Verprellt bis verhöhnt. Das hat Trump die langjährigen westlichen Verbündeten seines Landes. Aber auch mit China und „fast dem Rest der Welt“ legt er sich undiplomatisch an. Ob das gut geht? Denn das erratische Vorgehen des Präsidenten führt zum Zusammenrücken der EU und anderer wirtschaftspolitischer Blöcke. Die Vormachtstellung der USA wird so in Frage gestellt. EU am Zug Beginnen wir in Europa. Elisabeth Christen, Senior Economist am WIFO, sagt zum GELD-Magazin: „Grundsätzlich könnten wir eine Stärkung der EU sehen, wenn es gelingt, die Einigkeit der letzten Jahre, wie sie vor allem zu Beginn der Sanktionen gegenüber Russland ersichtlich war, beizubehalten und auszubauen. In einer geopolitisch unsicheren Zeit könnte sich die EU weltweit noch mehr als verlässlicher Handelspartner positionieren, der sich an internationale Regeln hält und das System des Multilateralismus stützt.“ Gewisse Handelsabkommen könnten dabei noch vertieft werden, etwa mit Blick auf Kanada. Christen: „Prinzipiell ist es wichtig, dass die EU mit einer Stimme spricht, gerade in Handelsfragen wäre das gut möglich.“ Die Ökonomin meint auch, dass sich die EU im bisherigen Handelskonflikt strategisch klug verhalten hat: „Es wurde nicht sofort mit Gegenzöllen reagiert, aber man ließ wissen, dass man entsprechende Maßnahmen in der Hand hält.“ Börsen als Indikator Wobei die Expertin meint: „An einer gewissen Dominanz der USA wird sich so schnell nichts ändern, etwa in Hinblick auf Künstliche Intelligenz, Halbleiter oder andere Hochtechnologie-Bereiche. Langfristig kann durch den strukturellen Aufschwung Chinas sehr wohl die Position der Vereinigten Staaten geschwächt werden. Und kurzfristig kann eine Eskalation des Zoll- und Handelsstreits den USA Schaden zufügen. Zum Beispiel durch steigende Inflation und Erschütterungen des Aktienmarkts, wovon die Bevölkerung direkt betroffen wäre. Mit dem Fragezeichen, wie sich das auf die Spaltung der Gesellschaft auswirken würde.“ Apropos Aktien: Das große Misstrauen in die Lage zeigte sich auch im sogenannten „Sell America“-Trade. In ungewöhnlicher Parallelität verkauften Investoren US-amerikanische Aktien, Staatsanleihen und Dollar. „Trotz temporärer Aussetzung der kurz zuvor verkündeten, neuen massiven Importzölle auf Produkte aus Asien und Europa, ließ die erratische Handelspolitik der Trump-Administration viele Unternehmen BRENNPUNKT . Geopolitik Unbeliebte Weltmacht Die USA als strahlendes Vorbild der freien Welt – das war gestern. Heute zertrampelt Donald Trump lange gewachsene internationale Beziehungen und Standards. Für die Vereinigten Staaten könnte das ein Schuss ins Knie sein. HARALD KOLERUS Die „broad stripes and bright stars“ haben schon einmal bessere Zeiten gesehen. Credits: Archiv; beigestellt/Eric Krügl; tanya78/stock.adobe.com Der Greenback leidet und zeigt gegenüber dem Euro sowie anderen wichtigen Währungen Schwäche. Einen Abgesang an den Dollar bedeutet das aber (noch) nicht. US-Dollar zeigt sich schwach 0,80 1,05 0,95 0,90 0,85 1,00 2020 2021 2022 2023 2024 EUR ´25 8 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2025
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