EINSCHALTUNG – FOTOS: beigestellt Die etwas andere Dividendenstrategie Portfoliomanager Ludwig Palm zeigt, wie er häufige Fallstricke beim Thema Dividenden umschifft. Statt auf die Höhe der Ausschüttungen fokussiert er auf gewinnstarke Unternehmen, die regelmäßig Dividenden zahlen. Herr Palm, die klassische Berichtssaison nähert sich dem Ende. Wie wirken sich die US-Zollandrohungen auf die Unternehmensgewinne aus? Ehrlich gesagt, bisher kaum. Abgesehen von den schlagzeilenträchtigen deutschen Autobauern gab es sehr wenige Ankündigungen, Gewinne oder Dividenden zu senken. Auch nicht von US-Unternehmen? Immerhin könnte es doch in den USA zu einer Rezession kommen. Bei den US-Unternehmen bemerkte man das bisher auch kaum. Die meisten der Unternehmen in unserem Portfolio schütten seit Jahrzehnten kontinuierlich Dividenden aus. Sind doch die Stabilität und Kontinuität der Dividende für uns deutlich wichtigere Anlagekriterien als die absolute Höhe der Ausschüttung. Schlagzeilen über Dividenden in Rekordhöhe mögen es zwar anders suggerieren, doch für den Anlageerfolg sind immer gleichermaßen Ausschüttung und Kursentwicklung einer Aktie entscheidend. Eine hohe Dividendenrendite lässt eine Aktie vor allem günstig erscheinen, was aber gute Gründe haben kann. Oft ist eine hohe Dividendenrendite sogar ein Indikator für ein erhöhtes Risiko. Können Sie hier Beispiele nennen? Gerne. Beispielsweise lag im europäischen Telekommunikationssektor die Dividendenrendite in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt bei 4,4 Prozent p.a. – also relativ hoch. Und auch wenn es Ausnahmen gibt, wurden in diesem Sektor mehrheitlich in der Vergangenheit aufgrund fehlender Wachstumsperspektiven Gewinne ausgeschüttet statt reinvestiert. Das Gewinnwachstum war entsprechend gering und die Kursentwicklung, gemessen am Stoxx Europe 600 Telecommunication Index, in diesem Zeitraum deutlich negativ. Grundsätzlich achten Sie also vor allem auf Dividendenstabilität und -wachstum? Ja, beide Kriterien sind sehr wichtig. Aber in erster Linie suchen wir Unternehmen mit einer aus unserer Sicht gut vorhersagbaren und starken Gewinnentwicklung. Dann kommen die genannten Dividendenkriterien obendrauf. Können es sich doch nur sehr gute Unternehmen leisten, auch in Krisenzeiten kontinuierlich Gewinne auszuschütten und die Dividenden über die Zeit zu steigern. Das klingt nach Dividendenaristokraten, also nach Unternehmen, die seit mindestens 25 Jahren regelmäßig Dividenden zahlen … … und die Ausschüttungen regelmäßig erhöht haben. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil unseres Portfolios. Aber auch Unternehmen, die aus unserer Sicht auf dem besten Weg dorthin sind, zählen dazu. So wurden früher vor allem in den Sektoren Basiskonsumgüter und Gesundheit regelmäßige und wachsende Dividenden bezahlt, heute zählen zudem immer mehr Unternehmen aus dem Technologiebereich dazu. Trotz der Investitionen ins eigene Geschäft bleibt hier oft noch genügend Raum für Ausschüttungen an die Anteilseigner. Hightech in Dividendenstrategien, das klingt ungewöhnlich. Dennoch fragen sich viele, ob sich Dividendenstrategien überhaupt noch lohnen? Schließlich ist die Nullzinsphase vorbei. Wir warnen davor, Zinserträge und Dividenden gleichzusetzen. Einerseits sind bei Anleihen Zinszahlungen vertraglich verpflichtend, solange der Emittent nicht pleitegeht. Dividenden müssen hingegen Jahr für Jahr neu beschlossen werden. Zum zweiten ist die Ausschüttung bei Dividendentiteln eben nur ein Teil der Wertentwicklung. Hinzu kommt die Kursentwicklung der Aktie. Die Zinsen im Euroraum sinken zwar wieder, doch in den USA bleibt die höhere Inflation ein Thema. Und Dividendenwerte sind Sachwerte, die Inflationsschutz bieten können. Das gilt insbesondere für die oft wettbewerbsstarken Unternehmen, die Preise setzen und Margen vielfach halten können. www.flossbachvonstorch.at Ludwig Palm, Portfoliomanager des Flossbach von Storch – Dividend Ausgabe Nr. 3/2025 – GELD-MAGAZIN . 71 SOMMERGESPRÄCH . Ludwig Palm & Roland Sinkovits, Flossbach von Storch Roland Sinkovits, Niederlassungsleiter, Head of Sales Österreich bei Flossbach von Storch SE
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