GELD-Magazin, Nr. 3/2025

Der deutsche Leitindex hat sich von dem Kursschock der ersten Aprilwoche nach kurzer Schockstarre deutlich erholen können. Die wichtige 200-Tages-Linie wurde nicht nur zurückerobert, sondern der Index konnte bei 24.350 Punkten sogar ein neues Rekordhoch erzielen, wobei alle neuen Widerstände klar durchbrochen wurden. Damit geht der Trend weiterhin aufwärts und investierte Anleger sollten das Stopp auf 18.340 Punkte nachziehen. AKTIEN . Deutschland Vom kranken Mann an Rhein und Elbe ist in Frankfurt am Main jedenfalls nichts zu spüren. Hier klatschen die Aktienhändler regelmäßig neue Indexrekorde feuchtfröhlich ab. Und das, obwohl die Makro-Wirtschaftsdaten gar nicht gut aussehen: Deutschland steckt in einer veritablen Stagflation. So wird im Gesamtjahr laut Sachverständigenrat höchstens eine schwarze Null herauskommen. Gleichzeitig sinkt die Inflation nicht mehr weiter: sie lag im Mai unverändert bei 2,1 Prozent. Das liegt vor allem am höheren Lohnwachstum als in anderen EU-Ländern, was allerdings den privaten Konsum bisher nicht angetrieben hat. Zudem haben viele Unternehmen in Erwartung der US-Zölle Exporte in die USA vorgezogen, der zu erwartende Dämpfer muss erst verdaut werden. Zuletzt gingen die Exporte bereits zurück und auch die Industrieproduktion schwächelte. Das Sonderprogramm der Bundesregierung über 500 Milliarden Euro für Verteidigung und Infrastruktur bietet zwar Chancen: ob sie Unternehmen, die aktuell wegen der Zollunsicherheiten ihre Investitionen aufschieben auch nützen, sei dahingestellt. Deutsche Konzerne schwächeln Im ersten Quartal 2025 konnten die DAXKonzerne ohne Banken ihren Umsatz zwar um 3,3 Prozent auf 458,9 Milliarden Euro steigern. Aber immerhin zehn Unternehmen – unter anderem BMW, Mercedes-Benz, BASF und Bayer – mussten einen Umsatzrückgang hinnehmen. 16 der insgesamt 40 DAX-Konzerne erzielten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einen niedrigeren operativen Gewinn. Insgesamt sank der Gewinn der DAX-Konzerne vor Zinsen und Steuern (EBIT) um 8,1 Prozent auf 44,8 Milliarden Euro. Gegen diesen negativen Trend konnte sich die Deutsche Telekom entwickeln. Die Bonner profitierten von dem weiter starken Kundenzuwachs in den USA und dem deutschen Mobilfunkgeschäft. Im Breitband lief es hingegen abseits des Glasfaserausbaus nicht mehr so gut. Doch die Telekom macht mehr als drei Viertel ihres Geschäfts im Ausland, und dort performt sie gut. Das operative Ergebnis im ersten Quartal stieg um 7,9 Prozent auf knapp 11,3 Milliarden Euro. Tutto Gas bei BMW? Deutsche Autoaktien sind – teilweise jedenfalls – besser als ihr Ruf. Hohe Konjunkturabhängigkeit und Kapitalbedarf und die im Durchschnitt niedrigen Margen lassen Anleger einen Bogen um den Sektor machen. Doch man muss zwischen dem Massen- und dem Premiumsegment unterscheiden. Letzteres bietet durchaus Chancen, etwa Mercedes und BMW. Ihre Produkte heben sich von der Masse ab. Beide verfügen über umfangreiches exklusives Know-how im Automobilbau. Mit BAIC hat Mercedes seit zwanzig Jahren einen leistungsstarken Joint-Venture-Partner in China an der Seite. BMW ist der größte Autoexporteur der USA. Das Zuliefernetzwerk ist inzwischen genau auf den Bedarf abgestimmt. Beide Unternehmen arbeiten mit einem hohen „Local Content“, sie fertigen einen Großteil der Autos in den Absatzländern. Sie haben eigens für chinesische oder US-Kunden passende Produkte wie Langversionen oder XXL-Geländewagen im Angebot; ein Mehrwert, den selbst die an der Börse hochgejubelte Tesla nicht bietet. Und sie fahren auch in der E-Mobilität – im Gegensatz zu Tesla – auf der Überholspur, jedenfalls in Europa. Die letzten Zulassungszahlen zeigen trotz des Förderstopps zweiDer stärkste Aktienindex Zwar gab es in Deutschland im ersten Quartal 2025 nur ein Mini-Wachstum von 0,2 Prozent, im Gesamtjahr wird gar ein Nullsummenspiel erwartet. Doch der DAX eilt unverdrossen von Hoch zu Hoch. WOLFGANG REGNER stellige Zuwächse. Tesla hingegen muss herbe Einbußen verkraften. BMW hat 15.000 Mitarbeiter allein im Bereich Forschung und Entwicklung (R&D). Mercedes gibt jedes Jahr zehn Milliarden Euro dafür aus. Es ist bisher die einzige Automarke, deren Fahrzeuge von den fünf Stufen bis zum vollautomatisierten Fahren auf Level 3 autonom fahren können. Selbst Tesla und die chinesische Konkurrenz sind nicht so weit. Kurzfristig sehen die Unternehmenszahlen schlecht aus. BMW etwa musste im ersten Quartal einen Gewinneinbruch von 26,4 Prozent verkraften, Mercedes sogar ein Minus von 43 Prozent. Doch das ist die Vergangenheit – mit relativ hohen Vergleichswerten. In der ZuDAX . Neuer Indexrekord 2024 2023 24.000 16.000 17.000 15.000 20.000 21.000 22.000 23.000 18.000 19.000 14.000 ´25 66 . GELD-MAGAZIN – Ausgabe Nr. 3/2025

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