzmeldungen Alternative: Garantieversicherungen + Schulweg: Gefahren lauern. 79 FLV-Listing Der monatliche Überblick zu Fondsgebundenen Lebensversicherungen. 80 Risiko-Management Mit dem Klimawandel steigen die Umweltrisiken. Das bewegt auch die Versicherungen, die seit kurzem spezielles Risiko-Consulting für Firmen und Private anbieten. 82 Buchtipps Stefan Salomon: Das große Lehrbuch der Chartanalyse + Oliver Rathkolb: Die paradoxe Republik + Tim Marshall: Die Macht der Geografie im 21. Jahrhundert. COVERSTORY Mischfonds: Die „Alleskönner“ der Investmentbranche eigenen sich für jede Marktlage. Seite 26 INFRASTRUKTUR Konstante Renditen bei geringem Risiko: hier die besten Fonds dazu. Seite 44 Ausgabe Nr. 4/2025 – GELD-MAGAZIN . 5

6 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 4/2025 BRENNPUNKT . Kurzmeldungen Credits: beigestellt/ZKB; Archiv; ROV-Team, GEOMAR; Digilife/stock.adobe.com Widerstand wächst. Die Tiefsee ist das größte zusammenhängende Habitat unseres Planeten und eines der letzten weitgehend unberührten Ökosysteme. Verborgen in den Ozeanen schlummern nicht so sehr versunkene Schatztruhen, sondern wertvolle Rohstoffe. Multinationale Konzerne und mächtige Staaten gieren nach deren Ausbeutung. Die Risiken des „Tiefseebergbaus“ reichen aber von irreversibler Zerstörung einzigartiger Ökosysteme über den Verlust bislang unbekannter Arten bis hin zu möglichen Auswirkungen auf das Klima. Widerstand gegen diesen gefährlichen „Fischzug“ regt sich jetzt auch in der Investmentbranche. Metzler Asset Management hat sich seit dem 26. August 2025 laut eigenen Angaben als erster deutscher Asset Manager dem internationalen „Business Statement Supporting a Moratorium on Deep Sea Mining“ angeschlossen. Die Initiative basiert auf dem Engagement des World Wide Fund for Nature (WWF) und weiteren NGOs. Das Moratorium fordert, dass keine kommerziellen Abbauaktivitäten in der Tiefsee beginnen, solange nicht ausreichende wissenschaftliche Erkenntnisse über die ökologischen Folgen vorliegen. Tiefsee: Bedenklicher Unterwasser-Bergbau Kapitalströme. Die USA ziehen mit Zuflüssen von 387,9 Milliarden Dollar im Jahr 2024 die meisten ausländischen Direktinvestitionen an, ein Anstieg von 11,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Pro Kopf gemessen, liegen die USA allerdings mit nur 1.141 Dollar Investitionen je Einwohner weltweit lediglich auf Platz 18 und damit weit hinter mehreren kleineren, aber investitionsreicheren Volkswirtschaften. Denn laut einer Auswertung von BestBrokers zieht Malta die weltweit größten Pro-Kopf-Investitionen (74.035 USD/Person) an, gefolgt von Singapur (25.179 USD), Hongkong (15.554 USD) und Dänemark (3.028,27 USD). Ebenfalls interessant: Die Slowakei verzeichnete im Jahr 2024 den stärksten Anstieg der ausländischen Direktinvestitionen und zog Kapital in Höhe von 3,58 Milliarden Dollar an, verglichen mit einem Nettoabfluss von 327,7 Milliarden im Jahr 2023. Begrenzte Wirkung. Die Fronten im weltweiten Handelskrieg haben sich noch nicht aufgelöst: Die Einführung der drakonischsten Zölle in Asien durch die USA hat Indiens Elite zunächst erschüttert. Sie muss sich mit einer beispiellosen Kehrtwende der US-Politik auseinandersetzen. Andrew Draycott, Portfoliomanager des Chikara Indian Subcontinent Fund, relativiert allerdings: „Indische Aktienanleger sollten sich jetzt davor hüten, die Risiken, die allein von den US-Zöllen ausgehen, zu überschätzen. Die makroökonomischen Auswirkungen dürften nämlich relativ begrenzt sein, da Moody’s für den Fall der Einführung von Zöllen in Höhe von 50 Prozent nur einen Rückgang der indischen Wirtschaft um 0,3 Prozent prognostiziert. Selbst dann wird das reale BIP-Wachstum voraussichtlich noch bei sechs Prozent liegen.“ Außerdem könne Indien die Auswirkungen der Zölle durch fiskalische Anreize abfedern. Auch hält der Experte einen neuen Deal für möglich: „Wir glauben, dass Trump eine Einigung anstrebt. Er möchte, dass Putin den Krieg beendet und Indien seine Grenzen öffnet. Sollte er sein Ziel erreichen, gehen wir davon aus, dass die Zölle aufgehoben werden.“ Zölle: Jetzt ist Indien dran Knappes Gut. KI ist nicht nur hungrig nach Energie, sondern auch durstig nach Wasser. Denn ein Datenzentrum, das Fundament der KI, benötigt zur Kühlung der Prozessoren enorm viel H2O. Ironisch: Gerade die KI selbst könnte hier für Lösungen sorgen. Daniel Zimmerer, Senior Portfolio Manager für Swisscanto LUX Themenfonds: „Das Feld für KI-Anwendungen im Kampf gegen die Wasserknappheit ist dabei überraschend weit, wie sich zeigt.“ In der Wasserversorgung beispielsweise können KI-gesteuerte Ventile und Pumpen den Wasserdurchfluss und -druck in Echtzeit dynamisch anpassen. Weiters können Daten zur historischen Wassernutzung, Wettermuster, Bevölkerungswachstum und wirtschaftliche Indikatoren mit KI analysiert werden, um den künftigen Wasserbedarf vorherzusagen – aber auch Katastrophen wie Dürren oder Überschwemmungen. KI: Ungeahnte Möglichkeiten Daniel Zimmerer, Portfolio Manager für Swisscanto LUX Themenfonds DIE ZAHL DES MONATS 388 Milliarden

Ausgabe Nr. 4/2025 – GELD-MAGAZIN . 7 Inflation Droht neue Welle? Warnung. Ron Temple, Marktstratege bei Lazard, beobachtet derzeit die Produzentenpreise der USA mit besonderer Aufmerksamkeit. „Deren jüngster Anstieg wurde in weiten Teilen von Dienstleistungen getrieben – also einem Segment, das gar nicht von Zöllen betroffen ist. Das ist besorgniserregend, denn es deutet darauf hin, dass der Inflationsdruck nicht nur importbedingt ist, sondern strukturell breiter verankert sein könnte.“ Viele Marktteilnehmer gehen indes davon aus, dass sich die Inflation von selbst abschwächt, wenn die Zolleffekte auslaufen. Temple hält das für zu optimistisch: „Wenn auch die inländischen Dienstleistungssektoren anfangen, die Preise dauerhaft anzuheben, besteht das Risiko einer zweiten Inflationswelle, noch bevor die erste vollständig überwunden ist.“ Gespalten. In der heimischen Bevölkerung herrscht keine Einigkeit über einen möglichen Einsatz österreichischer Truppen in der Ukraine. Deutlich mehr Zustimmung findet hingegen der Vorschlag, Friedensgespräche zwischen Russland und der Ukraine auf österreichischem Boden auszurichten. Die Österreicherinnen und Österreicher stehen ebenfalls einer bewaffneten EU-Friedensmission in der Ukraine tendenziell positiv gegenüber. Laut einer Umfrage des Gallup-Instituts befürworten 53 Prozent der Bevölkerung im Falle eines erhofften Waffenstillstands die Entsendung von EU-Friedenstruppen in die Ukraine. 27 Prozent lehnen dies ab und 20 Prozent sind unentschieden. Bezüglich einer direkten Beteiligung Österreichs gehen die Meinungen auseinander: 42 Prozent der Befragten können sich vorstellen, österreichische Soldaten zur Friedenssicherung einzusetzen, während allerdings 44 Prozent sich dagegen aussprechen. 14 Prozent äußern sich nicht dazu. Die Unterstützung für einen Einsatz kommt am häufigsten von jüngeren Menschen bis 30 Jahre (55 Prozent). Ukraine: Österreicher im Militäreinsatz? Keine Science Fiction. Menschenähnliche Roboter gelten als die nächste große Innovation der (nahen?) Zukunft: Der weltweit größte Markt für Industrieroboter, China, hat bereits konkrete Pläne für die Massenproduktion von Humanoiden festgelegt. Gleichzeitig kündigten Technologieunternehmen in den USA und Europa große Investitionsvorhaben in diesem Bereich an. Die Vision ist, Allzweckroboter zu entwickeln, die auf menschlicher Mechanik basieren. Takayuki Ito, Präsident der International Federation of Robotics: „Ob und wann es aber zu einer massenhaften Nutzung von Humanoiden kommen wird, bleibt ungewiss. Nicht zu erwarten ist jedenfalls, dass Humanoide in Zukunft die derzeit auf dem Markt befindlichen Robotertypen ersetzen. Stattdessen werden sie bestehende Technologien ergänzen und erweitern.“ In Europa wird auf die ethischen Implikationen von Robotik und KI besonderes viel Wert gelegt. Im Fokus stehen kollaborative Roboter, die im industriellen Umfeld mit Menschen zusammenarbeiten. Kernthemen sind die Verbesserung der Sicherheit und Effizienz und die Nachahmung menschlicher Fähigkeiten. Die Arbeitskraft von Menschen zu kompensieren, steht dagegen nicht im Fokus. Und in Japan werden Roboter eher als Gefährten, denn als bloße Werkzeuge gesehen. Humaoide Roboter: Vision und Realität Wende. Erfreulich: Der Anteil von Öl an der Strom-Erzeugung sinkt. Ein Mix aus erneuerbaren Energien, Gas und Kernkraft verdrängt das schwarze Gold. Félicie Jonckheere, Analystin für festverzinsliche Wertpapiere von DPAM, betrachtet, wie sich dieser Wandel auf das Finanzgeschehen auswirkt: „Durch die globale Energiewende entstehen neue Kosten (Mineralien, Infrastruktur, Intermittenz), sie schafft aber auch mehr Resilienz (Diversifizierung, Effizienz, heimische Produktion). Die endgültigen Auswirkungen auf Inflation, Leit- und Marktzinsen lassen sich noch nicht abschätzen. Allerdings dürfte die Teuerung weniger schwanken, das heißt: der Beitrag der Energie zur Inflation sollte stabiler und vorhersehbarer werden. Wichtiger noch: Dass Energieschocks Zweit- und Drittrundeneffekte bei der Inflation auslösen, wird unwahrscheinlicher.“ Solche Effekte erlebt vor allem Europa im Zuge des Ukraine-Kriegs. Neue Energien: Mehr Stabilität Félicie Jonckheere, Fixed IncomeAnalystin, DPAM

8 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 4/2025 BRENNPUNKT . Aufrüstung In Europa läuft nicht nur die Massenproduktion von Munition an, auch Panzer, Drohnen, Raketenabwehrsysteme u.v.m. stehen auf den Einkaufslisten der Regierungen. Credits: beigestellt/Archiv; K silver/stock.adobe.com

Ausgabe Nr. 4/2025 – GELD-MAGAZIN . 9 Weckruf in Europa Europa ist aktuell nicht verteidigungsfähig, das hat uns spätestens der völkerrechtswidrige Überfall auf die Ukraine vor Augen geführt.“ Diese klaren Worte findet Klaus Anderle, Oberst beim österreichischen Bundesheer und Experte für Militärpolitik, im Gespräch mit dem GELDMagazin. Schon die Balkankriege in den 1990er Jahren hätten die mangelnde Handlungs- und Verteidigungsfähigkeit Europas unter Beweis gestellt. Warum wurde also nicht schon früher reagiert? Der Experte: „Europa hat sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion auf die USA verlassen, diese Friedensdividende ist aber aufgebraucht. Europa muss für seine eigene Sicherheit sorgen können, das haben Donald Trump und zuvor schon Barack Obama klargemacht.“ Konsequenz: Spät aber doch hat die EU zur Stärkung der europäischen Rüstungs- und Verteidigungsindustrie in den vergangenen Jahren eine Reihe gezielter Maßnahmen ergriffen. Kompass steht auf Verteidigung Hier eine Auswahl wichtiger Punkte: Der im März 2022 beschlossene und auf einer 360- Grad-Bedrohungsanalyse der Unionsstaaten basierende Strategische Kompass legt als Grundlagendokument konkrete Ziele im Verteidigungsbereich fest, darunter die Erhöhung der Verteidigungsbereitschaft durch Investitionen in Forschung, Entwicklung und den Ausbau der europäischen Verteidigungsindustrie. Mit den Notverordnungen „Act in Support of Ammunition Production“ (ASAP) und „European Defence Industry Reinforcement through Common Procurement Act“ (EDIRPA) wurden daraufhin erste Anreize geschaffen, um die Munitionsproduktion zu steigern und gemeinsame Beschaffungen zu fördern. Im März 2024 wurde dann mit der Europäischen Verteidigungsindustriestrategie (EDIS) erstmals eine eigene europäische Industriepolitik im militärischen Bereich vorgelegt, die unter anderem im Wege der derzeit noch in Verhandlung befindlichen EUVerordnung European Defence Industry Programme (EDIP) ihre Umsetzung finden soll. Mit einem Budget von 1,5 Milliarden Euro bis 2027 wird EDIP gemeinsame Beschaffungen fördern, Produktionskapazitäten in der EU stärken und die Verfügbarkeit kritischer Rüstungsgüter sichern. Aufbauend auf diesen Initiativen wurden mit dem Weißbuch zur Europäischen Verteidigungsbereitschaft 2030 und dem ReArm Europe Plan im März 2025 die nächsten Weichen gestellt. Das Weißbuch benennt zentrale „Fähigkeitslücken“ – etwa bei Munition, Luftverteidigung und Drohnen –, die gemeinsam in Europa geschlossen werden sollen. Es enthält zudem weitere konkrete Vorschläge zur Stärkung der EU-VerteiRüstungsunternehmen: Einnahmen steigen wieder „Die Zeit der Friedensdividende ist für Europa vorbei.“ Ulf Michael Steindl, Research Fellow, Austrian Institute for European and Security Policy Die globale Militärindustrie macht gute Geschäfte. In den USA, China und nun auch Europa wird kräftig aufgerüstet. Quelle: SIPRI Einnahmen global tätiger Rüstungsunternehmen in Mrd. USD 500 2015 600 550 650 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 Verteidigung wird nach Jahren der Vernachlässigung wieder groß geschrieben. Europa will viele Milliarden in seine Militärindustrie stecken. Aber reicht Geld alleine zur Abschreckung von Agressoren aus? HARALD KOLERUS 632 Mrd. USD

10 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2024 digungsindustrie und Schaffung eines europäischen Binnenmarktes für Verteidigung. Weiters wurde am 17. Juni 2025 das Defence Readiness Omnibus Paket vorgelegt, dessen Ziel es ist, ein investitionsfreundliches Umfeld für Unionsstaaten und Industrie zu schaffen, rechtliche Hemmnisse abzubauen und die Umsetzung verteidigungsrelevanter Maßnahmen signifikant zu beschleunigen. Die Richtung stimmt Anderle kommentiert: „Europa hat sich jahrzehntelang in der Hängematte ausgeruht, das ist jetzt vorbei. Es muss massiv investiert werden, um eine gewisse Autarkie und Verteidigungsfähigkeit herzustellen. Ein Prozess, der gut und gerne fünf bis zehn Jahre andauert. Es geht außerdem darum, die Defragmentierung der europäischen Verteidigungslandschaft voranzutreiben. Auch um die Verhandlungsposition gegenüber den USA zu stärken. Es tut sich viel, wir bewegen uns in die richtige Richtung.“ Ein weiterer interessanter Aspekt: Laut SIPRI machen die Militärausgaben Deutschlands und Frankreichs zusammengerechnet im Jahr 2024 mehr aus als die Rüstungsaufwendungen Russlands. Wo liegt also der Nachholbedarf? Anderle: „Wenn man hier die Kaufkraftparität miteinbezieht, kommt Russland auf militärische Ausgaben von rund 500 Milliarden Euro; Deutschland und Frankreich zusammen nur auf 150 Milliarden. Es besteht also Aufholbedarf.“ Neue Weltordnung Ebenfalls Handlungsbedarf sieht Ulf Michael Steindl, Research Fellow am Austrian Institute for European and Security Policy: „Zeitgerechte Sicherheitspolitik in Europa muss sich am geänderten internationalen Umfeld orientieren. Hier sehen wir eine abnehmende Bedeutung des internationalen Rechts und der Multilateralität. Gleichzeitig nehmen bewaffnete Konflikte, auch von der Ukraine getrennt, an der Peripherie Europas zu – etwa in der Sahel-Zone. Aufgrund neuer technischer Mittel können nicht-staatliche Gruppen und Einzelpersonen dabei weit mehr Schaden anrichten. Reichlich Konfliktpotenzial gibt es auch weiter entfernt von uns in Zusammenhang mit China, Taiwan und dem Südchinesischen Meer.“ Die Zeit der bereits genannten Friedensdividende inklusive geringer Militärausgaben sind für Europa auch laut Steindl vorbei. Im Gespräch mit dem GELD-Magazin sagt er: „Die USA waren seit Ende des Zweiten Weltkriegs der Garantiegeber für Europa. Wir sehen aber eine klare Verschiebung der Sicherheitspolitik der USA auf den indo-pazifischen Raum, dem Gravitationszentrum der heutigen Welt. Dieser Schwenk wurde schon unter Obama deutlich. Es herrscht in Länder mit den weltweit höchsten Militärausgaben Investieren in Rüstung Sind Investments in Rüstung ethisch? Dazu gibt es gegensätzliche Positionierungen mit jeweils nicht zu unterschätzenden Argumenten. Die einen sagen, dass der Gebrauch von Waffen immer Schaden anrichtet. Die anderen meinen, Aufrüstung sei im Sinne der Selbstverteidigung legitim und würde durch ihr Abschreckungspotenzial Agressoren abschrecken und Gewalt sogar eindämmen. Wer recht hat, soll an dieser Stelle nicht entschieden werden. Rein ökonomisch spricht einiges für die Militärindustrie. Die Initiative „ReArm Europe“ soll 800 Milliarden Euro alleine für die Aufrüstung der EU mobilisieren. Hier noch eine Auswahl von Verteidigungs-ETFs: WisdomTree Europe Defence UCITS ETF (ISIN IE0002Y8CX98); Amundi STOXX Europe Defense UCITS ETF (ISIN: LU3038520774); VanEck Defense UCITS ETF (ISIN: IE000YYE6WK5). Credit: beigestellt/BM f. Verteidigung BRENNPUNKT . Aufrüstung GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 4/2025 Die Vereinigten Staaten liegen unangefochten an der Spitze der Rüstungsausgaben. Aber auch China holt auf. Und Europa? Hier wurde viel Zeit verschlafen, die Invasion der Ukraine im Jahr 2014 blieb als Weckruf nicht gehört. Mit Verspätung soll jetzt kräftig investiert werden. Quelle: SIPRI in Milliarden US-Dollar, 2024 149 88,5 86,1 81,8 80,3 64,7 997 314 64,7 55,3 USA China Russland Deutschland Indien Vereinigtes Königreich Saudi-Arabien Ukraine Frankreich Japan

Ausgabe Nr. 4/2025 – GELD-MAGAZIN . 11 Der Trendpfeil zeigt bei Investitionen in Militär und Rüstung bergauf. Quelle: SIPRI Entwicklung globaler Rüstungsausgaben in Milliarden US-Dollar Amerika Asien & Ozeanien Europa Afrika & Naher Osten 2.500 2.000 1.500 1.000 500 1993 1.281 2003 1.411 2013 1.893 2023 2.394 0 den Vereinigten Staaten parteiübergreifender Konsens, dass die Konzentration auf Asien erfolgt.“ Schon alleine deshalb, weil auch die militärischen Mittel der USA irgendwann an ihre Grenzen stoßen. Es wäre ein Irrglauben, dass nach der Ära Trump, die Vereinigten Staaten wieder als uneingeschränkter Verteidiger Europas in die Bresche springen würden. Steindl: „Europa muss deshalb seine Verteidigungs- und Abschreckungsfähigkeit stärken. Das betrifft natürlich finanzielle Mittel, Kapazitäten und spezifische Fähigkeiten. So haben Berechnungen ergeben, dass die verfügbare Produktion von Flugabwehrraketen für Europa derzeit gar nicht ausreichen würde, um massive Luftangriffe Russlands aufgrund der dort bereits expandierten Produktion von Raketen abzufangen. Aber auch Verteidigungsbereitschaft ist wichtig, was mit klarer Kommunikation der Politik zusammenhängt. Es muss also auch die geistige Landesverteidigung gestärkt und über Bedrohungslagen etwa für das Baltikum und Polen aufgeklärt werden.“ Zur Idee einer EU-Armee sagt der Experte: „Darüber wird gerne gesprochen, man hat sich aber auf kein klares Konzept geeinigt. Ich glaube, solange die NATO mit den USA als wichtigsten Partner besteht, wird es hier keine großen Fortschritte geben. Für eine EU-Armee wäre auch die Änderung wichtiger europäischer Verträge notwendig, etwa die Abschaffung des Einstimmigkeitsprinzips in der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP). Kurzum: Eine eigene EU-Armee, wie immer sie auch ausgeformt sein könnte, halte ich nur für realistisch, wenn sich die EU zu einer politischen Union entwickelt. Bis dahin halte ich Lösungen im Rahmen der NATO für wahrscheinlicher.“ Neutral – alles egal? Welchen Beitrag kann nun das kleine (aber gleichzeitig wohlhabende) Österreich zur Verteidigung der EU beitragen? Wobei natürlich die Neutralität als politisches Element ins Spiel kommt. Dazu muss man einiges wissen: Russland pocht lautstark auf die Neutralität Österreichs. Inklusive unverhohlener Drohungen. Durch einen Beitritt zur NATO steige das Risiko erheblich, „dass die Einheiten des österreichischen Bundesheeres in die Langstrecken-Einsatzpläne der russischen Streitkräfte einbezogen werden könnten“, so Russlands ehemaliger Präsident Dmitri Medwedew, heute Vizechef des russischen Sicherheitsrates. Wobei es kein Geheimnis ist, dass Österreich als demokratischer und marktwirtschaftlich funktionierender Staat natürlich dem Westen immer geneigter war als der Einflusssphäre der damaligen Sowjetunion. Michael Steindl: „Auch hätten in Zeiten des Kalten Krieges die Pläne von NATO und Warschauer Pakt das strategisch wichtige Territorium Österreichs im Falle einer ,heißen‘ Auseinandersetzung miteinbezogen. Ebenfalls wichtig: Österreich hat mit seinem EU-Eintritt den Neutralitäts-Vorbehalt innerhalb der GSVP aufgegeben und ist im Notfall zu Beistand verpflichtet. Aufgrund der Irischen Klausel muss dieser nicht militärischer Natur sein, aber Österreich könnte dann auch Truppen versenden. Wobei die Sicherung von Transportkorridoren bzw. logistische Unterstützung wohl wichtiger wäre. Was Österreich sicherheitspolitisch und militärisch leisten kann, ist also nicht eine Frage des Könnens, sondern des Wollens. Ich meine, all diese Aspekte brauchen ein offene Diskussion.“ Heißes Eisen Gerade diese Diskussion wird in Österreich allerdings auf Sparflamme gehalten, den meisten Mut scheinen die NEOS zu haben, das heiße Eisen anzugreifen. Die anderen Parteien winken ab. Wohl auch mit Blick auf die Stimmungslage: 74 Prozent der Befragten einer Gallup-Analyse (aus dem Jahr 2024) in Österreich sind der Meinung, es sei sicherer, die Neutralität beizubehalten, als der NATO beizutreten. Die Argumentation ist dafür immer gleichlautend, die Neutralität gehöre zur heimischen Identität, habe in der Vergangenheit für Sicherheit gesorgt, etc. Die heilige Kuh bleibt also bis auf weiteres geschützt. Ob das allerdings auch Österreich tatsächlich schützt, steht in Zeiten einer erodierenden Weltordnung auf einem anderen Blatt. „Europa ist nicht verteidigungsfähig.“ Klaus Anderle, Oberst und Experte für Militärpolitik, Österreichisches Bundesheer

Sicherheit, Stabilität, Inflationsschutz. Das sind Begriffe, die einem unmittelbar einfallen, wenn die Sprache auf Gold kommt. Für einige Verunsicherung und Verwirrung unter Anlegern sorgte allerdings jüngst ein Kommentar der EZB zu dem beliebten Edelmetall. Kurz zusammengefasst, warnt die Notenbank in ihrem Finanzstabilitätsbericht vor Risiken im Zusammenhang mit Gold-Investitionen, insbesondere vor einem möglichen „Short-Squeeze“, also einer Benachteiligung von Investoren bei der Lieferung von physischem Gold. Dieser Squeeze könne durch die hohe Nachfrage nach physischem Gold in Verbindung mit einem verstärkten Handel mit Gold-Derivaten entstehen. Das könnte zu Lieferengpässen und Preisvolatilität führen, was letztendlich sogar das Finanzsystem destabilisieren könnte. Besonders besorgniserregend sind komplexe Derivate, hohe Hebel und Over-The-Counter‑Geschäfte, die wenig transparent sind. Beruhigend klingt das wahrlich nicht. Kursziel bleibt aufrecht Was steckt nun hinter der EZB-Warnung? Das GELD-Magazin sprach über die aktuelle und zukünftige Entwicklung des Edelmetalls mit Ronald-Peter Stöferle, dem wohl bekanntesten Gold-Experten Österreichs. Er ist Portfolio-Manager bei der Incrementum AG und Co-Autor des mit rund zwei Millionen Lesern (!) sehr gefragten „In-Gold-We- Trust-Report“. Bereits 2020 ging diese umfassende Analyse von einer Goldnotierung von 4.800 Dollar je Feinunze gegen Ende der laufenden Dekade aus. Stöferle: „Damals sorgte diese Prognose mitunter für Kopfschütteln, das hat sich mitlerweile geändert.” Das 4.800-Dollar-Ziel bleibt in unserem Basisszenario aufrecht, bei einem inflationären Szenario könnten es sogar 9.000 Dollar sein. Der Experte: „Derzeit befinden wir uns zwischen diesen beiden Szenarien. Die EZB hat ja die Inflation quasi für tot erklärt – meiner Meinung nach eine Fehleinschätzung. Die Teuerung erweist sich nämlich als hartnäckig und wird unter anderem durch die Lohn-Preis-Spirale, die Ökologisierung der Wirtschaft, dem Trend zur DeGlobalisierung, Arbeitskräftemangel als Folge demografischer Entwicklungen, fiskalische Stimuli und eine wegen der Zollpolitik gesteigerte Verunsicherung angefeuert. Außerdem hat sich die Inflation sozusagen im Mindset, auch von hochentwickelten Industriestaaten, angesiedelt; aus Emerging Markets kennen wir diese Einstellung schon länger. Alles in allem halte ich das inflationäre Szenario in der zweiten Hälfte der aktuellen Dekade für durchaus realistisch.“ Kurzfristiger, bis Ende 2025, sieht die Prognose Stöferles so aus: 2.900 Dollar beim Basisszenario (was unter dem derzeitigen Niveau liegt) und 4.080 wiederum bei inflationären Bedingungen. „Panikmache“ Die Warnungen der EZB sieht Stöferle gelassen: „Gold ist ein sehr liquider Markt, täglich werden hier rund 240 Milliarden Dollar gehandelt. Was wir beobachten, ist, dass die Nachfrage nach physischem Gold, das wir Sicherheits-Gold nennen, steigt. Hier kann es zu kurzfristigen Lieferengpässen kommen, was aber mehr eine Frage der Spezifikation betrifft, etwa bei 400 Unzen- oder Ein-Kilogramm-Barren. Unterm Strich halte ich den EZB-Bericht für einen Sturm im Wasserglas, wenn nicht sogar für Panikmache. Das kann ich mir dadurch erklären, BRENNPUNKT . Gold Verborgene Risiken? Ist das Edelmetall gar nicht so sicher, wie es sein strahlendes Image suggeriert? Eine Warnung der EZB sorgt für Aufregung. Andere Experten sprechen hingegen von Panikmache durch die Notenbanker. HARALD KOLERUS Credit: AEA/Archiv; nurman/stock.adobe.com 12 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 4/2025 „Wir beobachten, dass die Nachfrage nach physischem Gold steigt.“ Ronald-Peter Stöferle, Edelmetallexperte, Incrementum Gold hat sich heuer als „Renditeknüller“ erwiesen. Im Laufe von zwölf Monaten legte das Edelmetall um knapp 40 Prozent zu. Gold: Renditebringer 1.800 3.600 3.200 2.800 2.200 2.400 2.000 3.400 3.000 2.600 2023 2024 USD 2025

Wenn die Geldmenge (gemessen an der Kennzahl M2) steigt, ist das im Normalfall ein gutes Zeichen für den Goldpreis. Weil dann die Kaufkraft von Bargeld fällt und die Inflation anzieht. Zuletzt legte das Geldvolumen wieder deutlich zu. Legendär: Seit jeher gilt Gold als ein Symbol für Reichtum dass Gold den Euro als zweitwichtigste Reservewährung nach dem Dollar abgelöst hat, und die EZB daraufhin zu reagieren versucht.“ Der Experte weist aber gleichzeitig darauf hin, dass der Umtausch von Assets bei goldgedeckten ETFs in physisches Gold oft teuer und mühselig ist: „Da habe ich schon einige verzweifelte Investoren gesehen. Wer physisches Gold haben will, sollte es am besten auch direkt kaufen.“ Fazit: Auch wenn die Entwicklung von Gold-Derivaten weiter beobachtet werden muss, ist das nach menschlichem Ermessen kein Grund dafür, nicht in Gold zu investieren. Wobei (fast selbstredend) nicht das ganze Vermögen in das Edelmetall veranlagt werden sollte: das wäre pure Spekulation. Experten empfehlen einen Portfolioanteil von fünf bis 15 Prozent – je auf die eigene Risikoneigung abgestimmt. Die Krisenwährung schlechthin Somit bleiben die Hauptargumente für Gold in Kraft: wobei an erster Stelle seine Funktion als Krisenwährung bzw. „sicherer Hafen“ zu nennen ist. Darauf macht auch Steffen Orben, Geschäftsführer der Deutsche Börse Commodities GmbH, aufmerksam: Denn Gold habe in Krisenzeiten seinen Wert oft gehalten oder sogar gesteigert, während andere Anlageklassen verloren hätten. Gold gelte als „verlässlicher Wertspeicher, der seit Jahrhunderten Vertrauen genießt“. Und wie sieht es mit der Entwicklung in näherer Zukunft aus. Dazu die Meinung von Daniela Sabin Hathorn, Senior-Marktanalystin bei Capital.com: „Aus makroökonomischer Sicht befindet sich Gold in einem Tauziehen. Auf der einen Seite schaffen eine schwächere US-Dollardynamik und Anzeichen einer nachlassenden Inflation ein Umfeld, das für höhere Goldpreise günstig ist. Auf der anderen Seite bleibt das makroökonomische Bild weiterhin sehr widersprüchlich. Stärker als erwartete US-Wirtschaftsdaten, wie beispielsweise die Einzelhandelsumsätze und die Industrieproduktion, stellen eine rasche Hinwendung zu einer Lockerung der Geldpolitik weiterhin in Frage. Gleichzeitig bestehen geopolitische Risiken, die jedoch uneinheitlich sind – sie flammen in der einen Woche auf und klingen in der nächsten wieder ab –, was es für Gold schwierig macht, eine nachhaltige Risikoprämie einzupreisen.“ Das Fazit der Expertin lautet: „Realistisch betrachtet, gibt es Gründe, Gold zu verkaufen, wenn man will, aber viel stärkere Gründe, es zu kaufen. Diese Unentschlossenheit spiegelt sich in den Charts wider, wo der Markt keine klare Richtung vorgibt und auf einen Katalysator wartet.“ Auch die SteierWenn mehr Geld gedruckt wird, profitiert Gold Quelle: Charlie Morris, LSEG, Incrementum AG 2006 20 300 110 100 90 80 70 60 50 40 30 800 1.300 1.800 2.300 2.800 3.300 3.800 USD/oz. Bio.USD 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 2022 2024 2004 G20-Geldmenge M2, rechte Skala Goldkurs, linke Skala Ausgabe Nr. 4/2025 – GELD-MAGAZIN . 13

14 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 4/2025 märkische Sparkasse Private Banking nimmt sich des Edelmetalls an, in der Analyse heißt es: „Gold verliert nie seinen inneren Wert, unabhängig von politischen oder wirtschaftlichen Krisen. Ein maßgeblicher Treiber sind derzeit die weltweiten Notenbanken, die ihre Goldreserven auch 2025 weiter aufstocken wollen. Goldbarren und ‑münzen sind international handelbar und zudem sind in Österreich physische Goldkäufe von der Umsatzsteuer befreit. Realisierte Gewinne müssen nach Ablauf einer einjährigen Spekulationsfrist nicht versteuert werden.“ Wichtiger Nachsatz: „Gold ist aber kein Renditetreiber. Es glänzt in erster Linie durch Werterhalt, weniger durch rasantes Wachstum. Gold notiert im US-Dollar, der Preis ist also von dessen Bewegung abhängig und auch die Entwicklung der Leitzinsen spielt eine entscheidende Rolle für den Goldpreis.“ Interessant: Silber Optimismus spiegelt sich auch in einer Analyse von LGT Private Banking wider: „Gold bleibt ein robuster Portfoliodiversifikator, der durch eine Rekordnachfrage, eine starke technische Dynamik und verstärkte Zentralbankkäufe unterstützt wird. Dies führt zu einer optimistischen Preisprognose von 3.600 bis 3.700 Dollar für das Jahr 2026. Die Investitionsnachfrage ist gestiegen, da sich die Nachfrage nach Schmuck abschwächt, wobei die erwarteten Zinssenkungen in den USA die Attraktivität von Gold weiter steigern.“ Unterdessen profitiere Silber von einer steigenden Industrienachfrage, insbesondere im Bereich Solarenergie, und einem strukturellen Angebotsdefizit: „Wir prognostizieren, dass der Silberpreis innerhalb eines Jahres auf 41 bis 44 Dollar pro Unze steigen wird.“ Auch Stöferle teilt übrigens den Optimismus für Silber und sieht das Metall als Renditetreiber. Abschließend hat er noch einen Rat in Sachen Gold parat: „Es ist zumeist falsch, reflexartig Gold zu kaufen, wenn ein Krieg ausbricht oder eine andere Katastrophe eintritt. Solche Ereignisse, so tragisch sie sind, haben kurzfristig kaum Einfluss auf den Goldpreis. Längerfristig kann Gold aber sehr wohl etwa von den Folgen eines Krieges profitieren: durch steigende Schulden, höhere Inflation und vermehrte Unsicherheit.“ Fazit: Wer aufgrund des Eintritts von negativen geopolitischen Ereignissen Gold kauft, tappt leicht in die Falle. Ein zu vermeidender Anlegerfehler. Geschätzter Goldpreis im Jahr 2030 nach Verteilungswahrscheinlichkeit in US-Dolar Gegen Ende der Dekade steht die Wahrscheinlichkeit gut, dass der Goldpreis ein stattliches Niveau von 4.000 bis 5.000 Dollar je Feinunze erreichen wird. Das ergeben die Prognosemodelle des Vermögensverwalters Incrementum. Quelle: Incrementum Wie entstehen Gold-Prognosen? Wie entstehen Vorhersagen zur Preisentwicklung des Edelmetalls? Nicht durch den Blick in eine magische Glaskugel oder nach der Methode „Daumen mal Pi“. Die Sache ist komplexer, wie ein Blick auf die Vorgehensweise des Vermögensverwalters Incrementum zeigt. Für die Berechnung des Preisziels werden zwei Parameter herangezogen, die Geldmengenentwicklung und der implizite Golddeckungsgrad. Da der US-Dollar nach wie vor die Weltleitwährung ist und den stärksten Einfluss auf den Goldpreis hat, werden die Daten für den US-Dollarraum analysiert. Der implizite Golddeckungsgrad einer Währung wird berechnet, indem man die Goldreserven der Zentralbank zum aktuellen Goldpreis bewertet und ins Verhältnis zur Geldmenge setzt. Der Golddeckungsgrad der Geldmenge M2 bewegt sich langfristig um 3,3 Prozent. Auffällig ist, dass in Zeiten abnehmenden Vertrauens in das Geldsystem der Golddeckungsgrad deutlich steigt. So geschehen in den stagflationären 1970er-Jahren sowie 2007 bis 2009 während der Großen Finanzkrise und der anschließenden scharfen Rezession. Aus der Berechnung ergibt sich im Basisszenario ein Goldpreis am Ende der 2020er-Dekade bei etwa 4.800 Dollar. < 1.000 5% 10% 15% 20% 1.000-2.000 2.000-3.000 3.000-4.000 4.000-5.000 5.000-6.000 6.000-7.000 7.000-8.000 8.000-10.000 10.000-12.000 > 12.000 2,0 % 0% 7,7 % 15,0 % 18,1 % 18,6 % 13,5 % 9,9 % 6,3 % 3,8 % 2,9 % 2,4 % Wahrscheinlichkeitsgewichteter Höchststand: 4.821 USD BRENNPUNKT . Gold

FOTO: beigestellt Gold bewährt sich in unsicheren Zeiten Wenn die Weltlage unsicher erscheint, schützt Gold das Depot. Es empfiehlt sich daher, stets einen gewissen Anteil des Edelmetalls im Portfolio zu haben. Herr Orben, wie hat sich Gold historisch in Krisen bewährt? Gold bietet Orientierung und Stabilität in einem Umfeld voller Unsicherheiten. Historisch gesehen hat Gold in Krisenzeiten seinen Wert oft gehalten oder sogar gesteigert, wenn andere Anlageklassen an Wert verloren haben. Die gegenwärtigen Risiken an den Märkten – verursacht durch wirtschaftliche und geopolitische Faktoren wie die Handelspolitik von Donald Trump, Kriege in der Ukraine und in Gaza sowie Spannungen mit dem Iran – haben die Nachfrage nach Gold als „sicherer Hafen“ verstärkt und den Preis in die Höhe getrieben. Gold gilt als verlässlicher Wertspeicher, der seit Jahrhunderten Vertrauen genießt. Das Edelmetall ist unabhängig von digitalen oder finanziellen Systemen und trägt somit zur Absicherung des Vermögens bei. Zwei Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit: Während des Finanzcrashs im Jahr 2008 brachen etliche Aktienmärkte um mehr als 50 Prozent ein, während der Goldpreis um fast ein Drittel stieg. Ähnliches geschah beim Platzen der Dotcom-Blase zu Beginn der 2000er Jahre. Wer Gold im Depot hatte, konnte seine Verluste weitgehend ausgleichen. Übrigens raten Studien dazu, das eigene Portfolio mit fünf bis zehn Prozent Gold abzusichern. Gold ist aktuell sehr teuer. Sollte ich trotzdem investieren? In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit steigt der Goldpreis, da Anleger dann dazu neigen, ihr Kapital in Gold zu investieren, was den Preis in die Höhe treibt. Dieses Phänomen beobachten wir im Moment auch wieder. Jedoch ist die Wertentwicklung von Gold in Krisenzeiten nicht immer einheitlich. In der Corona-Krise verloren Aktien deutlich – bis zu 50 Prozent –, während Gold in dieser Zeit nahezu stabil blieb und „nur“ um drei Prozent zulegte. Es geht auch nicht ausschließlich um zeitlich begrenzte Krisenzeiten, sondern Gold sollte stets als langfristige Anlage betrachtet werden, also über einen Zeitraum von fünf Jahren und mehr. Langfristig erhält es die Kaufkraft und gleicht Schwankungen anderer Anlageklassen aus, dient also als Inflationsschutz: Steigt die Inflation, steigt in der Regel auch der Goldpreis. Über einen längeren Zeitraum zeichnet sich auch eine deutlich positive Preisentwicklung ab: Diese lag in den letzten 25 Jahren bei durchschnittlich 9,5 Prozent pro Jahr. Und wie oben bereits erwähnt: Ja, man sollte in Gold immer investiert sein. Und wie kauft man Gold am besten? Münzen? Barren? Gold-ETCs? All das ist möglich. Aber Vorsicht: Bei den Kosten, der Sicherheit und der Flexibilität gibt es große Unterschiede. Flexibilität bedeutet: Wie einfach ist es, Gold zu kaufen und zu verkaufen. Physisches Gold ist im Vergleich zu börsengehandelten Produkten eher teuer, da zu den Materialpreisen weitere Preiskomponenten hinzukommen. Dazu zählen beispielsweise der Sammlerwert bei Münzen oder die Prägekosten bei Barren. Außerdem muss jeder selbst für die Sicherheit sorgen. Goldzertifikate sind über die Börse handelbar, bilden aber meist nur den Goldpreis ab. Ein physisch besichertes Zertifikat wie Xetra-Gold® verbindet dagegen die Vorteile des physischen Goldbesitzes mit der einfachen Handelbarkeit. Es ist börsentäglich handelbar wie eine Aktie und Anleger müssen sich nicht um Lagerung oder Versicherung kümmern. Auf Wunsch kann das Gold auch ausgeliefert werden. Gewinne aus dem Verkauf von Xetra-Gold sind nach einem Jahr steuerfrei. www.xetra.com Steffen Orben, Geschäftsführer der Deutsche Börse Commodities GmbH Ausgabe Nr. 4/2025 – GELD-MAGAZIN . 15 EXPERTSTALK . Steffen Orben, Deutsche Börse Commodities GmbH Zur Person Steffen Orben besitzt über 30 Jahre Erfahrung im Devisen- und Rohstoff- Bereich. Seit 2007 ist er einer von zwei Geschäftsführern der Deutsche Börse Commodities GmbH. Von 1996 bis 2021 war er in verschiedenen Positionen im Devisen- und Rohstoffhandel für die Deutsche Bank AG tätig. Bevor er zur Deutschen Bank wechselte, war er von 1992 bis 1996 Devisenhändler bei JP Morgan in London.

Eurozone Inflation steigt Industrie Österreich: Hoffnung kehrt zurück Endlich wieder aufwärts. Über den Sommer hat sich die Industriekonjunktur in Österreich spürbar aufgehellt. Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex stieg im August auf 49,1 Punkte. Der Indikator erreicht damit den höchsten Wert seit drei Jahren und unterschreitet die Neutralitätslinie von 50 Punkten nur noch knapp. Die positive Entwicklung in Österreich wird von der Verbesserung der Industriekonjunktur in ganz Europa begleitet, insbesondere in Deutschland treibt ein recht kräftiger Rückenwind das verarbeitende Gewerbe voran. Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für den Euroraum übertraf im August mit 50,5 Punkten erstmals seit drei Jahren die Marke von 50 Punkten, die auf Wachstum hinweist. Dennoch gibt es leider auch schlechte Nachrichten: Trotz der Ausweitung der Produktion wurde der Personalstand in den österreichischen Betrieben im August weiter stark reduziert, sogar etwas stärker als im Vormonat. Der Beschäftigtenindex sank auf 45,6 Punkte. Credit: pixabay Teuer. Die Inflationsrate kletterte in der Eurozone im August auf 2,1 Prozent, nach 2,0 Prozent im Vormonat. Zwar wurde Energie billiger (-1,9 %), doch bei den Nahrungsmittelpreisen zeichnet sich keine Entspannung ab. Sie stiegen im August um 3,2 Prozent (Juli: 3,3 %). Vor allem unverarbeitete Lebensmittel wurden erneut teurer, ihre Preise stiegen sogar um 5,5 Prozent. Die Preise für Dienstleistungen liegen weiterhin hartnäckig über der Drei-Prozent-Marke, in den letzten Monaten zeichnet sich jedoch eine kontinuierliche Entspannung ab. In einem Statement der DWS heißt es: „Auch wenn die EZB die Nahrungsmittelpreise nicht direkt beeinflussen kann, kann ein dauerhafter Preisanstieg bei Gütern des täglichen Bedarfs zu höheren Inflationserwartungen und Lohnforderungen führen. Das wäre aktuell nicht im Sinne der Notenbank.“ WIRTSCHAFT . Kurzmeldungen UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator Österreich Quelle: Statistik Austria, Wifo, UniCredit 2020 2021 UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator BIP (real; Veränderung zum Vorjahr in %) 2022 2023 2024 2025 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 16 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 4/2025 012345 DIE ZAHL DES MONATS 24 Deutschland. Nach Jahren der Stagnation wächst die Sorge um die Zukunftsfähigkeit Deutschlands als führendem Industriestandort: auch in Österreich, dessen Wirtschaft stark vom Nachbarland abhängt. Dazu die Bad News: Im aktuellen IMD World Competitiveness Ranking ist Deutschland auf Rang 24 zurückgefallen, ein markanter Absturz gegenüber Platz 6 vor nur einem Jahrzehnt. Die etwas bessere Nachricht: „Eine entschlossene Reformpolitik in Kombination mit günstigen globalen Rahmenbedingungen könnte den strukturell geschwächten Wirtschaftsstandort wieder auf Kurs bringen“, meint Christian Schmidt aus dem PortfoliomanagementTeam von SPSW Capital. Mit dem zu Beginn des Jahres angekündigten Infrastrukturpaket in Höhe von 500 Milliarden Euro wurde ein erster wichtiger Impuls gesetzt. Entscheidend wird nun sein, ob diesem Signal auch strukturelle Reformen folgen. Reich an Pannen. Die europäische Automobilbranche steckt in der Krise und mit ihr das Rückgrat der Industrie: die Zulieferer. Das zeigt eine aktuelle Studie von Strategy&. Demnach blieb der Umsatz der zehn größten Automobilhersteller der Welt 2024 mit rund 1,8 Billionen Euro gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert. Unter Berücksichtigung der Inflation und gestiegener Produktionskosten ergibt sich sogar ein Rückgang um 0,6 Prozent. Insbesondere europäische Zulieferer spüren die Absatzschwäche ihrer Kernkunden deutlich: Seit 2019 haben die zwei größten europäischen Automobilhersteller bis zu 30 Prozent ihres Produktionsvolumens eingebüßt. Das entspricht in Summe etwa 4,3 Millionen Fahrzeugen. Der Weg zurück an die Spitze erfordert laut Studie eine klare strategische Neuausrichtung der europäischen Automobilindustrie. Zulieferer müssen gezielt auf technologische Zukunftsfelder setzen, statt Bestehendes zu verbessern. Autobranche: Kratzer im Lack

5 Rohstoffe, Trends und Transparenz Der smn Diversified Futures Fund ist ein globaler, systematischer Managed Futures Fund, der seit mehr als 29 Jahren weltweit breit gestreut in Aktien, Zinsinstrumenten, Währungen und Rohstoffen veranlagt. Bitte erläutern Sie die Funktionsweise eines „systematischen Managed Futures Fund“. Die Anlagestrategie unseres Fonds basiert vollständig auf einem quantitativen Ansatz. Konkret bedeutet das, dass Anlageentscheidungen durch die Anwendung mathematisch definierter Regeln getroffen werden, anhand derer ein Portfolio aus börsengehandelten Terminkontrakten („Futures“) systematisch zusammengestellt wird. Frei von menschlichen Emotionen handeln unsere Systeme nach dem Prinzip der „Trendfolge“. Bitte beschreiben Sie, was unter Ihrer Anlagestrategie „Trendfolge“ zu verstehen ist. Sämtliche Handelsmodelle von smn beruhen auf mittel- bis langfristiger Trendfolge. Dabei werden mittels voneinander unabhängigen, quantitativen Systemen Trends in verschiedenen Märkten identifiziert und nach Möglichkeit in gewinnbringende Trades umgesetzt. Von zentraler Bedeutung ist das Risikomanagement mit dem Ziel, ein optimales Verhältnis von Ertrag und Risiko zu erreichen. Gibt es überhaupt noch Trends, oder hat sich das Marktumfeld in ein von Überschriften getriebenes Umfeld verwandelt? Märkte steigen, fallen oder tendieren seitwärts. Das führt andauernd zu Trends. Uns ist es möglich, durch die Analyse von Preisdaten bestehende Markttrends zu identifizieren. Im laufenden Jahr konnten wir z.B. Aufwärtstrends in den Aktienmärkten und beim Gold nutzen. Gleichzeitig sehen wir Abwärtstrends, etwa im Energiesektor. Phasen mit erratischen Seitwärtsbewegungen oder abrupte Trendwechsel führen zu Fehlsignalen und Verlusten. Das sind die Risikoszenarien, die Investoren kennen und akzeptieren müssen. Was unterscheidet den smn Diversified Futures Fund von anderen CTAs? Der smn Diversified Futures Fund unterscheidet sich von anderen trendfolgenden Strategien insbesondere durch die Breite seines Investmentuniversums, den hohen Grad an Transparenz sowie einen langjährigen und belastbaren Track Record. Mit rund 200 Märkten weltweit bietet unser Ansatz eine breite Diversifikation, wobei insbesondere die starke Gewichtung der Rohstoffmärkte hervorzuheben ist. Diese entwickeln sich häufig unabhängig von Aktien und Anleihen und tragen wesentlich zu den Diversifikationseigenschaften des Fonds bei. Darüber hinaus legen wir großen Wert auf Transparenz: Unsere Investoren erhalten detaillierte Einblicke in unsere Positionierungen, Risikoparameter und die zugrundeliegende Systemlogik. Gerade in volatilen Marktphasen schafft das Vertrauen und ermöglicht eine nachvollziehbare Einordnung der Performance. Schließlich kann unser Fonds auf eine über 29-jährige Historie zurückblicken. Diese langjährige Erfolgsgeschichte erlaubt es Investoren, die Stärken unserer Strategie in unterschiedlichen Marktsituationen zu erkennen – ebenso wie ihre Grenzen. Im Ergebnis steht eine Strategie, die über die Zeit aktienähnliche Erträge bei vergleichbarem Risiko erzielen konnte – ein klarer Mehrwert für diversifizierte Portfolios. Wie ist das Risikomanagement in Ihrem Fonds eigentlich organisiert? Risikomanagement findet bei uns auf mehreren Ebenen statt. Neben regulatorischen Vorgaben arbeiten wir mit internen Limits und streng vordefinierten Regeln, die systematisch umgesetzt werden. Jeder Prozessschritt ist für unsere Kunden nachvollziehbar und transparent. Wie wird Ihr Fonds neben anderen Alternativen Investments eingesetzt? Der smn Diversified Futures Fund wird als liquide Alternative zu Hedgefonds oder Private Equity Strategien eingesetzt. Institutionelle und private Investoren schätzen die geringe Korrelation zu traditionellen Anlageklassen, die wöchentliche Liquidität und hohe Transparenz. Bei Interesse stehen wir Ihnen jederzeit gerne für ein persönliches Gespräch oder eine Präsentation zur Verfügung. www.smn.at EXPERTSTALK. Christophorus Lehmann, smn Investment Services Mag. Christophorus Lehmann, Business Development, smn Investment Services EINSCHALTUNG – FOTO: beigestellt Ausgabe 4/2025 – GELD-MAGAZIN . 17

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